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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Erwerb, den sie jedes Jahr als Lohn ihres Fleißes mit nach Hause bringen, soll sich ungefähr auf 1,060,000 Gulden belaufen. Da übrigens die unermeßlichen Hochflächen des Gebirges, so weit sie nicht ewig mit Eis und Schnee bedeckt sind, zunächst nur als Wald und Weide benützt werden können, so stehen alle größeren Ortschaften im Thale und auf den mittleren Höhen. So einsam und öde das Hochgebirge, so belebt und volkreich sind daher die mildern Thäler und etliche Hochebenen, die jenseits des Brenners liegen.

Von den Gebirgen Tirols im vorhinein viel zu reden, möchte wohl überflüssig seyn, da wir ihnen bald auf jedem Schritt und Tritt begegnen werden. Nur zur Uebersicht sey daher erwähnt, daß drei Züge durch das Land gehen, einmal die Centralkette, welche vom obern Vintschgau herstreicht, die mächtigste von allen, gleichwohl durch den niedersten aller Alpenpässe, den Brenner, durchschnitten, ausgezeichnet durch die großen Gletscherstöcke des Oetzthales und die Stubaier Ferner und in der östlichen Fortsetzung durch den langen Zug der Eisberge, welche Zillerthal von Pusterthal scheiden. Ihr Gestein ist zumeist Granit.

Der andere Bergzug läuft an der nördlichen Gränze hin und scheidet Tirol von Bayern. Es ist ein Uebergangsgebirge und besteht zunächst aus Kalk oder Thonschiefer. Derselben Art sind die südlichen Gebirgsstöcke, welche sich gegen Italien abdachen; darunter finden sich aber auch die großen plutonischen Dolomitenreiche von Enneberg und Fassa, und westlich gegen den Ortles hin im wälschen Val di Sole oder Sulzberg stehen die Sulzbergerferner, ein riesiges, aber wenig bekanntes Gletschergebiet. Die höchsten Spitzen sind im mittleren Zuge; sie steigen bis zu 12,000 Wiener Fuß auf; in der nördlichen Kette sind wenige höher als 9000; dasselbe Maß gilt für die Erhebung der südlichen Gebirge mit Ausnahme der Ferner im Sulzberge. Ebenen sind keine im Lande; selbst die Hauptthäler sind nur an wenigen Stellen eine Stunde breit.

Die Hauptströme des Landes sind der Inn im nördlichen Theile, die Etsch im südlichen. Des ersteren beträchtlichster Nebenfluß ist die Sill, des letztern der Eisack. Beide entspringen

Erwerb, den sie jedes Jahr als Lohn ihres Fleißes mit nach Hause bringen, soll sich ungefähr auf 1,060,000 Gulden belaufen. Da übrigens die unermeßlichen Hochflächen des Gebirges, so weit sie nicht ewig mit Eis und Schnee bedeckt sind, zunächst nur als Wald und Weide benützt werden können, so stehen alle größeren Ortschaften im Thale und auf den mittleren Höhen. So einsam und öde das Hochgebirge, so belebt und volkreich sind daher die mildern Thäler und etliche Hochebenen, die jenseits des Brenners liegen.

Von den Gebirgen Tirols im vorhinein viel zu reden, möchte wohl überflüssig seyn, da wir ihnen bald auf jedem Schritt und Tritt begegnen werden. Nur zur Uebersicht sey daher erwähnt, daß drei Züge durch das Land gehen, einmal die Centralkette, welche vom obern Vintschgau herstreicht, die mächtigste von allen, gleichwohl durch den niedersten aller Alpenpässe, den Brenner, durchschnitten, ausgezeichnet durch die großen Gletscherstöcke des Oetzthales und die Stubaier Ferner und in der östlichen Fortsetzung durch den langen Zug der Eisberge, welche Zillerthal von Pusterthal scheiden. Ihr Gestein ist zumeist Granit.

