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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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zu hören, aber der alte Bauer und die andern die nach ihm aufgefordert wurden, thaten sehr scheu damit und wollten nichts zum Besten geben.

Seitdem ich in Damils gewesen, hat der jetzige Herr Pfarrer, der einstweilen den damaligen Seelsorger abgelöst, in einem Briefe an Herrn Custos Bergmann *) alles, was ich, wie oben zu lesen, "von der sehr seltsam und unverständlich lautenden Mundart so schön erwähnt", **) als lediglich unrichtig erklärt und sey dasselbe wahrscheinlich dem begierigen Frager nur bejahet worden, um ihm die Freude einer vermeinten Entdeckung nicht zu verkümmern. Ich will zwar nicht bestreiten, daß die Damilser Humor genug besäßen, um mir oder einem andern Gaste solche Freude zu machen - durch den Zweifel an dieser Begabtheit würden sich im Land Tirol und Vorarlberg viele aufs empfindlichste mitgetroffen fühlen - aber erstens fiel ich gewiß nicht von selbst auf die Frage, ob hier nicht eine altdamilserische Sprache gesprochen werde, und zweitens bestätigt ja der Berichtiger im Grunde doch nur was ich erzählte - nämlich "bei allem Nachforschen hierüber könne man nur so viel herausbringen, daß man früher schwerfälliger gesprochen habe - nach der alten Mode heißt man's, wie es ja überall der Fall ist, bevor der bessere Sprachgebrauch Eingang findet." Viel mehr dürfte nach den sehr zweifelhaften Ausdrücken, in denen er von dieser alten Sprache redet, auch der erste Berichterstatter nicht gewärtigt haben - aber auch in diesem alten "Schwerfälligen" könnte für den allenfallsigen Sprachforscher manches Brauchbare zu finden seyn. Im übrigen ist's eine Wahrnehmung, die sich allenthalben darbietet, daß in unsern Zeiten mit den Trachten auch die Nüancen der Dialekte in größeren Ganzen untergehen. Wie die Tracht zu Pfafflar von der lechthalischen verschlungen worden, wie die Riezlerinnen sich zu der des Allgaus hinneigen, so scheinen allmählich alle nordtirolischen in der unterinnthalischen unterzugehen, und durch gleiche Anziehungskraft

*) Untersuchungen über die freien Walliser S. 55.
**) A. Z. a. a. O.

zu hören, aber der alte Bauer und die andern die nach ihm aufgefordert wurden, thaten sehr scheu damit und wollten nichts zum Besten geben.

Seitdem ich in Damils gewesen, hat der jetzige Herr Pfarrer, der einstweilen den damaligen Seelsorger abgelöst, in einem Briefe an Herrn Custos Bergmann *) alles, was ich, wie oben zu lesen, „von der sehr seltsam und unverständlich lautenden Mundart so schön erwähnt", **) als lediglich unrichtig erklärt und sey dasselbe wahrscheinlich dem begierigen Frager nur bejahet worden, um ihm die Freude einer vermeinten Entdeckung nicht zu verkümmern. Ich will zwar nicht bestreiten, daß die Damilser Humor genug besäßen, um mir oder einem andern Gaste solche Freude zu machen – durch den Zweifel an dieser Begabtheit würden sich im Land Tirol und Vorarlberg viele aufs empfindlichste mitgetroffen fühlen – aber erstens fiel ich gewiß nicht von selbst auf die Frage, ob hier nicht eine altdamilserische Sprache gesprochen werde, und zweitens bestätigt ja der Berichtiger im Grunde doch nur was ich erzählte – nämlich „bei allem Nachforschen hierüber könne man nur so viel herausbringen, daß man früher schwerfälliger gesprochen habe – nach der alten Mode heißt man’s, wie es ja überall der Fall ist, bevor der bessere Sprachgebrauch Eingang findet." Viel mehr dürfte nach den sehr zweifelhaften Ausdrücken, in denen er von dieser alten Sprache redet, auch der erste Berichterstatter nicht gewärtigt haben – aber auch in diesem alten „Schwerfälligen" könnte für den allenfallsigen Sprachforscher manches Brauchbare zu finden seyn. Im übrigen ist’s eine Wahrnehmung, die sich allenthalben darbietet, daß in unsern Zeiten mit den Trachten auch die Nüancen der Dialekte in größeren Ganzen untergehen. Wie die Tracht zu Pfafflar von der lechthalischen verschlungen worden, wie die Riezlerinnen sich zu der des Allgaus hinneigen, so scheinen allmählich alle nordtirolischen in der unterinnthalischen unterzugehen, und durch gleiche Anziehungskraft

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[97/0102] zu hören, aber der alte Bauer und die andern die nach ihm aufgefordert wurden, thaten sehr scheu damit und wollten nichts zum Besten geben. Seitdem ich in Damils gewesen, hat der jetzige Herr Pfarrer, der einstweilen den damaligen Seelsorger abgelöst, in einem Briefe an Herrn Custos Bergmann *) alles, was ich, wie oben zu lesen, „von der sehr seltsam und unverständlich lautenden Mundart so schön erwähnt", **) als lediglich unrichtig erklärt und sey dasselbe wahrscheinlich dem begierigen Frager nur bejahet worden, um ihm die Freude einer vermeinten Entdeckung nicht zu verkümmern. Ich will zwar nicht bestreiten, daß die Damilser Humor genug besäßen, um mir oder einem andern Gaste solche Freude zu machen – durch den Zweifel an dieser Begabtheit würden sich im Land Tirol und Vorarlberg viele aufs empfindlichste mitgetroffen fühlen – aber erstens fiel ich gewiß nicht von selbst auf die Frage, ob hier nicht eine altdamilserische Sprache gesprochen werde, und zweitens bestätigt ja der Berichtiger im Grunde doch nur was ich erzählte – nämlich „bei allem Nachforschen hierüber könne man nur so viel herausbringen, daß man früher schwerfälliger gesprochen habe – nach der alten Mode heißt man’s, wie es ja überall der Fall ist, bevor der bessere Sprachgebrauch Eingang findet." Viel mehr dürfte nach den sehr zweifelhaften Ausdrücken, in denen er von dieser alten Sprache redet, auch der erste Berichterstatter nicht gewärtigt haben – aber auch in diesem alten „Schwerfälligen" könnte für den allenfallsigen Sprachforscher manches Brauchbare zu finden seyn. Im übrigen ist’s eine Wahrnehmung, die sich allenthalben darbietet, daß in unsern Zeiten mit den Trachten auch die Nüancen der Dialekte in größeren Ganzen untergehen. Wie die Tracht zu Pfafflar von der lechthalischen verschlungen worden, wie die Riezlerinnen sich zu der des Allgaus hinneigen, so scheinen allmählich alle nordtirolischen in der unterinnthalischen unterzugehen, und durch gleiche Anziehungskraft *) Untersuchungen über die freien Walliser S. 55. **) A. Z. a. a. O.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/102>, abgerufen am 23.11.2024.