Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.zwischen ihnen herrschenden Unfriedens von sich geben. Welcher von beiden der ältere, war nicht mehr zu ergründen, weßwegen auch der Haß der Brüder mit reifern Jahren nur immer zunahm. Dieser Haß, sagt Mercey, war bei ihnen instinctmäßig; sie haßten sich ohne Ursache, nur aus Vergnügen sich zu hassen. Zuletzt kam auch noch ein Grund dazu, da Otto und Adalbert (c'etaient les noms qu'on leur avait donnes) ein und dasselbe Edelfräulein liebten. Endlich erscheint ein frommer Priester, der Abt von Brixen, in der Gegend, hört von diesem Hasse, geht nach Vorst und nimmt beiden Brüdern das Versprechen ab, andern Tages in der Burgcapelle sich zur Versöhnung einzufinden. An diesem Morgen war viel Adel und Landvolk nach Vorst gekommen, um Zeuge der Begebenheit zu seyn. Otto und Adalbert traten auf den Wink des Priesters zum Altare und neigten sich gegen einander, wie um sich zu umarmen, aber auf einmal erschallen wieder zwei entsetzliche Schreie durch die Capelle. Blut spritzt auf und die beiden Herren von Vorst, die sich gegenseitig erdolcht, fallen röchelnd zur Erde und verscheiden unter den gräßlichsten Verwünschungen. Die Hostie, die auch von Blut befleckt worden, habe man noch lange Zeit im Schlosse gezeigt, bis sie eines Tages durch ein Wunder hinweggerückt worden. Dieses Ereigniß sey in der Gegend bekannt unter dem Namen: die Versöhnung von Vorst - der Abt von Brixen aber habe selbige Nacht einen Traum gehabt, worin ihm die heilige Jungfrau zu erkennen gegeben, er solle sich dieses Mordes wegen nicht betrüben, denn während jenes Besuches bei dem berühmten Nekromanten habe die Brüder der Teufel erzeugt und sie seyen daher nur zu ihrem Vater zurückgekehrt. - Solche verschönerte Geschichten finden sich bei Mercey mehrere; die Lieder aber, die er am Ende seines Buches in geschmackvoller Uebersetzung als tirolische mittheilt, die sind eigentlich noch viel lustiger. Jene Burg zu Vorst und die andern genannten sind nun bäuerlichen Pächtern überlassen und für Herrenleute wohl auch nicht mehr herzustellen. Merkwürdiges ist nichts darinnen, als was eben die Architektur bietet - hie und da ein schöner zwischen ihnen herrschenden Unfriedens von sich geben. Welcher von beiden der ältere, war nicht mehr zu ergründen, weßwegen auch der Haß der Brüder mit reifern Jahren nur immer zunahm. Dieser Haß, sagt Mercey, war bei ihnen instinctmäßig; sie haßten sich ohne Ursache, nur aus Vergnügen sich zu hassen. Zuletzt kam auch noch ein Grund dazu, da Otto und Adalbert (c’étaient les noms qu’on leur avait donnés) ein und dasselbe Edelfräulein liebten. Endlich erscheint ein frommer Priester, der Abt von Brixen, in der Gegend, hört von diesem Hasse, geht nach Vorst und nimmt beiden Brüdern das Versprechen ab, andern Tages in der Burgcapelle sich zur Versöhnung einzufinden. An diesem Morgen war viel Adel und Landvolk nach Vorst gekommen, um Zeuge der Begebenheit zu seyn. Otto und Adalbert traten auf den Wink des Priesters zum Altare und neigten sich gegen einander, wie um sich zu umarmen, aber auf einmal erschallen wieder zwei entsetzliche Schreie durch die Capelle. Blut spritzt auf und die beiden Herren von Vorst, die sich gegenseitig erdolcht, fallen röchelnd zur Erde und verscheiden unter den gräßlichsten Verwünschungen. Die Hostie, die auch von Blut befleckt worden, habe man noch lange Zeit im Schlosse gezeigt, bis sie eines Tages durch ein Wunder hinweggerückt worden. Dieses Ereigniß sey in der Gegend bekannt unter dem Namen: die Versöhnung von Vorst – der Abt von Brixen aber habe selbige Nacht einen Traum gehabt, worin ihm die heilige Jungfrau zu erkennen gegeben, er solle sich dieses Mordes wegen nicht betrüben, denn während jenes Besuches bei dem berühmten Nekromanten habe die Brüder der Teufel erzeugt und sie seyen daher nur zu ihrem Vater zurückgekehrt. – Solche verschönerte Geschichten finden sich bei Mercey mehrere; die Lieder aber, die er am Ende seines Buches in geschmackvoller Uebersetzung als tirolische mittheilt, die sind eigentlich noch viel lustiger. Jene Burg zu Vorst und die andern genannten sind nun bäuerlichen Pächtern überlassen und für Herrenleute wohl auch nicht mehr herzustellen. Merkwürdiges ist nichts darinnen, als was eben die Architektur bietet – hie und da ein schöner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0343" n="339"/> zwischen ihnen herrschenden Unfriedens