Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.rothstrumpfig, dunkelrockig, bloßhauptig, fielen auch zur Erde und der Segen ging unsichtbar aus über ihre blonden Scheitel. Der Eingang des Ultnerthales ist wie der von Schnals, Gröden, Sarnthal und andern so beschaffen, daß man allererst über einen hohen Berg hinanklimmen muß. Der Bach, der das Thal durchströmt, stürzt nämlich in das Etschland heraus durch eine tiefgerissene, steile, grauenhafte Schlucht, die nicht zu begehen ist und der Weg mußte daher über den hohen Sattel gelegt werden, den der Bergstrom, aber nur für sich allein, durchrissen hat. Ist nun diese Höhe erreicht, so senkt sich der Pfad thaleinwärts wieder hinab und da das Bett des Baches seiner Seits hinansteigt, so finden sich weiter drinnen Weg und Wasser allmählich wieder zusammen. In einiger Höhe über Lana, an den schwarzen Abgrund hingepfropft, liegt die Veste Braunsberg, noch ziemlich gut erhalten, aber sehr bescheiden in ihrem Wesen. Das scheint ein dürftiges Herrengeschlecht gewesen zu seyn - die Ritter von Braunsberg, die sich mit ein paar rauchigen, halb dunkeln Stuben und einer Stallung für ein paar Rosse begnügten, und ihre Bequemlichkeit wahrscheinlich auswärts suchten. In der Burgcapelle ist ein Gemälde, auf dem sich eine rothstrumpfige Gräfin in den Schlund der Valzauer stürzt - eine Darstellung aus einer Sage, die hier nicht wiederholt zu werden braucht, da sie in Johannes von Müllers Schweizergeschichte im vierzehnten Capitel des ersten Buches getreulich wieder gegeben; nur wird sie dort von der Gräfin Ida von Tockenburg erzählt, hier von der Frau Jutta von Braunsberg. Wenn man die Höhe erstiegen und damit das Weinland verlassen hat, sieht man nach einiger Zeit die Trümmer von Eschenloh auf einem Bühel, dessen Halden eine Fichtenwaldung schmückt. Aus dem verfallenen Mauerwerk ragt ein bedachter Thurm auf, den die Grafen von Trapp, die Pfandherren der Burg, zu erhalten haben. Die Gegend umher ist öde und wild. Das Geschlecht der Herren von Eschenloh hält man für ein und dasselbe mit jenem, das zu Eschenloh an der Loisach im bayerischen Gebirge saß. Heinrich von Eschenloh rothstrumpfig, dunkelrockig, bloßhauptig, fielen auch zur Erde und der Segen ging unsichtbar aus über ihre blonden Scheitel. Der Eingang des Ultnerthales ist wie der von Schnals, Gröden, Sarnthal und andern so beschaffen, daß man allererst über einen hohen Berg hinanklimmen muß. Der Bach, der das Thal durchströmt, stürzt nämlich in das Etschland heraus durch eine tiefgerissene, steile, grauenhafte Schlucht, die nicht zu begehen ist und der Weg mußte daher über den hohen Sattel gelegt werden, den der Bergstrom, aber nur für sich allein, durchrissen hat. Ist nun diese Höhe erreicht, so senkt sich der Pfad thaleinwärts wieder hinab und da das Bett des Baches seiner Seits hinansteigt, so finden sich weiter drinnen Weg und Wasser allmählich wieder zusammen. In einiger Höhe über Lana, an den schwarzen Abgrund hingepfropft, liegt die Veste Braunsberg, noch ziemlich gut erhalten, aber sehr bescheiden in ihrem Wesen. Das scheint ein dürftiges Herrengeschlecht gewesen zu seyn – die Ritter von Braunsberg, die sich mit ein paar rauchigen, halb dunkeln Stuben und einer Stallung für ein paar Rosse begnügten, und ihre Bequemlichkeit wahrscheinlich auswärts suchten. In der Burgcapelle ist ein Gemälde, auf dem sich eine rothstrumpfige Gräfin in den Schlund der Valzauer stürzt – eine Darstellung aus einer Sage, die hier nicht wiederholt zu werden braucht, da sie in Johannes von Müllers Schweizergeschichte im vierzehnten Capitel des ersten Buches getreulich wieder gegeben; nur wird sie dort von der Gräfin Ida von Tockenburg erzählt, hier von der Frau Jutta von Braunsberg. Wenn man die Höhe erstiegen und damit das Weinland verlassen hat, sieht man nach einiger Zeit die Trümmer von Eschenloh auf einem Bühel, dessen Halden eine Fichtenwaldung schmückt. Aus dem verfallenen Mauerwerk ragt ein bedachter Thurm auf, den die Grafen von Trapp, die Pfandherren der Burg, zu erhalten haben. Die Gegend umher ist öde und wild. Das Geschlecht der Herren von Eschenloh hält man für ein und dasselbe mit jenem, das zu Eschenloh an der Loisach im bayerischen Gebirge saß. Heinrich von Eschenloh <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0364" n="360"/> rothstrumpfig, dunkelrockig, bloßhauptig, fielen auch zur Erde und der Segen ging unsichtbar aus über ihre blonden Scheitel.