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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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und darüber bezahlt. Die hochbüstige Königin von England mit Talar, Krone und Scepter, gerade wie ich sie das Jahr zuvor bei Herrn Lang in Ammergau gesehen, brachte mich zu der Frage, wie diese Uebereinstimmung zu erklären sey, worauf mir der Verleger sagte, die Leute von Ammergau hätten in der Erfindung etwas Weniges voraus und das, was sie neu an den Tag gefördert, werde jeweils beschickt, um hier nachgeschnitzt zu werden. Mir schien, als wenn die Grödner hinter ihren Vorbildern an Fleiß und Schönheit der Arbeit nicht zurückblieben, obgleich sie diese Nachahmungen etwas billiger ablassen.

Die Schnitzkunst in Gröden, so gut wie die der Ammergauer und der Berchtesgadener, bewegt sich übrigens noch völlig in den Traditionen des vorigen Jahrhunderts und die Ornamentik zumal hält sich ganz im Style der Zopfzeit. Denen, die sich zuerst schönerer Formen bemeistern, seyen es nun die Grödner, die Ammergauer oder die Berchtesgadener, darf man wohl unbedenklich einen weiten Vorsprung vor ihren Nebenbuhlern weissagen. Es ist kaum ohne solche Rücksicht geschehen, daß Kaiser Franz im Jahre 1821 eine Zeichnungsschule in Gröden zu errichten beschloß. Damals wurde Jacob Sotriffer von St. Ulrich, ein begabter Jüngling, nach Wien gesandt, um sich dort in den zeichnenden Künsten auszubilden. Durch Anlage und Fleiß brachte er's dahin, daß er im Jahre 1824 wieder ins Thal zurückkehren konnte, wornach denn auch bald die Zeichnungsschule eröffnet wurde. Das gleiche Bedürfniß hat, obwohl erst vor einigen Jahren, in Ammergau zu Eröffnung einer solchen Schule geführt. Der Einfluß dieser Anstalten wird sich aber immer nur sehr allmählich bemerklich machen, da die erwachsenen Leute alle ihre Muster schon so fest im Kopfe und alle ihre Schnitte so sicher in der Hand haben, daß sie von der alten Uebung nicht mehr abzubringen sind. Eben wegen dieses handwerksmäßigen Betriebes sind denn auch aus den Schnitzern von Gröden noch keine Meister in plastischen Künsten hervorgegangen. Eine Ausnahme macht etwa die Familie Vinazer, deren Mitglieder während des vorigen

und darüber bezahlt. Die hochbüstige Königin von England mit Talar, Krone und Scepter, gerade wie ich sie das Jahr zuvor bei Herrn Lang in Ammergau gesehen, brachte mich zu der Frage, wie diese Uebereinstimmung zu erklären sey, worauf mir der Verleger sagte, die Leute von Ammergau hätten in der Erfindung etwas Weniges voraus und das, was sie neu an den Tag gefördert, werde jeweils beschickt, um hier nachgeschnitzt zu werden. Mir schien, als wenn die Grödner hinter ihren Vorbildern an Fleiß und Schönheit der Arbeit nicht zurückblieben, obgleich sie diese Nachahmungen etwas billiger ablassen.

Die Schnitzkunst in Gröden, so gut wie die der Ammergauer und der Berchtesgadener, bewegt sich übrigens noch völlig in den Traditionen des vorigen Jahrhunderts und die Ornamentik zumal hält sich ganz im Style der Zopfzeit. Denen, die sich zuerst schönerer Formen bemeistern, seyen es nun die Grödner, die Ammergauer oder die Berchtesgadener, darf man wohl unbedenklich einen weiten Vorsprung vor ihren Nebenbuhlern weissagen. Es ist kaum ohne solche Rücksicht geschehen, daß Kaiser Franz im Jahre 1821 eine Zeichnungsschule in Gröden zu errichten beschloß. Damals wurde Jacob Sotriffer von St. Ulrich, ein begabter Jüngling, nach Wien gesandt, um sich dort in den zeichnenden Künsten auszubilden. Durch Anlage und Fleiß brachte er’s dahin, daß er im Jahre 1824 wieder ins Thal zurückkehren konnte, wornach denn auch bald die Zeichnungsschule eröffnet wurde. Das gleiche Bedürfniß hat, obwohl erst vor einigen Jahren, in Ammergau zu Eröffnung einer solchen Schule geführt. Der Einfluß dieser Anstalten wird sich aber immer nur sehr allmählich bemerklich machen, da die erwachsenen Leute alle ihre Muster schon so fest im Kopfe und alle ihre Schnitte so sicher in der Hand haben, daß sie von der alten Uebung nicht mehr abzubringen sind. Eben wegen dieses handwerksmäßigen Betriebes sind denn auch aus den Schnitzern von Gröden noch keine Meister in plastischen Künsten hervorgegangen. Eine Ausnahme macht etwa die Familie Vinazer, deren Mitglieder während des vorigen

