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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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diejenigen, welche nicht selbst mitgehen, sondern den Umgang nur beschauen wollen. An einem heitern Tage ist derselbe in der That ein schönes, der Erinnerung werthes Bild. Da marschiren im festlichen Sonnenschein und feierlichen Glockenklang die schönen Schützen von Lana daher mit ihrem Hauptmann, den ein großer Federhut beschattet. Dann nahen sich langsam und schweren Ganges die Kirchenfahnen, alle ungeheuer groß, eine darunter besonders mächtig und ungethüm. Von der Raae herab, die den geweihten Segel hält, laufen rothe Taue in die Hände kräftiger roth und weiß gekleideter Männer. Zwei gehen hinter drein, zwei voraus, rückwärts gewendet; alle aber betrachten sorgsamen Blickes, wie Wind und Wetter mit dem heiligen Maste spielen, um nachzugeben oder anzuziehen, je nachdem er wankt. Vor dem Rößelwirth stellen sich die Schützen auf, und nun zieht der ganze Umgang unter unsern Augen vorbei. Der geweihten Bilder, die mitgetragen werden, ist eine große Zahl. Der heilige Papst Urban, derselbe der den Tannhauser so übel angelassen, sitzt in einer schattigen Laube von frischen Trauben umspielt, als der Patron der Weinbauern. Und während mein Auge St. Urban und seinem grünen Gezelte folgte, kam die Himmelskönigin selbst daher mit Krone und Scepter, voll lieblicher Steifheit, im Reifrock von Goldbrocat und blüthenweißer Allongeperrücke, den gekrönten Sohn im Arme. Diese süße Last lag auf den Schultern schöner Jungfrauen, welche Laubkränze um die Schläfe trugen. Ferner war St. Michael erschienen und St. Sebastian, der fromme Jüngling. Den Erzengel stellte ein Kind vor, mit Helm, Fittigen und seidenem Mäntelchen geschmückt. Zwei Knaben, weiß und grün, als Schäfer gekleidet, geleiteten den Engel und mehrere Mädchen als Genien waren auch dabei. Ebenso wenig fehlten Isidor, der spanische Bauer und Nothburga, die heilige Magd aus dem Innthale, die zwei himmlischen Landleute. Als das hochwürdige Gut vorüberzog, erscholl es "zum Gebet," die Schützen nahmen den Hut ab und ließen sich aufs Knie nieder. Dasselbe that alles männliche Landvolk und die Frauenleute, alle weißärmelig,

diejenigen, welche nicht selbst mitgehen, sondern den Umgang nur beschauen wollen. An einem heitern Tage ist derselbe in der That ein schönes, der Erinnerung werthes Bild. Da marschiren im festlichen Sonnenschein und feierlichen Glockenklang die schönen Schützen von Lana daher mit ihrem Hauptmann, den ein großer Federhut beschattet. Dann nahen sich langsam und schweren Ganges die Kirchenfahnen, alle ungeheuer groß, eine darunter besonders mächtig und ungethüm. Von der Raae herab, die den geweihten Segel hält, laufen rothe Taue in die Hände kräftiger roth und weiß gekleideter Männer. Zwei gehen hinter drein, zwei voraus, rückwärts gewendet; alle aber betrachten sorgsamen Blickes, wie Wind und Wetter mit dem heiligen Maste spielen, um nachzugeben oder anzuziehen, je nachdem er wankt. Vor dem Rößelwirth stellen sich die Schützen auf, und nun zieht der ganze Umgang unter unsern Augen vorbei. Der geweihten Bilder, die mitgetragen werden, ist eine große Zahl. Der heilige Papst Urban, derselbe der den Tannhauser so übel angelassen, sitzt in einer schattigen Laube von frischen Trauben umspielt, als der Patron der Weinbauern. Und während mein Auge St. Urban und seinem grünen Gezelte folgte, kam die Himmelskönigin selbst daher mit Krone und Scepter, voll lieblicher Steifheit, im Reifrock von Goldbrocat und blüthenweißer Allongeperrücke, den gekrönten Sohn im Arme. Diese süße Last lag auf den Schultern schöner Jungfrauen, welche Laubkränze um die Schläfe trugen. Ferner war St. Michael erschienen und St. Sebastian, der fromme Jüngling. Den Erzengel stellte ein Kind vor, mit Helm, Fittigen und seidenem Mäntelchen geschmückt. Zwei Knaben, weiß und grün, als Schäfer gekleidet, geleiteten den Engel und mehrere Mädchen als Genien waren auch dabei. Ebenso wenig fehlten Isidor, der spanische Bauer und Nothburga, die heilige Magd aus dem Innthale, die zwei himmlischen Landleute. Als das hochwürdige Gut vorüberzog, erscholl es „zum Gebet,“ die Schützen nahmen den Hut ab und ließen sich aufs Knie nieder. Dasselbe that alles männliche Landvolk und die Frauenleute, alle weißärmelig,

