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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Kleidung, die sie im Auslande tragen, bestehend aus langem blauem Rocke, Hosen von schwarzem Manchester, grünem Hosenträger, weißen Strümpfen und grünem Hut" wenigstens bei den Münchner Stubeiern, bei den HH. Hofer und Triendl, Pittl und Ralling schon vor langen Jahren bei Seite gelegt worden ist. Die jetzigen Verleger sind übrigens feine artige Leute, die Reisen gemacht haben und Sprachen sprechen, aber dafür auch ganz als Städter leben. Im Pfurtscheller'schen Verlage wurde ich mit vieler Freundlichkeit herumgeführt. Er enthält übrigens nur rohere Waare für den Bedarf des Kleinbürgers und des Landmannes, wie sich denn überhaupt die Stubeier auf die feinern Stahlarbeiten nicht verlegen.

Fügen wir hier noch bei, was der Verfasser jenes Aufsatzes über den Bauern in diesem Thale berichtet. Es möchte zwar bedenklich scheinen, daß diese Schilderung des Stubeier Lebens gar zu sichtlich nach dem gearbeitet ist, was Walcher in seinem Büchlein von 1773 über die Oetzthaler Bauern sagt, aber es paßt das Bild auf beide Thäler, die an Bequemlichkeit des Anbaues nichts vor einander voraus haben, ja mehr oder weniger wohl auf alle Hochthäler des Landes. Der Stubeier also ist unermüdlich und seinen Fleiß überwindet weder Schwierigkeit noch Gefahr. Jedes Plätzchen, das eine Pflege zuläßt, ist benützt; um eine Handvoll Heu klettern die Männer den Ziegen nach auf die steilsten Schrofen, nicht abgeschreckt durch Verstümmelung oder Tod, was die Stürzenden so oft erleiden. Die Mähder, die auf den jähen Bergwiesen arbeiten, binden sich mit Stricken zusammen, um sich vor dem Fall zu schützen und die Holzhauer fällen ihre Bäume unbekümmert um den tiefsten Abgrund, von dem ihren Fuß nur unsicheres Gestrüppe trennt. Um eine Spanne Raum zum Ackerbau zu gewinnen, trägt der Bauer die Erde auf dem Rücken an den steilen Anhängen hinauf; spült der Regen die Erde herab oder verführt sie der Wind, so beginnt er im Frühjahre seine Arbeit von neuem, wenn er auch weiß, daß sie der Herbst wieder zerstört. So kämpft er auch ewig mit dem Wildbache. Wenn ihm dieser seine Felder wegreißt, so hat er zwar nur das traurige Nachschauen, wenn er sie aber bloß

Kleidung, die sie im Auslande tragen, bestehend aus langem blauem Rocke, Hosen von schwarzem Manchester, grünem Hosenträger, weißen Strümpfen und grünem Hut“ wenigstens bei den Münchner Stubeiern, bei den HH. Hofer und Triendl, Pittl und Ralling schon vor langen Jahren bei Seite gelegt worden ist. Die jetzigen Verleger sind übrigens feine artige Leute, die Reisen gemacht haben und Sprachen sprechen, aber dafür auch ganz als Städter leben. Im Pfurtscheller’schen Verlage wurde ich mit vieler Freundlichkeit herumgeführt. Er enthält übrigens nur rohere Waare für den Bedarf des Kleinbürgers und des Landmannes, wie sich denn überhaupt die Stubeier auf die feinern Stahlarbeiten nicht verlegen.

