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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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des ledigen Mannsvolkes einer Gemeinde) mit eifersüchtigen Augen die Schönen ihres Dorfes bewacht, er also Gefahr läuft, im Falle der Entdeckung von derselben geästet, gescheitert oder gewasent, d. i. mit Baumästen, Scheitern oder Wasen (Rasenstücken) geworfen zu werden.

Alte Mütterchen haben schon lange durch schreckbare Spukgeschichten, die Geistlichen durch Kanzelreden, die Beamten durch Arrest- und Geldstrafen dem Gasselgehen entgegen zu wirken gesucht, aber umsonst. Von letztern zumal wurde mancher, der anfangs als Eiferer auftrat, durch unangenehme Erfahrungen dahin gebracht, die Sache bald leichter zu nehmen. Noch jetzt ist die Sitte nicht abgekommen.

Der dritte Ort diese Gedichte zu singen und sie zu verfassen, sind die Alpen. Von aller Gesellschaft durch mehrere Monden getrennt, suchen natürlich die einzelnen Viehhirten ihre Nebenstunden so gut als möglich zu verkürzen. Sie verfertigen aus Farchen- oder Kieferholz eine Menge jener Späne, deren man sich auf dem Lande statt der Kerzen bedient, oder sie flechten aus Latschen- oder Zundelstauden eine Art Holzschuhe, Knospen, für Stall- und Bergleute überhaupt ein nothwendiges Bedürfniß. Viele wissen auch allerlei Hausgeräth, Löffel, Teller, Milchgefäße zu schnitzen. Unter diesen Handarbeiten finden sie nun Muße genug, sich ihrer daheim gelassenen Mädchen zu erinnern und auf sie, oder auch auf ihre Nebenbuhler mancherlei Liebes- und Spottgedichte zu verfassen. In jeder Alpenhütte findet sich überdieß eine Maultrommel, eine Waldflöte, eine Schwegel, eine Zither und dergleichen, so daß diese Sennen auch Gelegenheit haben, eine passende Arie auszusinnen und sich in mannichfaltiger Begleitung zu üben.

Auch auf dem Felde, in den beschwerlichen Bergmahden und bei häuslichen Beschäftigungen werden diese Liedchen, meistens von Mädchen gesungen; sie dienen ihnen zur Ermunterung und lassen sie wenigstens auf eine Zeit die Schwüle des Tages vergessen."

Die Schnaderhüpfel sind der überwiegenden Mehrzahl nach erotisch oder satirisch; Liebesfreude oder Spott ist der Hauptinhalt;

des ledigen Mannsvolkes einer Gemeinde) mit eifersüchtigen Augen die Schönen ihres Dorfes bewacht, er also Gefahr läuft, im Falle der Entdeckung von derselben geästet, gescheitert oder gewasent, d. i. mit Baumästen, Scheitern oder Wasen (Rasenstücken) geworfen zu werden.

Alte Mütterchen haben schon lange durch schreckbare Spukgeschichten, die Geistlichen durch Kanzelreden, die Beamten durch Arrest- und Geldstrafen dem Gasselgehen entgegen zu wirken gesucht, aber umsonst. Von letztern zumal wurde mancher, der anfangs als Eiferer auftrat, durch unangenehme Erfahrungen dahin gebracht, die Sache bald leichter zu nehmen. Noch jetzt ist die Sitte nicht abgekommen.

Der dritte Ort diese Gedichte zu singen und sie zu verfassen, sind die Alpen. Von aller Gesellschaft durch mehrere Monden getrennt, suchen natürlich die einzelnen Viehhirten ihre Nebenstunden so gut als möglich zu verkürzen. Sie verfertigen aus Farchen- oder Kieferholz eine Menge jener Späne, deren man sich auf dem Lande statt der Kerzen bedient, oder sie flechten aus Latschen- oder Zundelstauden eine Art Holzschuhe, Knospen, für Stall- und Bergleute überhaupt ein nothwendiges Bedürfniß. Viele wissen auch allerlei Hausgeräth, Löffel, Teller, Milchgefäße zu schnitzen. Unter diesen Handarbeiten finden sie nun Muße genug, sich ihrer daheim gelassenen Mädchen zu erinnern und auf sie, oder auch auf ihre Nebenbuhler mancherlei Liebes- und Spottgedichte zu verfassen. In jeder Alpenhütte findet sich überdieß eine Maultrommel, eine Waldflöte, eine Schwegel, eine Zither und dergleichen, so daß diese Sennen auch Gelegenheit haben, eine passende Arie auszusinnen und sich in mannichfaltiger Begleitung zu üben.

Auch auf dem Felde, in den beschwerlichen Bergmahden und bei häuslichen Beschäftigungen werden diese Liedchen, meistens von Mädchen gesungen; sie dienen ihnen zur Ermunterung und lassen sie wenigstens auf eine Zeit die Schwüle des Tages vergessen.“

Die Schnaderhüpfel sind der überwiegenden Mehrzahl nach erotisch oder satirisch; Liebesfreude oder Spott ist der Hauptinhalt;

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[563/0567] des ledigen Mannsvolkes einer Gemeinde) mit eifersüchtigen Augen die Schönen ihres Dorfes bewacht, er also Gefahr läuft, im Falle der Entdeckung von derselben geästet, gescheitert oder gewasent, d. i. mit Baumästen, Scheitern oder Wasen (Rasenstücken) geworfen zu werden. Alte Mütterchen haben schon lange durch schreckbare Spukgeschichten, die Geistlichen durch Kanzelreden, die Beamten durch Arrest- und Geldstrafen dem Gasselgehen entgegen zu wirken gesucht, aber umsonst. Von letztern zumal wurde mancher, der anfangs als Eiferer auftrat, durch unangenehme Erfahrungen dahin gebracht, die Sache bald leichter zu nehmen. Noch jetzt ist die Sitte nicht abgekommen. Der dritte Ort diese Gedichte zu singen und sie zu verfassen, sind die Alpen. Von aller Gesellschaft durch mehrere Monden getrennt, suchen natürlich die einzelnen Viehhirten ihre Nebenstunden so gut als möglich zu verkürzen. Sie verfertigen aus Farchen- oder Kieferholz eine Menge jener Späne, deren man sich auf dem Lande statt der Kerzen bedient, oder sie flechten aus Latschen- oder Zundelstauden eine Art Holzschuhe, Knospen, für Stall- und Bergleute überhaupt ein nothwendiges Bedürfniß. Viele wissen auch allerlei Hausgeräth, Löffel, Teller, Milchgefäße zu schnitzen. Unter diesen Handarbeiten finden sie nun Muße genug, sich ihrer daheim gelassenen Mädchen zu erinnern und auf sie, oder auch auf ihre Nebenbuhler mancherlei Liebes- und Spottgedichte zu verfassen. In jeder Alpenhütte findet sich überdieß eine Maultrommel, eine Waldflöte, eine Schwegel, eine Zither und dergleichen, so daß diese Sennen auch Gelegenheit haben, eine passende Arie auszusinnen und sich in mannichfaltiger Begleitung zu üben. Auch auf dem Felde, in den beschwerlichen Bergmahden und bei häuslichen Beschäftigungen werden diese Liedchen, meistens von Mädchen gesungen; sie dienen ihnen zur Ermunterung und lassen sie wenigstens auf eine Zeit die Schwüle des Tages vergessen.“ Die Schnaderhüpfel sind der überwiegenden Mehrzahl nach erotisch oder satirisch; Liebesfreude oder Spott ist der Hauptinhalt;

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/567>, abgerufen am 23.11.2024.