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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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halbe Stunde ein neues Seitenthälchen öffnet, aus dem die Gletscher des Zillerthales ungeheuer groß hereinlugen.

Bei Arzbach, unterhalb St. Johann, steht die zum Bergwerk in der Prettau gehörige Kupferschmelze, ein Haufen von schwarzbraunen Scheunen, in denen sich viele rußige Menschen herumtreiben. Wir vertieften uns einigermaßen in die höllischen Räume, die den Hochofen umgeben, und warteten zu, bis ein Anstich erfolgen würde. Unterdessen führte uns ein Arbeiter in die Höhe vor die Mündung des Ofens, wo die Kohlen eingeworfen werden. Dort schlägt das rothe Feuer in fürchterlichen Zungen gegen den Rauchfang auf, eben so grauenvoll schön anzuschauen, als schwer zu betrachten, wegen der übertriebenen Hitze. Wieder hinuntergeführt stellten wir uns vor den Ofen, und alsbald näherte sich ein andrer schwarzer Kobold, that mit einer eisernen Stange etliche kräftige Stöße an den Spund des Ofens und unverzüglich quoll ein feuriges Brünnlein heraus, das seine kupferigen Fluten in die kleinen Rinnen ergoß, welche ihm gegraben waren. Diese führten in größere Gruben, wo sich der glühende Strom zur Ruhe setzte.

Das Schloß zu Taufers ist eine herrliche Ruine, liegt zwischen hohen Bergen auf einem jähen Bühel und blickt gebieterisch herunter in das Thal. Weitläufiges Gemäuer kriecht an dem Felsen auf und ab; daraus ragt ein mächtiger Hauptthurm, unter dem das Schloßthor sich aufthut. Mehrere andere runde Thürme stehen an den Ecken umher. Aus ein paar Fenstern winkten Blumen - immer ein freundlicher Anblick, weil ein Zeichen, daß in den schauerlichen Räumen neben den Eulen auch noch Menschen sich aufzuhalten wagen. Als Alterthum wird die kleine Schloßcapelle gerühmt.

Die Herren von Tuvers, die im zwölften Jahrhundert zum erstenmale genannt werden, sind zu großer Macht und hohem Ansehen gekommen, aber schon 1340 ausgestorben. Darnach fiel die Herrschaft an die Grafen von Tirol, die sie im Laufe der Jahrhunderte bald zu Lehen bald als Pfand in verschiedene Hände gaben. Zuletzt sind die Güter den Grafen

halbe Stunde ein neues Seitenthälchen öffnet, aus dem die Gletscher des Zillerthales ungeheuer groß hereinlugen.

Bei Arzbach, unterhalb St. Johann, steht die zum Bergwerk in der Prettau gehörige Kupferschmelze, ein Haufen von schwarzbraunen Scheunen, in denen sich viele rußige Menschen herumtreiben. Wir vertieften uns einigermaßen in die höllischen Räume, die den Hochofen umgeben, und warteten zu, bis ein Anstich erfolgen würde. Unterdessen führte uns ein Arbeiter in die Höhe vor die Mündung des Ofens, wo die Kohlen eingeworfen werden. Dort schlägt das rothe Feuer in fürchterlichen Zungen gegen den Rauchfang auf, eben so grauenvoll schön anzuschauen, als schwer zu betrachten, wegen der übertriebenen Hitze. Wieder hinuntergeführt stellten wir uns vor den Ofen, und alsbald näherte sich ein andrer schwarzer Kobold, that mit einer eisernen Stange etliche kräftige Stöße an den Spund des Ofens und unverzüglich quoll ein feuriges Brünnlein heraus, das seine kupferigen Fluten in die kleinen Rinnen ergoß, welche ihm gegraben waren. Diese führten in größere Gruben, wo sich der glühende Strom zur Ruhe setzte.

Das Schloß zu Taufers ist eine herrliche Ruine, liegt zwischen hohen Bergen auf einem jähen Bühel und blickt gebieterisch herunter in das Thal. Weitläufiges Gemäuer kriecht an dem Felsen auf und ab; daraus ragt ein mächtiger Hauptthurm, unter dem das Schloßthor sich aufthut. Mehrere andere runde Thürme stehen an den Ecken umher. Aus ein paar Fenstern winkten Blumen – immer ein freundlicher Anblick, weil ein Zeichen, daß in den schauerlichen Räumen neben den Eulen auch noch Menschen sich aufzuhalten wagen. Als Alterthum wird die kleine Schloßcapelle gerühmt.

Die Herren von Tuvers, die im zwölften Jahrhundert zum erstenmale genannt werden, sind zu großer Macht und hohem Ansehen gekommen, aber schon 1340 ausgestorben. Darnach fiel die Herrschaft an die Grafen von Tirol, die sie im Laufe der Jahrhunderte bald zu Lehen bald als Pfand in verschiedene Hände gaben. Zuletzt sind die Güter den Grafen

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[598/0602] halbe Stunde ein neues Seitenthälchen öffnet, aus dem die Gletscher des Zillerthales ungeheuer groß hereinlugen. Bei Arzbach, unterhalb St. Johann, steht die zum Bergwerk in der Prettau gehörige Kupferschmelze, ein Haufen von schwarzbraunen Scheunen, in denen sich viele rußige Menschen herumtreiben. Wir vertieften uns einigermaßen in die höllischen Räume, die den Hochofen umgeben, und warteten zu, bis ein Anstich erfolgen würde. Unterdessen führte uns ein Arbeiter in die Höhe vor die Mündung des Ofens, wo die Kohlen eingeworfen werden. Dort schlägt das rothe Feuer in fürchterlichen Zungen gegen den Rauchfang auf, eben so grauenvoll schön anzuschauen, als schwer zu betrachten, wegen der übertriebenen Hitze. Wieder hinuntergeführt stellten wir uns vor den Ofen, und alsbald näherte sich ein andrer schwarzer Kobold, that mit einer eisernen Stange etliche kräftige Stöße an den Spund des Ofens und unverzüglich quoll ein feuriges Brünnlein heraus, das seine kupferigen Fluten in die kleinen Rinnen ergoß, welche ihm gegraben waren. Diese führten in größere Gruben, wo sich der glühende Strom zur Ruhe setzte. Das Schloß zu Taufers ist eine herrliche Ruine, liegt zwischen hohen Bergen auf einem jähen Bühel und blickt gebieterisch herunter in das Thal. Weitläufiges Gemäuer kriecht an dem Felsen auf und ab; daraus ragt ein mächtiger Hauptthurm, unter dem das Schloßthor sich aufthut. Mehrere andere runde Thürme stehen an den Ecken umher. Aus ein paar Fenstern winkten Blumen – immer ein freundlicher Anblick, weil ein Zeichen, daß in den schauerlichen Räumen neben den Eulen auch noch Menschen sich aufzuhalten wagen. Als Alterthum wird die kleine Schloßcapelle gerühmt. Die Herren von Tuvers, die im zwölften Jahrhundert zum erstenmale genannt werden, sind zu großer Macht und hohem Ansehen gekommen, aber schon 1340 ausgestorben. Darnach fiel die Herrschaft an die Grafen von Tirol, die sie im Laufe der Jahrhunderte bald zu Lehen bald als Pfand in verschiedene Hände gaben. Zuletzt sind die Güter den Grafen

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/602>, abgerufen am 23.11.2024.