Fügen wir hier noch bei, was der Verfasser jenes Aufsatzes über den Bauern in diesem Thale berichtet. Es möchte zwar bedenklich scheinen, daß diese Schilderung des Stubeier Lebens gar zu sichtlich nach dem gearbeitet ist, was Walcher in seinem Büchlein von 1773 über die Oetzthaler Bauern sagt, aber es paßt das Bild auf beide Thäler, die an Bequemlichkeit des Anbaues nichts vor einander voraus haben, ja mehr oder weniger wohl auf alle Hochthäler des Landes. Der Stubeier also ist unermüdlich und seinen Fleiß überwindet weder Schwierigkeit noch Gefahr. Jedes Plätzchen, das eine Pflege zuläßt, ist benützt; um eine Handvoll Heu klettern die Männer den Ziegen nach auf die steilsten Schrofen, nicht abgeschreckt durch Verstümmelung oder Tod, was die Stürzenden so oft erleiden. Die Mähder, die auf den jähen Bergwiesen arbeiten, binden sich mit Stricken zusammen, um sich vor dem Fall zu schützen und die Holzhauer fällen ihre Bäume unbekümmert um den tiefsten Abgrund, von dem ihren Fuß nur unsicheres Gestrüppe trennt. Um eine Spanne Raum zum Ackerbau zu gewinnen, trägt der Bauer die Erde auf dem Rücken an den steilen Anhängen hinauf; spült der Regen die Erde herab oder verführt sie der Wind, so beginnt er im Frühjahre seine Arbeit von neuem, wenn er auch weiß, daß sie der Herbst wieder zerstört. So kämpft er auch ewig mit dem Wildbache. Wenn ihm dieser seine Felder wegreißt, so hat er zwar nur das traurige Nachschauen, wenn er sie aber bloß

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[493/0497] Kleidung, die sie im Auslande tragen, bestehend aus langem blauem Rocke, Hosen von schwarzem Manchester, grünem Hosenträger, weißen Strümpfen und grünem Hut“ wenigstens bei den Münchner Stubeiern, bei den HH. Hofer und Triendl, Pittl und Ralling schon vor langen Jahren bei Seite gelegt worden ist. Die jetzigen Verleger sind übrigens feine artige Leute, die Reisen gemacht haben und Sprachen sprechen, aber dafür auch ganz als Städter leben. Im Pfurtscheller’schen Verlage wurde ich mit vieler Freundlichkeit herumgeführt. Er enthält übrigens nur rohere Waare für den Bedarf des Kleinbürgers und des Landmannes, wie sich denn überhaupt die Stubeier auf die feinern Stahlarbeiten nicht verlegen. Fügen wir hier noch bei, was der Verfasser jenes Aufsatzes über den Bauern in diesem Thale berichtet. Es möchte zwar bedenklich scheinen, daß diese Schilderung des Stubeier Lebens gar zu sichtlich nach dem gearbeitet ist, was Walcher in seinem Büchlein von 1773 über die Oetzthaler Bauern sagt, aber es paßt das Bild auf beide Thäler, die an Bequemlichkeit des Anbaues nichts vor einander voraus haben, ja mehr oder weniger wohl auf alle Hochthäler des Landes. Der Stubeier also ist unermüdlich und seinen Fleiß überwindet weder Schwierigkeit noch Gefahr. Jedes Plätzchen, das eine Pflege zuläßt, ist benützt; um eine Handvoll Heu klettern die Männer den Ziegen nach auf die steilsten Schrofen, nicht abgeschreckt durch Verstümmelung oder Tod, was die Stürzenden so oft erleiden. Die Mähder, die auf den jähen Bergwiesen arbeiten, binden sich mit Stricken zusammen, um sich vor dem Fall zu schützen und die Holzhauer fällen ihre Bäume unbekümmert um den tiefsten Abgrund, von dem ihren Fuß nur unsicheres Gestrüppe trennt. Um eine Spanne Raum zum Ackerbau zu gewinnen, trägt der Bauer die Erde auf dem Rücken an den steilen Anhängen hinauf; spült der Regen die Erde herab oder verführt sie der Wind, so beginnt er im Frühjahre seine Arbeit von neuem, wenn er auch weiß, daß sie der Herbst wieder zerstört. So kämpft er auch ewig mit dem Wildbache. Wenn ihm dieser seine Felder wegreißt, so hat er zwar nur das traurige Nachschauen, wenn er sie aber bloß

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/497>, abgerufen am 23.11.2024.