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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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diesem letztern Gang kommt man bald zum Dorf "am Sonnentag." Auch an diesem Orte thut sich die Gewalt der Lauwenen oft in erschrecklicher Weise kund. So brachen sie im Jahre 1806 das Schiff der Kirche zusammen, und das neue Gotteshaus konnte nur durch einen aufgemauerten Wall vor künftigen Verwüstungen geschützt werden.

Uebrigens ist darin auch ein Jahrtag gestiftet für jene Kämpfer aus dieser Pfarre, die am 20 April 1499 in der unglücklichen Schlacht bei Frastenz unter dem Schwert der Eidgenossen gefallen sind. Die Namen der Gebliebenen, deren es 46 waren, wurden vordem noch alle Jahre in der Kirche verlesen. Jene Schlacht war wohl die blutigste, welche in Vorarlberg je gekämpft worden ist. Ein Verräther, Ulrich Malis aus Schan bei Vaduz, führte die Feinde, deren Hauptmann Heini Wohlleb aus Uri war, auf geheimen Wegen in den Rücken des österreichischen Heeres. Noch soll es zu Frastenz in Uebung seyn, daß am Dienstage in der Bittwoche der Umgang auf dem Schlachtfelde inne hält, für die gefallenen Landesvertheidiger laut betet, und auch vom Verräther Meldung thut, um sein Andenken auf ewige Zeiten zu schänden.

Nicht weit vom Sonnentag geht der Weg in die Höhe, an den Halden hinauf, während der Bach unten im Tobel fortschießt, allenthalben von düsterem Wald beschattet. Die Landschaft ist kaum ein Thal zu nennen - die schmale Ebene am Wasser verliert sich ganz und gar, und alles was des Menschen eigen, Auen und Wälder, Sennhütten, Höfe und Dörfer, liegt hinauf nach einander an den steilen Berghängen. So gestaltet sich eine der schönsten Alpengegenden, die man in diesem Theil des Gebirges sehen kann. Drüben ein langes tiefgrünes Bild, übersichtlich ausgespannt, in reizender Mannichfaltigkeit von Forst und Wiesen, von Felsen und Wänden, Bächen und Wasserfällen, mit Wegen und Pfaden verbrämt, überall mit idyllischen Häusern durchsäet, die friedlich und freundlich auf dem Rücken der Berge stehen, deren höchste Zacken stolz in den blauen Himmel stechen - herüben dagegen ein anmuthiger Steig, der gemächlich dahinschlendert, alle Vorsprünge der Abhänge und alle Einbrüche der Bergwasser

diesem letztern Gang kommt man bald zum Dorf „am Sonnentag." Auch an diesem Orte thut sich die Gewalt der Lauwenen oft in erschrecklicher Weise kund. So brachen sie im Jahre 1806 das Schiff der Kirche zusammen, und das neue Gotteshaus konnte nur durch einen aufgemauerten Wall vor künftigen Verwüstungen geschützt werden.

Uebrigens ist darin auch ein Jahrtag gestiftet für jene Kämpfer aus dieser Pfarre, die am 20 April 1499 in der unglücklichen Schlacht bei Frastenz unter dem Schwert der Eidgenossen gefallen sind. Die Namen der Gebliebenen, deren es 46 waren, wurden vordem noch alle Jahre in der Kirche verlesen. Jene Schlacht war wohl die blutigste, welche in Vorarlberg je gekämpft worden ist. Ein Verräther, Ulrich Malis aus Schan bei Vaduz, führte die Feinde, deren Hauptmann Heini Wohlleb aus Uri war, auf geheimen Wegen in den Rücken des österreichischen Heeres. Noch soll es zu Frastenz in Uebung seyn, daß am Dienstage in der Bittwoche der Umgang auf dem Schlachtfelde inne hält, für die gefallenen Landesvertheidiger laut betet, und auch vom Verräther Meldung thut, um sein Andenken auf ewige Zeiten zu schänden.

Nicht weit vom Sonnentag geht der Weg in die Höhe, an den Halden hinauf, während der Bach unten im Tobel fortschießt, allenthalben von düsterem Wald beschattet. Die Landschaft ist kaum ein Thal zu nennen – die schmale Ebene am Wasser verliert sich ganz und gar, und alles was des Menschen eigen, Auen und Wälder, Sennhütten, Höfe und Dörfer, liegt hinauf nach einander an den steilen Berghängen. So gestaltet sich eine der schönsten Alpengegenden, die man in diesem Theil des Gebirges sehen kann. Drüben ein langes tiefgrünes Bild, übersichtlich ausgespannt, in reizender Mannichfaltigkeit von Forst und Wiesen, von Felsen und Wänden, Bächen und Wasserfällen, mit Wegen und Pfaden verbrämt, überall mit idyllischen Häusern durchsäet, die friedlich und freundlich auf dem Rücken der Berge stehen, deren höchste Zacken stolz in den blauen Himmel stechen – herüben dagegen ein anmuthiger Steig, der gemächlich dahinschlendert, alle Vorsprünge der Abhänge und alle Einbrüche der Bergwasser

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[101/0106] diesem letztern Gang kommt man bald zum Dorf „am Sonnentag." Auch an diesem Orte thut sich die Gewalt der Lauwenen oft in erschrecklicher Weise kund. So brachen sie im Jahre 1806 das Schiff der Kirche zusammen, und das neue Gotteshaus konnte nur durch einen aufgemauerten Wall vor künftigen Verwüstungen geschützt werden. Uebrigens ist darin auch ein Jahrtag gestiftet für jene Kämpfer aus dieser Pfarre, die am 20 April 1499 in der unglücklichen Schlacht bei Frastenz unter dem Schwert der Eidgenossen gefallen sind. Die Namen der Gebliebenen, deren es 46 waren, wurden vordem noch alle Jahre in der Kirche verlesen. Jene Schlacht war wohl die blutigste, welche in Vorarlberg je gekämpft worden ist. Ein Verräther, Ulrich Malis aus Schan bei Vaduz, führte die Feinde, deren Hauptmann Heini Wohlleb aus Uri war, auf geheimen Wegen in den Rücken des österreichischen Heeres. Noch soll es zu Frastenz in Uebung seyn, daß am Dienstage in der Bittwoche der Umgang auf dem Schlachtfelde inne hält, für die gefallenen Landesvertheidiger laut betet, und auch vom Verräther Meldung thut, um sein Andenken auf ewige Zeiten zu schänden. Nicht weit vom Sonnentag geht der Weg in die Höhe, an den Halden hinauf, während der Bach unten im Tobel fortschießt, allenthalben von düsterem Wald beschattet. Die Landschaft ist kaum ein Thal zu nennen – die schmale Ebene am Wasser verliert sich ganz und gar, und alles was des Menschen eigen, Auen und Wälder, Sennhütten, Höfe und Dörfer, liegt hinauf nach einander an den steilen Berghängen. So gestaltet sich eine der schönsten Alpengegenden, die man in diesem Theil des Gebirges sehen kann. Drüben ein langes tiefgrünes Bild, übersichtlich ausgespannt, in reizender Mannichfaltigkeit von Forst und Wiesen, von Felsen und Wänden, Bächen und Wasserfällen, mit Wegen und Pfaden verbrämt, überall mit idyllischen Häusern durchsäet, die friedlich und freundlich auf dem Rücken der Berge stehen, deren höchste Zacken stolz in den blauen Himmel stechen – herüben dagegen ein anmuthiger Steig, der gemächlich dahinschlendert, alle Vorsprünge der Abhänge und alle Einbrüche der Bergwasser

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/106>, abgerufen am 27.11.2024.