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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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daß ich mit euch hinweg will und meine Jungfrau Amisen mit mir nehmen. Nun war Amisa eines Herrn Tochter zu Portugal, der hieß Anthoni de Ponagiri. Die rüstete sich, mit ihr hinwegzukommen.

Also ging Graf Albrecht wieder zu dem von Altstetten, und fragte, wie er es anfangen wollte. Da sprach der von Altstetten: gar wohl! mein Rath ist, ihr sollet Urlaub nehmen von dem König, daß ihr nimmer sein Diener seyd und sprecht, ich sey tödtlich siech; ihr wollet mich heimführen in meine Luft, denn die Aerzte rathen es, sonst möge ich nicht genesen. Dann wollen wir ein gut Schiff bestellen, das mit Leuten wohl gefertiget sey. Dann, so es Alles zugerüstet, soll die Königin eine Weile vor Tag kommen und bringen, was sie mit ihr nehmen will, in mein Gemach. So wollen wir in das Schiff sitzen und förderlich von Statt fahren. Und ehe man dieß inne wird, so wollen wir gar einen fernen Weg seyn, daß wir wohl sicher seyen mit Gottes Hülfe. Das gefiel Graf Albrecht gar wohl und er ging zu der Königin und sagte es ihr. Da gefiel es ihr auch fast wohl und sie sprach, sie wolle es in dem Namen Gottes wagen und sagte es ihrer Jungfrau Amisen. Graf Albrecht ging von Stund an zu dem König und nahm Urlaub von ihm. Da sprach der, warum er von ihm wolle, denn er hatte ihn gar lieb und ließ ihn ungern von sich. Da sprach Graf Albrecht: gnädiger Herr! die Aerzte sagen, der von Altstetten müsse sterben, man führe ihn denn in seine Luft und wenn es sich so macht, so komme ich vielleicht wieder. Also gab ihm der König eine gute Zehrung und köstlich Tuch von Sammet und von Seide und der Graf nahm Urlaub von allem Hofgesind und den Jungfrauen und der Königin und dem von Hatstatt und sagte ihm nicht von den Dingen.

Also Morgens früh vor Tag kam die Königin mit ihrer Jungfrau und brachte unermeßlich viel Gut und viele hübsche Kleinode. Und sie saßen alle in das Schiff und fuhren. Und da die Sonne wohl aufkam und um die Zeit, als der Königin Gewohnheit war, daß sie aufstünde und Messe hörte, da kam zu Hof ihrer Diener einer und fragte, ob sie bald wolle Messe hören. Da sprachen die Jungfrauen: wir haben sie heute noch nicht

daß ich mit euch hinweg will und meine Jungfrau Amisen mit mir nehmen. Nun war Amisa eines Herrn Tochter zu Portugal, der hieß Anthoni de Ponagiri. Die rüstete sich, mit ihr hinwegzukommen.

Also ging Graf Albrecht wieder zu dem von Altstetten, und fragte, wie er es anfangen wollte. Da sprach der von Altstetten: gar wohl! mein Rath ist, ihr sollet Urlaub nehmen von dem König, daß ihr nimmer sein Diener seyd und sprecht, ich sey tödtlich siech; ihr wollet mich heimführen in meine Luft, denn die Aerzte rathen es, sonst möge ich nicht genesen. Dann wollen wir ein gut Schiff bestellen, das mit Leuten wohl gefertiget sey. Dann, so es Alles zugerüstet, soll die Königin eine Weile vor Tag kommen und bringen, was sie mit ihr nehmen will, in mein Gemach. So wollen wir in das Schiff sitzen und förderlich von Statt fahren. Und ehe man dieß inne wird, so wollen wir gar einen fernen Weg seyn, daß wir wohl sicher seyen mit Gottes Hülfe. Das gefiel Graf Albrecht gar wohl und er ging zu der Königin und sagte es ihr. Da gefiel es ihr auch fast wohl und sie sprach, sie wolle es in dem Namen Gottes wagen und sagte es ihrer Jungfrau Amisen. Graf Albrecht ging von Stund an zu dem König und nahm Urlaub von ihm. Da sprach der, warum er von ihm wolle, denn er hatte ihn gar lieb und ließ ihn ungern von sich. Da sprach Graf Albrecht: gnädiger Herr! die Aerzte sagen, der von Altstetten müsse sterben, man führe ihn denn in seine Luft und wenn es sich so macht, so komme ich vielleicht wieder. Also gab ihm der König eine gute Zehrung und köstlich Tuch von Sammet und von Seide und der Graf nahm Urlaub von allem Hofgesind und den Jungfrauen und der Königin und dem von Hatstatt und sagte ihm nicht von den Dingen.

