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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Bereitungsart zunächst den Eingang erleichtert hat, ist der Umstand, daß der Wein bald trinkbar wird, daher das Capital sich schneller umkehrt und dabei große Gebäude und kostbare Geräthschaften zu längerer Aufbewahrung nicht nöthig sind.

In der Gegend von Meran und hinab gegen Bozen, um diese Stadt her und in den Gefilden von Kaltern wächst nun, zumal an den Halden - Leiten - manch gutes Getränke. Vor allen werden der Leitacher, der Siebeneichener und der Terlaner, die in der Nähe von Bozen aufkommen, und der Kälterer Seewein gerühmt. Der Meraner Küchelberger genießt, wie wir bemerkt, nicht mehr des alten Ansehens, doch scheint es fast, als sey der Löwenberger bestimmt die Ehre der Gegend zu retten. Bei vielen reichern Güterbesitzern nimmt übrigens die Ansicht überhand, der Wein, so gut er auch nach den bisher üblichen Behandlungsarten ausfallen mag, entspreche nicht überall dem trefflichen Wohlgeschmack der Trauben, und durch feinere und sorgfältigere Bereitung müßten Weine zu erzeugen seyn, die neben manchen hochgeschätzten ausländischen mit Glück würden auftreten können. So werden denn mannichfache Versuche gemacht, die zum großen Theile der Erwartung entgegen kommen. Man trinkt sogar schon etschländer Champagner, der dem bekannten schwäbischen Getränke dieses Namens an Billigkeit, vielleicht auch an Wohlgeschmack vorzuziehen ist, jedenfalls sich durch eine sehr einfache, ungekünstelte Bereitung auszeichnet. Eine schon längst geübte Praktik gibt den sogenannten Strohwein, indem man die Trauben oder gar die abgepflückten Beeren auf langen Strohlagern, Tablonen, etwas eintrocknen und dann unter den Torkel gehen läßt. Solches Getränk wird sehr süß und stark und ähnelt den geistigen Südweinen. Alle diese Extrasorten gehen übrigens in den Wirthshäusern unter dem Namen: Flaschenwein, und die Flasche steht je nach der Güte im Preise zwischen sechsunddreißig Kreuzer und einem Gulden. Wer sich über die Gaben der tirolischen Rebenhügel einige Erfahrung sammeln will, darf nicht unterlassen, in den Wirthshäusern von Zeit zu Zeit nach Flaschenwein zu fragen. Noch besser wird er sich allerdings unterrichten, wenn ihm vergönnt ist in

Bereitungsart zunächst den Eingang erleichtert hat, ist der Umstand, daß der Wein bald trinkbar wird, daher das Capital sich schneller umkehrt und dabei große Gebäude und kostbare Geräthschaften zu längerer Aufbewahrung nicht nöthig sind.

In der Gegend von Meran und hinab gegen Bozen, um diese Stadt her und in den Gefilden von Kaltern wächst nun, zumal an den Halden – Leiten – manch gutes Getränke. Vor allen werden der Leitacher, der Siebeneichener und der Terlaner, die in der Nähe von Bozen aufkommen, und der Kälterer Seewein gerühmt. Der Meraner Küchelberger genießt, wie wir bemerkt, nicht mehr des alten Ansehens, doch scheint es fast, als sey der Löwenberger bestimmt die Ehre der Gegend zu retten. Bei vielen reichern Güterbesitzern nimmt übrigens die Ansicht überhand, der Wein, so gut er auch nach den bisher üblichen Behandlungsarten ausfallen mag, entspreche nicht überall dem trefflichen Wohlgeschmack der Trauben, und durch feinere und sorgfältigere Bereitung müßten Weine zu erzeugen seyn, die neben manchen hochgeschätzten ausländischen mit Glück würden auftreten können. So werden denn mannichfache Versuche gemacht, die zum großen Theile der Erwartung entgegen kommen. Man trinkt sogar schon etschländer Champagner, der dem bekannten schwäbischen Getränke dieses Namens an Billigkeit, vielleicht auch an Wohlgeschmack vorzuziehen ist, jedenfalls sich durch eine sehr einfache, ungekünstelte Bereitung auszeichnet. Eine schon längst geübte Praktik gibt den sogenannten Strohwein, indem man die Trauben oder gar die abgepflückten Beeren auf langen Strohlagern, Tablonen, etwas eintrocknen und dann unter den Torkel gehen läßt. Solches Getränk wird sehr süß und stark und ähnelt den geistigen Südweinen. Alle diese Extrasorten gehen übrigens in den Wirthshäusern unter dem Namen: Flaschenwein, und die Flasche steht je nach der Güte im Preise zwischen sechsunddreißig Kreuzer und einem Gulden. Wer sich über die Gaben der tirolischen Rebenhügel einige Erfahrung sammeln will, darf nicht unterlassen, in den Wirthshäusern von Zeit zu Zeit nach Flaschenwein zu fragen. Noch besser wird er sich allerdings unterrichten, wenn ihm vergönnt ist in

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[323/0327] Bereitungsart zunächst den Eingang erleichtert hat, ist der Umstand, daß der Wein bald trinkbar wird, daher das Capital sich schneller umkehrt und dabei große Gebäude und kostbare Geräthschaften zu längerer Aufbewahrung nicht nöthig sind. In der Gegend von Meran und hinab gegen Bozen, um diese Stadt her und in den Gefilden von Kaltern wächst nun, zumal an den Halden – Leiten – manch gutes Getränke. Vor allen werden der Leitacher, der Siebeneichener und der Terlaner, die in der Nähe von Bozen aufkommen, und der Kälterer Seewein gerühmt. Der Meraner Küchelberger genießt, wie wir bemerkt, nicht mehr des alten Ansehens, doch scheint es fast, als sey der Löwenberger bestimmt die Ehre der Gegend zu retten. Bei vielen reichern Güterbesitzern nimmt übrigens die Ansicht überhand, der Wein, so gut er auch nach den bisher üblichen Behandlungsarten ausfallen mag, entspreche nicht überall dem trefflichen Wohlgeschmack der Trauben, und durch feinere und sorgfältigere Bereitung müßten Weine zu erzeugen seyn, die neben manchen hochgeschätzten ausländischen mit Glück würden auftreten können. So werden denn mannichfache Versuche gemacht, die zum großen Theile der Erwartung entgegen kommen. Man trinkt sogar schon etschländer Champagner, der dem bekannten schwäbischen Getränke dieses Namens an Billigkeit, vielleicht auch an Wohlgeschmack vorzuziehen ist, jedenfalls sich durch eine sehr einfache, ungekünstelte Bereitung auszeichnet. Eine schon längst geübte Praktik gibt den sogenannten Strohwein, indem man die Trauben oder gar die abgepflückten Beeren auf langen Strohlagern, Tablonen, etwas eintrocknen und dann unter den Torkel gehen läßt. Solches Getränk wird sehr süß und stark und ähnelt den geistigen Südweinen. Alle diese Extrasorten gehen übrigens in den Wirthshäusern unter dem Namen: Flaschenwein, und die Flasche steht je nach der Güte im Preise zwischen sechsunddreißig Kreuzer und einem Gulden. Wer sich über die Gaben der tirolischen Rebenhügel einige Erfahrung sammeln will, darf nicht unterlassen, in den Wirthshäusern von Zeit zu Zeit nach Flaschenwein zu fragen. Noch besser wird er sich allerdings unterrichten, wenn ihm vergönnt ist in

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/327>, abgerufen am 23.11.2024.