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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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und Kinder zu Hause verpflegt würden. Sobald sie aber einmal dem Feinde gegenüber standen, thaten sie sich durch Tapferkeit hervor. Weniger Bedenklichkeiten wegen ihrer Weiber und Kinder zeigten sie Anno Neune, wo sie nach jetzigem Ausdrucke zu den eifrigsten "Rebellern" zählten.

Am Fuße des Schloßberges, fast vergraben unter Nußbäumen und Weinguirlanden liegt also die kleine Kirche von Gratsch und daneben ein unscheinbares Bauernhaus, das wir im Vorbeigehen betreten wollen.

In der getäfelten Wohnstube steht der große Tisch fürs Mahl und zum Fenster schaut ein Feigenbaum herein. Durch sein Blätterwerk geht der Blick hinunter über lange Weingüter ins Thal der Etsch und am Flusse fort fast so weit, als man auf dem Schlosse selber schauen kann. Der bäuerliche Hausherr gilt als einer von den Schlauen, deren es in Tirol noch mehrere geben soll, als einer von den Pfiffigen, die sich in der Welt wohl auskennen gelernt haben und mit den Menschen umzugehen wissen. Er war schon Anno Neun dabei und hat zum Waffenhandwerk von jeher große Zuneigung gezeigt, so daß er zu seiner Zeit als der beste Schütze weit und breit in hohem Ruhm stand und auch jetzt noch die Schießen der Nachbarschaft nicht ohne Glück besucht. Er weiß in der rechten Laune viel zu erzählen und gibt gern ein Witzchen zum Besten. Vom Rosengarten, der in hiesiger Gegend liegt, weiß er wohl zu sagen, aber den König Laurin der darin hausen soll, kennt er nicht. Ersterer ist ein Rebengefilde in anmuthiger Lage; das Gewächs soll indeß nicht das beste seyn. Auch einige Beiträge zur Urgeschichte seiner lieben Pfarre zu St. Peter stellt er mit Vergnügen zu Diensten, nämlich daß einmal zur Zeit einer Christenverfolgung die Gläubigen des Sprengels über die unwegsamen Jöcher in das wilde Hochthal von Pfelders sich geflüchtet, so daß dadurch dieses seine Bevölkerung erhalten und nachmals, als die Verfolgung vorübergegangen, pfärrig zu St. Peter geblieben sey, wie das auch die Geschichte anerkennt, berichtend, daß die abgelegenen, zwischen Fernern eingeklemmten Wiesengründe von Pfelders erst im vorigen Jahrhundert einen eigenen Seelsorger erhielten, bis dahin aber die Hirten zu

und Kinder zu Hause verpflegt würden. Sobald sie aber einmal dem Feinde gegenüber standen, thaten sie sich durch Tapferkeit hervor. Weniger Bedenklichkeiten wegen ihrer Weiber und Kinder zeigten sie Anno Neune, wo sie nach jetzigem Ausdrucke zu den eifrigsten „Rebellern“ zählten.

Am Fuße des Schloßberges, fast vergraben unter Nußbäumen und Weinguirlanden liegt also die kleine Kirche von Gratsch und daneben ein unscheinbares Bauernhaus, das wir im Vorbeigehen betreten wollen.

In der getäfelten Wohnstube steht der große Tisch fürs Mahl und zum Fenster schaut ein Feigenbaum herein. Durch sein Blätterwerk geht der Blick hinunter über lange Weingüter ins Thal der Etsch und am Flusse fort fast so weit, als man auf dem Schlosse selber schauen kann. Der bäuerliche Hausherr gilt als einer von den Schlauen, deren es in Tirol noch mehrere geben soll, als einer von den Pfiffigen, die sich in der Welt wohl auskennen gelernt haben und mit den Menschen umzugehen wissen. Er war schon Anno Neun dabei und hat zum Waffenhandwerk von jeher große Zuneigung gezeigt, so daß er zu seiner Zeit als der beste Schütze weit und breit in hohem Ruhm stand und auch jetzt noch die Schießen der Nachbarschaft nicht ohne Glück besucht. Er weiß in der rechten Laune viel zu erzählen und gibt gern ein Witzchen zum Besten. Vom Rosengarten, der in hiesiger Gegend liegt, weiß er wohl zu sagen, aber den König Laurin der darin hausen soll, kennt er nicht. Ersterer ist ein Rebengefilde in anmuthiger Lage; das Gewächs soll indeß nicht das beste seyn. Auch einige Beiträge zur Urgeschichte seiner lieben Pfarre zu St. Peter stellt er mit Vergnügen zu Diensten, nämlich daß einmal zur Zeit einer Christenverfolgung die Gläubigen des Sprengels über die unwegsamen Jöcher in das wilde Hochthal von Pfelders sich geflüchtet, so daß dadurch dieses seine Bevölkerung erhalten und nachmals, als die Verfolgung vorübergegangen, pfärrig zu St. Peter geblieben sey, wie das auch die Geschichte anerkennt, berichtend, daß die abgelegenen, zwischen Fernern eingeklemmten Wiesengründe von Pfelders erst im vorigen Jahrhundert einen eigenen Seelsorger erhielten, bis dahin aber die Hirten zu

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/316>, abgerufen am 23.11.2024.