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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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entgegen, das man vor etlichen Jahren in diesem Felde gefunden.

Bald ober Elmen, nämlich bei Heselgehr, beginnt die Häuserpracht des Lechthals. Hier oben also in der Alpenhöhe liegen auf beiden Ufern des schnellen Baches Elbigenalp und Holzgau, von denen bis jetzt die wenigsten Touristen erzählt haben - Dörfer oder besser Städte, wo unbemerkt von der Welt, durch seltene Betriebsamkeit und seltenes Glück mährchenhafte Reichthümer zusammgebracht worden und Familien entstanden sind, die halbe Millionen besaßen. Diesen obern Lechthalern hat nämlich die Natur ein eigenes Talent für den Schnittwaarenhandel verliehen, und darauf vertrauend gingen sie dem Lauf der Wasser nach, kamen am Rhein hinunter bis Holland und schifften bis New-York, thaten sich überall hervor, errichteten überall ihre Lager, erwarben Hunderttausende, und kehrten ehemals mit den Ducatensäcken, wie die reichen Grödner und die Engadeiner, wieder ins grüne Wiesenthal zurück, um dort ihre alten Tage zu verleben und auf dem Friedhofe der Heimath bei ihren Vätern einzugehen in die ewige Ruhe. So entstanden weit hinten im Gebirge auf grünen, offenen Fluren, zu denen der Zugang durch unscheinbare Alpendörfchen führt, jene prächtigen Häuser, jene stattlichen Gassen, die dem Fremden, der da nichts mehr als Sennhütten erwartet, so überraschend entgegentreten. Nach landesüblichem Gebrauche spricht man nur von Elbigenalp und Holzgau, aber dieses sind Gesammtnamen für eine Unzahl kleinerer oder größerer Häuserhaufen, die rasch auf einanderfolgend unter den Einheimischen wieder wie die Gassen einer Stadt alle ihre eigenen Namen führen. Was man so im gewöhnlichen Verstande an Insassen zu diesen beiden Dörfern rechnet, mag etwa dritthalbtausend Seelen betragen, welche in sechshundert Häusern wohnen. In etlichen wenigen der ansehnlichern Gebäude walten noch die alten reichen Herren, die beim Abendtrunk von New-York und Baltimore erzählen, wo sie ihre Lehrjahre zugebracht, und dabei wenn's darauf ankömmt holländisch, französisch und englisch sprechen. Sie sind ein Bild vergangener Tage, denn die Herrlichkeit der Lechthaler ist im Abnehmen. Die jüngern Söhne

entgegen, das man vor etlichen Jahren in diesem Felde gefunden.

Bald ober Elmen, nämlich bei Heselgehr, beginnt die Häuserpracht des Lechthals. Hier oben also in der Alpenhöhe liegen auf beiden Ufern des schnellen Baches Elbigenalp und Holzgau, von denen bis jetzt die wenigsten Touristen erzählt haben – Dörfer oder besser Städte, wo unbemerkt von der Welt, durch seltene Betriebsamkeit und seltenes Glück mährchenhafte Reichthümer zusammgebracht worden und Familien entstanden sind, die halbe Millionen besaßen. Diesen obern Lechthalern hat nämlich die Natur ein eigenes Talent für den Schnittwaarenhandel verliehen, und darauf vertrauend gingen sie dem Lauf der Wasser nach, kamen am Rhein hinunter bis Holland und schifften bis New-York, thaten sich überall hervor, errichteten überall ihre Lager, erwarben Hunderttausende, und kehrten ehemals mit den Ducatensäcken, wie die reichen Grödner und die Engadeiner, wieder ins grüne Wiesenthal zurück, um dort ihre alten Tage zu verleben und auf dem Friedhofe der Heimath bei ihren Vätern einzugehen in die ewige Ruhe. So entstanden weit hinten im Gebirge auf grünen, offenen Fluren, zu denen der Zugang durch unscheinbare Alpendörfchen führt, jene prächtigen Häuser, jene stattlichen Gassen, die dem Fremden, der da nichts mehr als Sennhütten erwartet, so überraschend entgegentreten. Nach landesüblichem Gebrauche spricht man nur von Elbigenalp und Holzgau, aber dieses sind Gesammtnamen für eine Unzahl kleinerer oder größerer Häuserhaufen, die rasch auf einanderfolgend unter den Einheimischen wieder wie die Gassen einer Stadt alle ihre eigenen Namen führen. Was man so im gewöhnlichen Verstande an Insassen zu diesen beiden Dörfern rechnet, mag etwa dritthalbtausend Seelen betragen, welche in sechshundert Häusern wohnen. In etlichen wenigen der ansehnlichern Gebäude walten noch die alten reichen Herren, die beim Abendtrunk von New-York und Baltimore erzählen, wo sie ihre Lehrjahre zugebracht, und dabei wenn’s darauf ankömmt holländisch, französisch und englisch sprechen. Sie sind ein Bild vergangener Tage, denn die Herrlichkeit der Lechthaler ist im Abnehmen. Die jüngern Söhne

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[18/0023] entgegen, das man vor etlichen Jahren in diesem Felde gefunden. Bald ober Elmen, nämlich bei Heselgehr, beginnt die Häuserpracht des Lechthals. Hier oben also in der Alpenhöhe liegen auf beiden Ufern des schnellen Baches Elbigenalp und Holzgau, von denen bis jetzt die wenigsten Touristen erzählt haben – Dörfer oder besser Städte, wo unbemerkt von der Welt, durch seltene Betriebsamkeit und seltenes Glück mährchenhafte Reichthümer zusammgebracht worden und Familien entstanden sind, die halbe Millionen besaßen. Diesen obern Lechthalern hat nämlich die Natur ein eigenes Talent für den Schnittwaarenhandel verliehen, und darauf vertrauend gingen sie dem Lauf der Wasser nach, kamen am Rhein hinunter bis Holland und schifften bis New-York, thaten sich überall hervor, errichteten überall ihre Lager, erwarben Hunderttausende, und kehrten ehemals mit den Ducatensäcken, wie die reichen Grödner und die Engadeiner, wieder ins grüne Wiesenthal zurück, um dort ihre alten Tage zu verleben und auf dem Friedhofe der Heimath bei ihren Vätern einzugehen in die ewige Ruhe. So entstanden weit hinten im Gebirge auf grünen, offenen Fluren, zu denen der Zugang durch unscheinbare Alpendörfchen führt, jene prächtigen Häuser, jene stattlichen Gassen, die dem Fremden, der da nichts mehr als Sennhütten erwartet, so überraschend entgegentreten. Nach landesüblichem Gebrauche spricht man nur von Elbigenalp und Holzgau, aber dieses sind Gesammtnamen für eine Unzahl kleinerer oder größerer Häuserhaufen, die rasch auf einanderfolgend unter den Einheimischen wieder wie die Gassen einer Stadt alle ihre eigenen Namen führen. Was man so im gewöhnlichen Verstande an Insassen zu diesen beiden Dörfern rechnet, mag etwa dritthalbtausend Seelen betragen, welche in sechshundert Häusern wohnen. In etlichen wenigen der ansehnlichern Gebäude walten noch die alten reichen Herren, die beim Abendtrunk von New-York und Baltimore erzählen, wo sie ihre Lehrjahre zugebracht, und dabei wenn’s darauf ankömmt holländisch, französisch und englisch sprechen. Sie sind ein Bild vergangener Tage, denn die Herrlichkeit der Lechthaler ist im Abnehmen. Die jüngern Söhne

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/23>, abgerufen am 23.11.2024.