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und darüber bezahlt. Die hochbüstige Königin von England mit Talar, Krone und Scepter, gerade wie ich sie das Jahr zuvor bei Herrn Lang in Ammergau gesehen, brachte mich zu der Frage, wie diese Uebereinstimmung zu erklären sey, worauf mir der Verleger sagte, die Leute von Ammergau hätten in der Erfindung etwas Weniges voraus und das, was sie neu an den Tag gefördert, werde jeweils beschickt, um hier nachgeschnitzt zu werden. Mir schien, als wenn die Grödner hinter ihren Vorbildern an Fleiß und Schönheit der Arbeit nicht zurückblieben, obgleich sie diese Nachahmungen etwas billiger ablassen.</p>
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[432/0436] und darüber bezahlt. Die hochbüstige Königin von England mit Talar, Krone und Scepter, gerade wie ich sie das Jahr zuvor bei Herrn Lang in Ammergau gesehen, brachte mich zu der Frage, wie diese Uebereinstimmung zu erklären sey, worauf mir der Verleger sagte, die Leute von Ammergau hätten in der Erfindung etwas Weniges voraus und das, was sie neu an den Tag gefördert, werde jeweils beschickt, um hier nachgeschnitzt zu werden. Mir schien, als wenn die Grödner hinter ihren Vorbildern an Fleiß und Schönheit der Arbeit nicht zurückblieben, obgleich sie diese Nachahmungen etwas billiger ablassen. Die Schnitzkunst in Gröden, so gut wie die der Ammergauer und der Berchtesgadener, bewegt sich übrigens noch völlig in den Traditionen des vorigen Jahrhunderts und die Ornamentik zumal hält sich ganz im Style der Zopfzeit. Denen, die sich zuerst schönerer Formen bemeistern, seyen es nun die Grödner, die Ammergauer oder die Berchtesgadener, darf man wohl unbedenklich einen weiten Vorsprung vor ihren Nebenbuhlern weissagen. Es ist kaum ohne solche Rücksicht geschehen, daß Kaiser Franz im Jahre 1821 eine Zeichnungsschule in Gröden zu errichten beschloß. Damals wurde Jacob Sotriffer von St. Ulrich, ein begabter Jüngling, nach Wien gesandt, um sich dort in den zeichnenden Künsten auszubilden. Durch Anlage und Fleiß brachte er’s dahin, daß er im Jahre 1824 wieder ins Thal zurückkehren konnte, wornach denn auch bald die Zeichnungsschule eröffnet wurde. Das gleiche Bedürfniß hat, obwohl erst vor einigen Jahren, in Ammergau zu Eröffnung einer solchen Schule geführt. Der Einfluß dieser Anstalten wird sich aber immer nur sehr allmählich bemerklich machen, da die erwachsenen Leute alle ihre Muster schon so fest im Kopfe und alle ihre Schnitte so sicher in der Hand haben, daß sie von der alten Uebung nicht mehr abzubringen sind. Eben wegen dieses handwerksmäßigen Betriebes sind denn auch aus den Schnitzern von Gröden noch keine Meister in plastischen Künsten hervorgegangen. Eine Ausnahme macht etwa die Familie Vinazer, deren Mitglieder während des vorigen

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/436>, abgerufen am 23.11.2024.