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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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ein kleines Messer hervor und theilte das Butterbrod in zwei ungleiche Theile, den größern aber gab sie ihm.

Sie beide saßen beisammen und aßen vergnügt. Während ihrer vertraulichen und kindischen Gespräche begann es Abend und kühl zu werden. Peterl, sagte sie, wo wirst du diese Nacht schlafen? - Darf ich denn nicht mit dir ins Dorf gehen? - Ach nein, wir haben einen bösen Ueberreiter, der jagt dich fort. Aber siehst du den dicken Rauch dort oben am Berge aufgehen? - Dort ist ein Kohlbrenner, gar ein guter Mann. Der nimmt alle armen Leute in seine Hütte, wenn sie der Ueberreiter fortjagt; da geh du hin.

Jetzt stand der Knabe auf, nahm seinen Stock und nun faßte ihn das Mädchen um den Hals, küßte ihn und ging mit ihrer Ziege gegen das Dorf. Er aber wanderte fort und dem Kohlbrenner zu.

Als er durch das Laub daherrauschte und auf diesen zukam, fragte er: ob er ihn die Nacht beherbergen wolle. Der Kohlbrenner erkundigte sich zuerst um die Herkunft des Knaben und versprach ihm dann, was er begehrt. Er führte ihn in seine Hütte, gab ihm zu essen und zu trinken und machte ihm ein Lager zurecht, in welchem Peter sehr gut schlief. Am andern Tage bedachte sich der Knabe, und bekam einen Eckel am Bettel, so daß er ihm ganz zuwider wurde. So nahm er seine Sachen zusammen und trollte damit den Berg hinauf, um nach einem Hirtendienst umzusehen. Unterwegs rief ihm aber der alte ehrliche Kohlbrenner von der Hausthüre zu: wo gehst hin, Peterl! dieser antwortete: auf den Berg hinauf, Schafe hüten. Ei, sagte der Andere, ich kenne so viele, die ihr Brod mit einer Handelschaft außer Landes suchen; probier es auch! wer weiß, ob du nicht dein Glück finden kannst. - Wie sollt' ich es denn machen? ich habe kein Geld; und wer wird mir etwas geben? - Ich will dir Bürge seyn, sagte der Kohlbrenner. Auf seine Worte ging der Knabe zurück und zum Bartlme Hauser, als einem Oel- und Theriakfabricanten. Dieser borgte ihm um drei Gulden neun Kreuzer solcher Waaren.

ein kleines Messer hervor und theilte das Butterbrod in zwei ungleiche Theile, den größern aber gab sie ihm.

Sie beide saßen beisammen und aßen vergnügt. Während ihrer vertraulichen und kindischen Gespräche begann es Abend und kühl zu werden. Peterl, sagte sie, wo wirst du diese Nacht schlafen? – Darf ich denn nicht mit dir ins Dorf gehen? – Ach nein, wir haben einen bösen Ueberreiter, der jagt dich fort. Aber siehst du den dicken Rauch dort oben am Berge aufgehen? – Dort ist ein Kohlbrenner, gar ein guter Mann. Der nimmt alle armen Leute in seine Hütte, wenn sie der Ueberreiter fortjagt; da geh du hin.

Jetzt stand der Knabe auf, nahm seinen Stock und nun faßte ihn das Mädchen um den Hals, küßte ihn und ging mit ihrer Ziege gegen das Dorf. Er aber wanderte fort und dem Kohlbrenner zu.

Als er durch das Laub daherrauschte und auf diesen zukam, fragte er: ob er ihn die Nacht beherbergen wolle. Der Kohlbrenner erkundigte sich zuerst um die Herkunft des Knaben und versprach ihm dann, was er begehrt. Er führte ihn in seine Hütte, gab ihm zu essen und zu trinken und machte ihm ein Lager zurecht, in welchem Peter sehr gut schlief. Am andern Tage bedachte sich der Knabe, und bekam einen Eckel am Bettel, so daß er ihm ganz zuwider wurde. So nahm er seine Sachen zusammen und trollte damit den Berg hinauf, um nach einem Hirtendienst umzusehen. Unterwegs rief ihm aber der alte ehrliche Kohlbrenner von der Hausthüre zu: wo gehst hin, Peterl! dieser antwortete: auf den Berg hinauf, Schafe hüten. Ei, sagte der Andere, ich kenne so viele, die ihr Brod mit einer Handelschaft außer Landes suchen; probier es auch! wer weiß, ob du nicht dein Glück finden kannst. – Wie sollt’ ich es denn machen? ich habe kein Geld; und wer wird mir etwas geben? – Ich will dir Bürge seyn, sagte der Kohlbrenner. Auf seine Worte ging der Knabe zurück und zum Bartlme Hauser, als einem Oel- und Theriakfabricanten. Dieser borgte ihm um drei Gulden neun Kreuzer solcher Waaren.

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ein kleines Messer hervor und theilte das Butterbrod in zwei ungleiche Theile, den größern aber gab sie ihm.</p>
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[549/0553] ein kleines Messer hervor und theilte das Butterbrod in zwei ungleiche Theile, den größern aber gab sie ihm. Sie beide saßen beisammen und aßen vergnügt. Während ihrer vertraulichen und kindischen Gespräche begann es Abend und kühl zu werden. Peterl, sagte sie, wo wirst du diese Nacht schlafen? – Darf ich denn nicht mit dir ins Dorf gehen? – Ach nein, wir haben einen bösen Ueberreiter, der jagt dich fort. Aber siehst du den dicken Rauch dort oben am Berge aufgehen? – Dort ist ein Kohlbrenner, gar ein guter Mann. Der nimmt alle armen Leute in seine Hütte, wenn sie der Ueberreiter fortjagt; da geh du hin. Jetzt stand der Knabe auf, nahm seinen Stock und nun faßte ihn das Mädchen um den Hals, küßte ihn und ging mit ihrer Ziege gegen das Dorf. Er aber wanderte fort und dem Kohlbrenner zu. Als er durch das Laub daherrauschte und auf diesen zukam, fragte er: ob er ihn die Nacht beherbergen wolle. Der Kohlbrenner erkundigte sich zuerst um die Herkunft des Knaben und versprach ihm dann, was er begehrt. Er führte ihn in seine Hütte, gab ihm zu essen und zu trinken und machte ihm ein Lager zurecht, in welchem Peter sehr gut schlief. Am andern Tage bedachte sich der Knabe, und bekam einen Eckel am Bettel, so daß er ihm ganz zuwider wurde. So nahm er seine Sachen zusammen und trollte damit den Berg hinauf, um nach einem Hirtendienst umzusehen. Unterwegs rief ihm aber der alte ehrliche Kohlbrenner von der Hausthüre zu: wo gehst hin, Peterl! dieser antwortete: auf den Berg hinauf, Schafe hüten. Ei, sagte der Andere, ich kenne so viele, die ihr Brod mit einer Handelschaft außer Landes suchen; probier es auch! wer weiß, ob du nicht dein Glück finden kannst. – Wie sollt’ ich es denn machen? ich habe kein Geld; und wer wird mir etwas geben? – Ich will dir Bürge seyn, sagte der Kohlbrenner. Auf seine Worte ging der Knabe zurück und zum Bartlme Hauser, als einem Oel- und Theriakfabricanten. Dieser borgte ihm um drei Gulden neun Kreuzer solcher Waaren.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/553>, abgerufen am 23.11.2024.