Person, für welche dargestellt wird, mit dem Gedanken vermit- telt, mitten zwischen beide tritt. Dann sagen wir, der Gedanke werde gewissermaßen in das Mittel gelegt und in ihm zur Dar- stellung gebracht. Das Mittel an sich jedoch ist nicht der Ge- danke selbst, sondern Zeichen desselben.
So hätten wir denn zwar in der Darstellung einen Stoff und eine Form; aber diese Form, welche das Darstellungsmittel des Stoffes ist, ist gar nicht die Form dieses Stoffes. Die Bühne ist nicht die Form der Welt, das Portrait nicht die Form der Person, die Sprache nicht die Form des Gedankens, sondern Schein. Der Schein besteht eben bloß aus Form; und so ist auch die Sprache bloße Form, bei deren Betrachtung der dar- gestellte Inhalt nicht eingemischt werden darf.
Wenn das Wort Schein nicht gefällt: so sage man, die Sprache sei die Erscheinung des Gedankens. Wie ein Stern emporsteigt und erscheint, indem er uns seine Strahlen zusen- det: so erscheint uns der Gedanke, indem er unserm Ohre in zugesandten Lauten tönt. -- Es sei! Aber die Strahlen sind nicht der Stern, und die Laute nicht der Gedanke.
Der Inhalt hat nun aber noch an sich seine ihm eingebo- rene Form, abgesehen von dem Scheine, welcher ihn darstellt; und der Schein hat noch an sich einen Stoff. Um bei unsern Beispielen zu bleiben, die Welt hat ihre Formen, die mit der Bühne nichts zu thun haben; eben so der Mensch, dessen Por- trait gezeigt wird. Die Bühne hat aber auch ihren Stoff: das Brettergerüste und die Schauspieler; und das Portrait hat den seinigen: Leinwand und Farbe. So hat auch der Gedanke seine Formen, die nichts mit seinem sprachlichen Scheine zu thun haben, seine logischen und metaphysischen Formen; und so hat auch die Sprache ihren Stoff. Dieser Stoff ist das Mittel; und wir kennen ja schon das doppelte Mittel der Sprache: den Laut und das instinctive Selbstbewußtsein. Der Laut ist also gewissermaßen die Leinwand, und das instinctive Selbstbewußtsein liefert die Farben und die Zeichnung für die Abbildung des Gedankens durch den Sprechenden.
So sehen wir also auf beiden Seiten, auf Seiten des Schei- nes sowohl, wie des erscheinenden Inhaltes, Stoff und Form. Wie wir aber vom Bilde sagen, es sei bloß Form, deswegen weil die Form von dem Stoffe, den Farben und der Leinwand, ganz unablösbar ist; und andererseits auch Farbe und Leinwand gar
Person, für welche dargestellt wird, mit dem Gedanken vermit- telt, mitten zwischen beide tritt. Dann sagen wir, der Gedanke werde gewissermaßen in das Mittel gelegt und in ihm zur Dar- stellung gebracht. Das Mittel an sich jedoch ist nicht der Ge- danke selbst, sondern Zeichen desselben.
So hätten wir denn zwar in der Darstellung einen Stoff und eine Form; aber diese Form, welche das Darstellungsmittel des Stoffes ist, ist gar nicht die Form dieses Stoffes. Die Bühne ist nicht die Form der Welt, das Portrait nicht die Form der Person, die Sprache nicht die Form des Gedankens, sondern Schein. Der Schein besteht eben bloß aus Form; und so ist auch die Sprache bloße Form, bei deren Betrachtung der dar- gestellte Inhalt nicht eingemischt werden darf.
Wenn das Wort Schein nicht gefällt: so sage man, die Sprache sei die Erscheinung des Gedankens. Wie ein Stern emporsteigt und erscheint, indem er uns seine Strahlen zusen- det: so erscheint uns der Gedanke, indem er unserm Ohre in zugesandten Lauten tönt. — Es sei! Aber die Strahlen sind nicht der Stern, und die Laute nicht der Gedanke.
Der Inhalt hat nun aber noch an sich seine ihm eingebo- rene Form, abgesehen von dem Scheine, welcher ihn darstellt; und der Schein hat noch an sich einen Stoff. Um bei unsern Beispielen zu bleiben, die Welt hat ihre Formen, die mit der Bühne nichts zu thun haben; eben so der Mensch, dessen Por- trait gezeigt wird. Die Bühne hat aber auch ihren Stoff: das Brettergerüste und die Schauspieler; und das Portrait hat den seinigen: Leinwand und Farbe. So hat auch der Gedanke seine Formen, die nichts mit seinem sprachlichen Scheine zu thun haben, seine logischen und metaphysischen Formen; und so hat auch die Sprache ihren Stoff. Dieser Stoff ist das Mittel; und wir kennen ja schon das doppelte Mittel der Sprache: den Laut und das instinctive Selbstbewußtsein. Der Laut ist also gewissermaßen die Leinwand, und das instinctive Selbstbewußtsein liefert die Farben und die Zeichnung für die Abbildung des Gedankens durch den Sprechenden.
So sehen wir also auf beiden Seiten, auf Seiten des Schei- nes sowohl, wie des erscheinenden Inhaltes, Stoff und Form. Wie wir aber vom Bilde sagen, es sei bloß Form, deswegen weil die Form von dem Stoffe, den Farben und der Leinwand, ganz unablösbar ist; und andererseits auch Farbe und Leinwand gar
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Person, für welche dargestellt wird, mit dem Gedanken vermit-
telt, mitten zwischen beide tritt. Dann sagen wir, der Gedanke
werde gewissermaßen in das Mittel gelegt und in ihm zur Dar-
stellung gebracht. Das Mittel an sich jedoch ist nicht der Ge-
danke selbst, sondern Zeichen desselben.
So hätten wir denn zwar in der Darstellung einen Stoff und
eine Form; aber diese Form, welche das Darstellungsmittel des
Stoffes ist, ist gar nicht die Form dieses Stoffes. Die Bühne ist
nicht die Form der Welt, das Portrait nicht die Form der
Person, die Sprache nicht die Form des Gedankens, sondern
Schein. Der Schein besteht eben bloß aus Form; und so ist
auch die Sprache bloße Form, bei deren Betrachtung der dar-
gestellte Inhalt nicht eingemischt werden darf.
Wenn das Wort Schein nicht gefällt: so sage man, die
Sprache sei die Erscheinung des Gedankens. Wie ein Stern
emporsteigt und erscheint, indem er uns seine Strahlen zusen-
det: so erscheint uns der Gedanke, indem er unserm Ohre in
zugesandten Lauten tönt. — Es sei! Aber die Strahlen sind
nicht der Stern, und die Laute nicht der Gedanke.
Der Inhalt hat nun aber noch an sich seine ihm eingebo-
rene Form, abgesehen von dem Scheine, welcher ihn darstellt;
und der Schein hat noch an sich einen Stoff. Um bei unsern
Beispielen zu bleiben, die Welt hat ihre Formen, die mit der
Bühne nichts zu thun haben; eben so der Mensch, dessen Por-
trait gezeigt wird. Die Bühne hat aber auch ihren Stoff: das
Brettergerüste und die Schauspieler; und das Portrait hat den
seinigen: Leinwand und Farbe. So hat auch der Gedanke seine
Formen, die nichts mit seinem sprachlichen Scheine zu thun
haben, seine logischen und metaphysischen Formen; und so hat
auch die Sprache ihren Stoff. Dieser Stoff ist das Mittel; und wir
kennen ja schon das doppelte Mittel der Sprache: den Laut und das
instinctive Selbstbewußtsein. Der Laut ist also gewissermaßen
die Leinwand, und das instinctive Selbstbewußtsein liefert die
Farben und die Zeichnung für die Abbildung des Gedankens
durch den Sprechenden.
So sehen wir also auf beiden Seiten, auf Seiten des Schei-
nes sowohl, wie des erscheinenden Inhaltes, Stoff und Form. Wie
wir aber vom Bilde sagen, es sei bloß Form, deswegen weil
die Form von dem Stoffe, den Farben und der Leinwand, ganz
unablösbar ist; und andererseits auch Farbe und Leinwand gar
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/396>, abgerufen am 25.11.2024.
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