Also Morgens früh vor Tag kam die Königin mit ihrer Jungfrau und brachte unermeßlich viel Gut und viele hübsche Kleinode. Und sie saßen alle in das Schiff und fuhren. Und da die Sonne wohl aufkam und um die Zeit, als der Königin Gewohnheit war, daß sie aufstünde und Messe hörte, da kam zu Hof ihrer Diener einer und fragte, ob sie bald wolle Messe hören. Da sprachen die Jungfrauen: wir haben sie heute noch nicht

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[167/0172] daß ich mit euch hinweg will und meine Jungfrau Amisen mit mir nehmen. Nun war Amisa eines Herrn Tochter zu Portugal, der hieß Anthoni de Ponagiri. Die rüstete sich, mit ihr hinwegzukommen. Also ging Graf Albrecht wieder zu dem von Altstetten, und fragte, wie er es anfangen wollte. Da sprach der von Altstetten: gar wohl! mein Rath ist, ihr sollet Urlaub nehmen von dem König, daß ihr nimmer sein Diener seyd und sprecht, ich sey tödtlich siech; ihr wollet mich heimführen in meine Luft, denn die Aerzte rathen es, sonst möge ich nicht genesen. Dann wollen wir ein gut Schiff bestellen, das mit Leuten wohl gefertiget sey. Dann, so es Alles zugerüstet, soll die Königin eine Weile vor Tag kommen und bringen, was sie mit ihr nehmen will, in mein Gemach. So wollen wir in das Schiff sitzen und förderlich von Statt fahren. Und ehe man dieß inne wird, so wollen wir gar einen fernen Weg seyn, daß wir wohl sicher seyen mit Gottes Hülfe. Das gefiel Graf Albrecht gar wohl und er ging zu der Königin und sagte es ihr. Da gefiel es ihr auch fast wohl und sie sprach, sie wolle es in dem Namen Gottes wagen und sagte es ihrer Jungfrau Amisen. Graf Albrecht ging von Stund an zu dem König und nahm Urlaub von ihm. Da sprach der, warum er von ihm wolle, denn er hatte ihn gar lieb und ließ ihn ungern von sich. Da sprach Graf Albrecht: gnädiger Herr! die Aerzte sagen, der von Altstetten müsse sterben, man führe ihn denn in seine Luft und wenn es sich so macht, so komme ich vielleicht wieder. Also gab ihm der König eine gute Zehrung und köstlich Tuch von Sammet und von Seide und der Graf nahm Urlaub von allem Hofgesind und den Jungfrauen und der Königin und dem von Hatstatt und sagte ihm nicht von den Dingen. Also Morgens früh vor Tag kam die Königin mit ihrer Jungfrau und brachte unermeßlich viel Gut und viele hübsche Kleinode. Und sie saßen alle in das Schiff und fuhren. Und da die Sonne wohl aufkam und um die Zeit, als der Königin Gewohnheit war, daß sie aufstünde und Messe hörte, da kam zu Hof ihrer Diener einer und fragte, ob sie bald wolle Messe hören. Da sprachen die Jungfrauen: wir haben sie heute noch nicht

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/172>, abgerufen am 23.11.2024.