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diejenigen, welche nicht selbst mitgehen, sondern den Umgang nur beschauen wollen. An einem heitern Tage ist derselbe in der That ein schönes, der Erinnerung werthes Bild. Da marschiren im festlichen Sonnenschein und feierlichen Glockenklang die schönen Schützen von Lana daher mit ihrem Hauptmann, den ein großer Federhut beschattet. Dann nahen sich langsam und schweren Ganges die Kirchenfahnen, alle ungeheuer groß, eine darunter besonders mächtig und ungethüm. Von der Raae herab, die den geweihten Segel hält, laufen rothe Taue in die Hände kräftiger roth und weiß gekleideter Männer. Zwei gehen hinter drein, zwei voraus, rückwärts gewendet; alle aber betrachten sorgsamen Blickes, wie Wind und Wetter mit dem heiligen Maste spielen, um nachzugeben oder anzuziehen, je nachdem er wankt. Vor dem Rößelwirth stellen sich die Schützen auf, und nun zieht der ganze Umgang unter unsern Augen vorbei. Der geweihten Bilder, die mitgetragen werden, ist eine große Zahl. Der heilige Papst Urban, derselbe der den Tannhauser so übel angelassen, sitzt in einer schattigen Laube von frischen Trauben umspielt, als der Patron der Weinbauern. Und während mein Auge St. Urban und seinem grünen Gezelte folgte, kam die Himmelskönigin selbst daher mit Krone und Scepter, voll lieblicher Steifheit, im Reifrock von Goldbrocat und blüthenweißer Allongeperrücke, den gekrönten Sohn im Arme. Diese süße Last lag auf den Schultern schöner Jungfrauen, welche Laubkränze um die Schläfe trugen. Ferner war St. Michael erschienen und St. Sebastian, der fromme Jüngling. Den Erzengel stellte ein Kind vor, mit Helm, Fittigen und seidenem Mäntelchen geschmückt. Zwei Knaben, weiß und grün, als Schäfer gekleidet, geleiteten den Engel und mehrere Mädchen als Genien waren auch dabei. Ebenso wenig fehlten Isidor, der spanische Bauer und Nothburga, die heilige Magd aus dem Innthale, die zwei himmlischen Landleute. Als das hochwürdige Gut vorüberzog, erscholl es &#x201E;zum Gebet,&#x201C; die Schützen nahmen den Hut ab und ließen sich aufs Knie nieder. Dasselbe that alles männliche Landvolk und die Frauenleute, alle weißärmelig,
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[359/0363] diejenigen, welche nicht selbst mitgehen, sondern den Umgang nur beschauen wollen. An einem heitern Tage ist derselbe in der That ein schönes, der Erinnerung werthes Bild. Da marschiren im festlichen Sonnenschein und feierlichen Glockenklang die schönen Schützen von Lana daher mit ihrem Hauptmann, den ein großer Federhut beschattet. Dann nahen sich langsam und schweren Ganges die Kirchenfahnen, alle ungeheuer groß, eine darunter besonders mächtig und ungethüm. Von der Raae herab, die den geweihten Segel hält, laufen rothe Taue in die Hände kräftiger roth und weiß gekleideter Männer. Zwei gehen hinter drein, zwei voraus, rückwärts gewendet; alle aber betrachten sorgsamen Blickes, wie Wind und Wetter mit dem heiligen Maste spielen, um nachzugeben oder anzuziehen, je nachdem er wankt. Vor dem Rößelwirth stellen sich die Schützen auf, und nun zieht der ganze Umgang unter unsern Augen vorbei. Der geweihten Bilder, die mitgetragen werden, ist eine große Zahl. Der heilige Papst Urban, derselbe der den Tannhauser so übel angelassen, sitzt in einer schattigen Laube von frischen Trauben umspielt, als der Patron der Weinbauern. Und während mein Auge St. Urban und seinem grünen Gezelte folgte, kam die Himmelskönigin selbst daher mit Krone und Scepter, voll lieblicher Steifheit, im Reifrock von Goldbrocat und blüthenweißer Allongeperrücke, den gekrönten Sohn im Arme. Diese süße Last lag auf den Schultern schöner Jungfrauen, welche Laubkränze um die Schläfe trugen. Ferner war St. Michael erschienen und St. Sebastian, der fromme Jüngling. Den Erzengel stellte ein Kind vor, mit Helm, Fittigen und seidenem Mäntelchen geschmückt. Zwei Knaben, weiß und grün, als Schäfer gekleidet, geleiteten den Engel und mehrere Mädchen als Genien waren auch dabei. Ebenso wenig fehlten Isidor, der spanische Bauer und Nothburga, die heilige Magd aus dem Innthale, die zwei himmlischen Landleute. Als das hochwürdige Gut vorüberzog, erscholl es „zum Gebet,“ die Schützen nahmen den Hut ab und ließen sich aufs Knie nieder. Dasselbe that alles männliche Landvolk und die Frauenleute, alle weißärmelig,

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/363>, abgerufen am 23.11.2024.