</p> <p>Der Eingang des Ultnerthales ist wie der von Schnals, Gröden, Sarnthal und andern so beschaffen, daß man allererst über einen hohen Berg hinanklimmen muß. Der Bach, der das Thal durchströmt, stürzt nämlich in das Etschland heraus durch eine tiefgerissene, steile, grauenhafte Schlucht, die nicht zu begehen ist und der Weg mußte daher über den hohen Sattel gelegt werden, den der Bergstrom, aber nur für sich allein, durchrissen hat. 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In der Burgcapelle ist ein Gemälde, auf dem sich eine rothstrumpfige Gräfin in den Schlund der Valzauer stürzt – eine Darstellung aus einer Sage, die hier nicht wiederholt zu werden braucht, da sie in Johannes von Müllers Schweizergeschichte im vierzehnten Capitel des ersten Buches getreulich wieder gegeben; nur wird sie dort von der Gräfin Ida von Tockenburg erzählt, hier von der Frau Jutta von Braunsberg.</p> <p>Wenn man die Höhe erstiegen und damit das Weinland verlassen hat, sieht man nach einiger Zeit die Trümmer von Eschenloh auf einem Bühel, dessen Halden eine Fichtenwaldung schmückt. Aus dem verfallenen Mauerwerk ragt ein bedachter Thurm auf, den die Grafen von Trapp, die Pfandherren der Burg, zu erhalten haben. Die Gegend umher ist öde und wild. Das Geschlecht der Herren von Eschenloh hält man für ein und dasselbe mit jenem, das zu Eschenloh an der Loisach im bayerischen Gebirge saß. Heinrich von Eschenloh </p> </div> </body> </text> </TEI> [360/0364]
rothstrumpfig, dunkelrockig, bloßhauptig, fielen auch zur Erde und der Segen ging unsichtbar aus über ihre blonden Scheitel.
Der Eingang des Ultnerthales ist wie der von Schnals, Gröden, Sarnthal und andern so beschaffen, daß man allererst über einen hohen Berg hinanklimmen muß. Der Bach, der das Thal durchströmt, stürzt nämlich in das Etschland heraus durch eine tiefgerissene, steile, grauenhafte Schlucht, die nicht zu begehen ist und der Weg mußte daher über den hohen Sattel gelegt werden, den der Bergstrom, aber nur für sich allein, durchrissen hat. Ist nun diese Höhe erreicht, so senkt sich der Pfad thaleinwärts wieder hinab und da das Bett des Baches seiner Seits hinansteigt, so finden sich weiter drinnen Weg und Wasser allmählich wieder zusammen.
In einiger Höhe über Lana, an den schwarzen Abgrund hingepfropft, liegt die Veste Braunsberg, noch ziemlich gut erhalten, aber sehr bescheiden in ihrem Wesen. Das scheint ein dürftiges Herrengeschlecht gewesen zu seyn – die Ritter von Braunsberg, die sich mit ein paar rauchigen, halb dunkeln Stuben und einer Stallung für ein paar Rosse begnügten, und ihre Bequemlichkeit wahrscheinlich auswärts suchten. In der Burgcapelle ist ein Gemälde, auf dem sich eine rothstrumpfige Gräfin in den Schlund der Valzauer stürzt – eine Darstellung aus einer Sage, die hier nicht wiederholt zu werden braucht, da sie in Johannes von Müllers Schweizergeschichte im vierzehnten Capitel des ersten Buches getreulich wieder gegeben; nur wird sie dort von der Gräfin Ida von Tockenburg erzählt, hier von der Frau Jutta von Braunsberg.
Wenn man die Höhe erstiegen und damit das Weinland verlassen hat, sieht man nach einiger Zeit die Trümmer von Eschenloh auf einem Bühel, dessen Halden eine Fichtenwaldung schmückt. Aus dem verfallenen Mauerwerk ragt ein bedachter Thurm auf, den die Grafen von Trapp, die Pfandherren der Burg, zu erhalten haben. Die Gegend umher ist öde und wild. Das Geschlecht der Herren von Eschenloh hält man für ein und dasselbe mit jenem, das zu Eschenloh an der Loisach im bayerischen Gebirge saß. Heinrich von Eschenloh
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