Der andere Bergzug läuft an der nördlichen Gränze hin und scheidet Tirol von Bayern. Es ist ein Uebergangsgebirge und besteht zunächst aus Kalk oder Thonschiefer. Derselben Art sind die südlichen Gebirgsstöcke, welche sich gegen Italien abdachen; darunter finden sich aber auch die großen plutonischen Dolomitenreiche von Enneberg und Fassa, und westlich gegen den Ortles hin im wälschen Val di Sole oder Sulzberg stehen die Sulzbergerferner, ein riesiges, aber wenig bekanntes Gletschergebiet. Die höchsten Spitzen sind im mittleren Zuge; sie steigen bis zu 12,000 Wiener Fuß auf; in der nördlichen Kette sind wenige höher als 9000; dasselbe Maß gilt für die Erhebung der südlichen Gebirge mit Ausnahme der Ferner im Sulzberge. Ebenen sind keine im Lande; selbst die Hauptthäler sind nur an wenigen Stellen eine Stunde breit.

Die Hauptströme des Landes sind der Inn im nördlichen Theile, die Etsch im südlichen. Des ersteren beträchtlichster Nebenfluß ist die Sill, des letztern der Eisack. Beide entspringen

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Erwerb, den sie jedes Jahr als Lohn ihres Fleißes mit nach Hause bringen, soll sich ungefähr auf 1,060,000 Gulden belaufen. Da übrigens die unermeßlichen Hochflächen des Gebirges, so weit sie nicht ewig mit Eis und Schnee bedeckt sind, zunächst nur als Wald und Weide benützt werden können, so stehen alle größeren Ortschaften im Thale und auf den mittleren Höhen. So einsam und öde das Hochgebirge, so belebt und volkreich sind daher die mildern Thäler und etliche Hochebenen, die jenseits des Brenners liegen.</p>
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[199/0203] Erwerb, den sie jedes Jahr als Lohn ihres Fleißes mit nach Hause bringen, soll sich ungefähr auf 1,060,000 Gulden belaufen. Da übrigens die unermeßlichen Hochflächen des Gebirges, so weit sie nicht ewig mit Eis und Schnee bedeckt sind, zunächst nur als Wald und Weide benützt werden können, so stehen alle größeren Ortschaften im Thale und auf den mittleren Höhen. So einsam und öde das Hochgebirge, so belebt und volkreich sind daher die mildern Thäler und etliche Hochebenen, die jenseits des Brenners liegen. Von den Gebirgen Tirols im vorhinein viel zu reden, möchte wohl überflüssig seyn, da wir ihnen bald auf jedem Schritt und Tritt begegnen werden. Nur zur Uebersicht sey daher erwähnt, daß drei Züge durch das Land gehen, einmal die Centralkette, welche vom obern Vintschgau herstreicht, die mächtigste von allen, gleichwohl durch den niedersten aller Alpenpässe, den Brenner, durchschnitten, ausgezeichnet durch die großen Gletscherstöcke des Oetzthales und die Stubaier Ferner und in der östlichen Fortsetzung durch den langen Zug der Eisberge, welche Zillerthal von Pusterthal scheiden. Ihr Gestein ist zumeist Granit. Der andere Bergzug läuft an der nördlichen Gränze hin und scheidet Tirol von Bayern. Es ist ein Uebergangsgebirge und besteht zunächst aus Kalk oder Thonschiefer. Derselben Art sind die südlichen Gebirgsstöcke, welche sich gegen Italien abdachen; darunter finden sich aber auch die großen plutonischen Dolomitenreiche von Enneberg und Fassa, und westlich gegen den Ortles hin im wälschen Val di Sole oder Sulzberg stehen die Sulzbergerferner, ein riesiges, aber wenig bekanntes Gletschergebiet. Die höchsten Spitzen sind im mittleren Zuge; sie steigen bis zu 12,000 Wiener Fuß auf; in der nördlichen Kette sind wenige höher als 9000; dasselbe Maß gilt für die Erhebung der südlichen Gebirge mit Ausnahme der Ferner im Sulzberge. Ebenen sind keine im Lande; selbst die Hauptthäler sind nur an wenigen Stellen eine Stunde breit. Die Hauptströme des Landes sind der Inn im nördlichen Theile, die Etsch im südlichen. Des ersteren beträchtlichster Nebenfluß ist die Sill, des letztern der Eisack. Beide entspringen

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/203>, abgerufen am 23.11.2024.