von sich geben. Welcher von beiden der ältere, war nicht mehr zu ergründen, weßwegen auch der Haß der Brüder mit reifern Jahren nur immer zunahm. Dieser Haß, sagt Mercey, war bei ihnen instinctmäßig; sie haßten sich ohne Ursache, nur aus Vergnügen sich zu hassen. Zuletzt kam auch noch ein Grund dazu, da Otto und Adalbert <hi rendition="#aq">(c’étaient les noms qu’on leur avait donnés)</hi> ein und dasselbe Edelfräulein liebten. Endlich erscheint ein frommer Priester, der Abt von Brixen, in der Gegend, hört von diesem Hasse, geht nach Vorst und nimmt beiden Brüdern das Versprechen ab, andern Tages in der Burgcapelle sich zur Versöhnung einzufinden. An diesem Morgen war viel Adel und Landvolk nach Vorst gekommen, um Zeuge der Begebenheit zu seyn. Otto und Adalbert traten auf den Wink des Priesters zum Altare und neigten sich gegen einander, wie um sich zu umarmen, aber auf einmal erschallen wieder zwei entsetzliche Schreie durch die Capelle. Blut spritzt auf und die beiden Herren von Vorst, die sich gegenseitig erdolcht, fallen röchelnd zur Erde und verscheiden unter den gräßlichsten Verwünschungen. Die Hostie, die auch von Blut befleckt worden, habe man noch lange Zeit im Schlosse gezeigt, bis sie eines Tages durch ein Wunder hinweggerückt worden. Dieses Ereigniß sey in der Gegend bekannt unter dem Namen: die Versöhnung von Vorst – der Abt von Brixen aber habe selbige Nacht einen Traum gehabt, worin ihm die heilige Jungfrau zu erkennen gegeben, er solle sich dieses Mordes wegen nicht betrüben, denn während jenes Besuches bei dem berühmten Nekromanten habe die Brüder der Teufel erzeugt und sie seyen daher nur zu ihrem Vater zurückgekehrt. – Solche verschönerte Geschichten finden sich bei Mercey mehrere; die Lieder aber, die er am Ende seines Buches in geschmackvoller Uebersetzung als tirolische mittheilt, die sind eigentlich noch viel lustiger.</p> <p>Jene Burg zu Vorst und die andern genannten sind nun bäuerlichen Pächtern überlassen und für Herrenleute wohl auch nicht mehr herzustellen. Merkwürdiges ist nichts darinnen, als was eben die Architektur bietet – hie und da ein schöner </p> </div> </body> </text> </TEI> [339/0343]
zwischen ihnen herrschenden Unfriedens von sich geben. Welcher von beiden der ältere, war nicht mehr zu ergründen, weßwegen auch der Haß der Brüder mit reifern Jahren nur immer zunahm. Dieser Haß, sagt Mercey, war bei ihnen instinctmäßig; sie haßten sich ohne Ursache, nur aus Vergnügen sich zu hassen. Zuletzt kam auch noch ein Grund dazu, da Otto und Adalbert (c’étaient les noms qu’on leur avait donnés) ein und dasselbe Edelfräulein liebten. Endlich erscheint ein frommer Priester, der Abt von Brixen, in der Gegend, hört von diesem Hasse, geht nach Vorst und nimmt beiden Brüdern das Versprechen ab, andern Tages in der Burgcapelle sich zur Versöhnung einzufinden. An diesem Morgen war viel Adel und Landvolk nach Vorst gekommen, um Zeuge der Begebenheit zu seyn. Otto und Adalbert traten auf den Wink des Priesters zum Altare und neigten sich gegen einander, wie um sich zu umarmen, aber auf einmal erschallen wieder zwei entsetzliche Schreie durch die Capelle. Blut spritzt auf und die beiden Herren von Vorst, die sich gegenseitig erdolcht, fallen röchelnd zur Erde und verscheiden unter den gräßlichsten Verwünschungen. Die Hostie, die auch von Blut befleckt worden, habe man noch lange Zeit im Schlosse gezeigt, bis sie eines Tages durch ein Wunder hinweggerückt worden. Dieses Ereigniß sey in der Gegend bekannt unter dem Namen: die Versöhnung von Vorst – der Abt von Brixen aber habe selbige Nacht einen Traum gehabt, worin ihm die heilige Jungfrau zu erkennen gegeben, er solle sich dieses Mordes wegen nicht betrüben, denn während jenes Besuches bei dem berühmten Nekromanten habe die Brüder der Teufel erzeugt und sie seyen daher nur zu ihrem Vater zurückgekehrt. – Solche verschönerte Geschichten finden sich bei Mercey mehrere; die Lieder aber, die er am Ende seines Buches in geschmackvoller Uebersetzung als tirolische mittheilt, die sind eigentlich noch viel lustiger.
Jene Burg zu Vorst und die andern genannten sind nun bäuerlichen Pächtern überlassen und für Herrenleute wohl auch nicht mehr herzustellen. Merkwürdiges ist nichts darinnen, als was eben die Architektur bietet – hie und da ein schöner
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T13:27:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |