es ein Muskel oder eine Drüse". So läuft das Wasser im Munde zusammen bei der Vorstellung einer angenehm schme- ckenden Speise. Lüsterne Gedanken erregen die Geschlechts- theile.
"Die Wirkung einer Vorstellung auf Bewegung erfolgt noch leichter, als auf die Sinne. 1) Der Entschluß zu einer Bewe- gung setzt die ihr entsprechenden Hirnfasern in Thätigkeit, und sie wird ausgeführt, in wie weit es durch das System der Cere- bro-Spinalnerven geschehen kann" (dies sind nämlich die Ner- ven der willkürlichen Bewegung). "2) Die Vorstellung einer Bewegung bewirkt einen Strom nach dem Organ der Bewegung, und führt sie ohne Willen aus. Dies ist hier ganz dasselbe, als die Ausführung einer Vorstellung in der räumlichen Ausdehnung des Sinnesorgans. Dahin gehören die ohne den Willen nach- geahmten Bewegungen des Gähnens, Lachens, Seufzens, der Krämpfe beim Sehen derselben. Die mimischen Bewegungen sind gemischte Erscheinungen, bei denen willkürliche Darstel- lungen mit einlaufen. 3) Plötzliche, ganz leidenschaftslose Ver- änderungen der Vorstellungen, welche vollkommen objective Ver- hältnisse betreffen, können unwillkürliche Bewegungen hervor- rufen, wie die Bewegung des Lachens. Dahin gehört der plötz- liche Widerspruch zweier Vorstellungen oder die überraschende Auflösung eines Widerspruchs".
Die Association der Bewegung und Vorstellung scheint, wie schon bemerkt, nicht immer bestimmt von der Reflexion getrennt werden zu können; die Association beruht vielleicht auf einer ursprünglich schwachen Reflexion, die aber theils aufgehoben, theils durch häufiges Eintreten verstärkt wird. Müller sagt (II, S. 104): "Die Verkettung der Vorstellungen und Bewegungen kann so innig werden, wie die der Vorstellungen unter sich, und hier ist es in der That der Fall, daß, wenn eine Vorstellung und Bewegung oft verbunden gewesen sind, die letztere sich oft unwillkürlich zu der erstern gesellt. Durch diese Verkettung geschieht, daß wir bei einer drohenden Bewegung vor den Au- gen, selbst beim Herabfahren der Hand eines Andern vor unsern Augen, unwillkürlich die Augen schließen; daß wir uns ange- wöhnen, gewisse Vorstellungen nicht ohne gewisse Gesticulation auszusprechen; daß wir unwillkürlich nach einem uns entfallen- den Körper mit den Händen hinfahren; überhaupt je häufiger Vorstellungen und Bewegungen willkürlich zusammen vorkom-
es ein Muskel oder eine Drüse“. So läuft das Wasser im Munde zusammen bei der Vorstellung einer angenehm schme- ckenden Speise. Lüsterne Gedanken erregen die Geschlechts- theile.
„Die Wirkung einer Vorstellung auf Bewegung erfolgt noch leichter, als auf die Sinne. 1) Der Entschluß zu einer Bewe- gung setzt die ihr entsprechenden Hirnfasern in Thätigkeit, und sie wird ausgeführt, in wie weit es durch das System der Cere- bro-Spinalnerven geschehen kann“ (dies sind nämlich die Ner- ven der willkürlichen Bewegung). „2) Die Vorstellung einer Bewegung bewirkt einen Strom nach dem Organ der Bewegung, und führt sie ohne Willen aus. Dies ist hier ganz dasselbe, als die Ausführung einer Vorstellung in der räumlichen Ausdehnung des Sinnesorgans. Dahin gehören die ohne den Willen nach- geahmten Bewegungen des Gähnens, Lachens, Seufzens, der Krämpfe beim Sehen derselben. Die mimischen Bewegungen sind gemischte Erscheinungen, bei denen willkürliche Darstel- lungen mit einlaufen. 3) Plötzliche, ganz leidenschaftslose Ver- änderungen der Vorstellungen, welche vollkommen objective Ver- hältnisse betreffen, können unwillkürliche Bewegungen hervor- rufen, wie die Bewegung des Lachens. Dahin gehört der plötz- liche Widerspruch zweier Vorstellungen oder die überraschende Auflösung eines Widerspruchs“.
Die Association der Bewegung und Vorstellung scheint, wie schon bemerkt, nicht immer bestimmt von der Reflexion getrennt werden zu können; die Association beruht vielleicht auf einer ursprünglich schwachen Reflexion, die aber theils aufgehoben, theils durch häufiges Eintreten verstärkt wird. Müller sagt (II, S. 104): „Die Verkettung der Vorstellungen und Bewegungen kann so innig werden, wie die der Vorstellungen unter sich, und hier ist es in der That der Fall, daß, wenn eine Vorstellung und Bewegung oft verbunden gewesen sind, die letztere sich oft unwillkürlich zu der erstern gesellt. Durch diese Verkettung geschieht, daß wir bei einer drohenden Bewegung vor den Au- gen, selbst beim Herabfahren der Hand eines Andern vor unsern Augen, unwillkürlich die Augen schließen; daß wir uns ange- wöhnen, gewisse Vorstellungen nicht ohne gewisse Gesticulation auszusprechen; daß wir unwillkürlich nach einem uns entfallen- den Körper mit den Händen hinfahren; überhaupt je häufiger Vorstellungen und Bewegungen willkürlich zusammen vorkom-
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es ein Muskel oder eine Drüse“. So läuft das Wasser im
Munde zusammen bei der Vorstellung einer angenehm schme-
ckenden Speise. Lüsterne Gedanken erregen die Geschlechts-
theile.
„Die Wirkung einer Vorstellung auf Bewegung erfolgt noch
leichter, als auf die Sinne. 1) Der Entschluß zu einer Bewe-
gung setzt die ihr entsprechenden Hirnfasern in Thätigkeit, und
sie wird ausgeführt, in wie weit es durch das System der Cere-
bro-Spinalnerven geschehen kann“ (dies sind nämlich die Ner-
ven der willkürlichen Bewegung). „2) Die Vorstellung einer
Bewegung bewirkt einen Strom nach dem Organ der Bewegung,
und führt sie ohne Willen aus. Dies ist hier ganz dasselbe, als
die Ausführung einer Vorstellung in der räumlichen Ausdehnung
des Sinnesorgans. Dahin gehören die ohne den Willen nach-
geahmten Bewegungen des Gähnens, Lachens, Seufzens, der
Krämpfe beim Sehen derselben. Die mimischen Bewegungen
sind gemischte Erscheinungen, bei denen willkürliche Darstel-
lungen mit einlaufen. 3) Plötzliche, ganz leidenschaftslose Ver-
änderungen der Vorstellungen, welche vollkommen objective Ver-
hältnisse betreffen, können unwillkürliche Bewegungen hervor-
rufen, wie die Bewegung des Lachens. Dahin gehört der plötz-
liche Widerspruch zweier Vorstellungen oder die überraschende
Auflösung eines Widerspruchs“.
Die Association der Bewegung und Vorstellung scheint, wie
schon bemerkt, nicht immer bestimmt von der Reflexion getrennt
werden zu können; die Association beruht vielleicht auf einer
ursprünglich schwachen Reflexion, die aber theils aufgehoben,
theils durch häufiges Eintreten verstärkt wird. Müller sagt (II,
S. 104): „Die Verkettung der Vorstellungen und Bewegungen
kann so innig werden, wie die der Vorstellungen unter sich, und
hier ist es in der That der Fall, daß, wenn eine Vorstellung
und Bewegung oft verbunden gewesen sind, die letztere sich
oft unwillkürlich zu der erstern gesellt. Durch diese Verkettung
geschieht, daß wir bei einer drohenden Bewegung vor den Au-
gen, selbst beim Herabfahren der Hand eines Andern vor unsern
Augen, unwillkürlich die Augen schließen; daß wir uns ange-
wöhnen, gewisse Vorstellungen nicht ohne gewisse Gesticulation
auszusprechen; daß wir unwillkürlich nach einem uns entfallen-
den Körper mit den Händen hinfahren; überhaupt je häufiger
Vorstellungen und Bewegungen willkürlich zusammen vorkom-
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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