pula als solche bewerkstelligt werden sollte, wie vielmehr schon mit dem vorangehenden Satze: einige Wesen sind Menschen die Existenz ausgesagt wird. Dies leuchtet übrigens wohl von selbst ein; denn Wesen bedeutet Existirendes, Seiendes. Nun läßt sich: einige Wesen sind Menschen umdrehen, und wir dür- fen sagen: Menschen sind Wesen, also Menschen sind Seiende, also Menschen sind, und mit grammatischer Inversion: es sind Menschen. Durch diese grammatische Inversion, könnte man meinen, kehrten wir auch wieder zur ursprünglichen Form zu- rück, da wir das Urtheil schon einmal umgewandt haben; und die grammatische Inversion schlösse also hier eine logische in sich. Es wäre Subject und entspräche dem obigen einige We- sen. Denn da einige Wesen ein völlig unbestimmtes Subject ist -- wie oben ein schwarzer Fleck für den Kurzsichtigen ein solches unbestimmtes Wesen war --, das im Prädicate seine Aufklärung erhält, so würde es -- wie oben -- durch das all- gemeine Zeichen des unbestimmten Subjects es ausgedrückt.
Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, daß sich diese bei- den Sätze: einige Wesen sind Menschen und es sind Menschen oder Menschen sind anders zu einander verhalten. Sie sind rein im Ausdrucke verschieden, sonst aber gleich. Wenn man es als logisches Subject nähme, an Bedeutung gleich dem Aus- drucke einige Wesen: so würden wir ja kein Existential-Urtheil mehr haben, wie gerade die Vergleichung mit der Bemerkung des Kurzsichtigen zeigt, dem man antwortet: es sind Men- schen d. h. die einige Wesen, welche du undeutlich siehst, sind Menschen, was ein qualitatives Urtheil ist. Ferner: es sind Menschen und Menschen sind haben gleiche Bedeutung; in jedem aber soll einige Wesen sind Menschen liegen: folglich kann nichts, was dem letztern Satze gehört, in einem Worte liegen, welches nur der eine jener beiden Sätze und nicht auch der andere hätte; denn jedes Element des einen hat genau denselben Werth, wie das entsprechende Element des andern; nur die Stellung ist verschieden und nur diesem Umstande verdankt das es sein Da- sein. Das Subject einige Wesen des einen Satzes wird also nicht durch das es des andern dargestellt; aber wodurch denn? Wenn beide Sätze der Bedeutung nach gleich, bloß dem Aus- drucke nach verschieden sind, wo liegt die Bedeutung von: ei- nige Wesen? Die Ausdrücke Menschen in beiden Sätzen sind congruent. Da nun weder in Menschen, noch in es, einige We-
14
pula als solche bewerkstelligt werden sollte, wie vielmehr schon mit dem vorangehenden Satze: einige Wesen sind Menschen die Existenz ausgesagt wird. Dies leuchtet übrigens wohl von selbst ein; denn Wesen bedeutet Existirendes, Seiendes. Nun läßt sich: einige Wesen sind Menschen umdrehen, und wir dür- fen sagen: Menschen sind Wesen, also Menschen sind Seiende, also Menschen sind, und mit grammatischer Inversion: es sind Menschen. Durch diese grammatische Inversion, könnte man meinen, kehrten wir auch wieder zur ursprünglichen Form zu- rück, da wir das Urtheil schon einmal umgewandt haben; und die grammatische Inversion schlösse also hier eine logische in sich. Es wäre Subject und entspräche dem obigen einige We- sen. Denn da einige Wesen ein völlig unbestimmtes Subject ist — wie oben ein schwarzer Fleck für den Kurzsichtigen ein solches unbestimmtes Wesen war —, das im Prädicate seine Aufklärung erhält, so würde es — wie oben — durch das all- gemeine Zeichen des unbestimmten Subjects es ausgedrückt.
Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, daß sich diese bei- den Sätze: einige Wesen sind Menschen und es sind Menschen oder Menschen sind anders zu einander verhalten. Sie sind rein im Ausdrucke verschieden, sonst aber gleich. Wenn man es als logisches Subject nähme, an Bedeutung gleich dem Aus- drucke einige Wesen: so würden wir ja kein Existential-Urtheil mehr haben, wie gerade die Vergleichung mit der Bemerkung des Kurzsichtigen zeigt, dem man antwortet: es sind Men- schen d. h. die einige Wesen, welche du undeutlich siehst, sind Menschen, was ein qualitatives Urtheil ist. Ferner: es sind Menschen und Menschen sind haben gleiche Bedeutung; in jedem aber soll einige Wesen sind Menschen liegen: folglich kann nichts, was dem letztern Satze gehört, in einem Worte liegen, welches nur der eine jener beiden Sätze und nicht auch der andere hätte; denn jedes Element des einen hat genau denselben Werth, wie das entsprechende Element des andern; nur die Stellung ist verschieden und nur diesem Umstande verdankt das es sein Da- sein. Das Subject einige Wesen des einen Satzes wird also nicht durch das es des andern dargestellt; aber wodurch denn? Wenn beide Sätze der Bedeutung nach gleich, bloß dem Aus- drucke nach verschieden sind, wo liegt die Bedeutung von: ei- nige Wesen? Die Ausdrücke Menschen in beiden Sätzen sind congruent. Da nun weder in Menschen, noch in es, einige We-
14
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0247"n="209"/>
pula als solche bewerkstelligt werden sollte, wie vielmehr schon<lb/>
mit dem vorangehenden Satze: <hirendition="#i">einige Wesen sind Menschen</hi><lb/>
die Existenz ausgesagt wird. Dies leuchtet übrigens wohl von<lb/>
selbst ein; denn <hirendition="#i">Wesen</hi> bedeutet <hirendition="#i">Existirendes</hi>, <hirendition="#i">Seiendes</hi>. Nun<lb/>
läßt sich: <hirendition="#i">einige Wesen sind Menschen</hi> umdrehen, und wir dür-<lb/>
fen sagen: <hirendition="#i">Menschen sind Wesen</hi>, also <hirendition="#i">Menschen sind Seiende,</hi><lb/>
also <hirendition="#i">Menschen sind,</hi> und mit grammatischer Inversion: <hirendition="#i">es <hirendition="#g">sind</hi><lb/>
Menschen</hi>. Durch diese grammatische Inversion, könnte man<lb/>
meinen, kehrten wir auch wieder zur ursprünglichen Form zu-<lb/>
rück, da wir das Urtheil schon einmal umgewandt haben; und<lb/>
die grammatische Inversion schlösse also hier eine logische in<lb/>
sich. <hirendition="#i">Es</hi> wäre Subject und entspräche dem obigen <hirendition="#i">einige We-<lb/>
sen</hi>. Denn da <hirendition="#i">einige Wesen</hi> ein völlig unbestimmtes Subject<lb/>
ist — wie oben ein schwarzer Fleck für den Kurzsichtigen ein<lb/>
solches unbestimmtes Wesen war —, das im Prädicate seine<lb/>
Aufklärung erhält, so würde es — wie oben — durch das all-<lb/>
gemeine Zeichen des unbestimmten Subjects <hirendition="#i">es</hi> ausgedrückt.</p><lb/><p>Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, daß sich diese bei-<lb/>
den Sätze: <hirendition="#i">einige Wesen sind Menschen</hi> und <hirendition="#i">es <hirendition="#g">sind</hi> Menschen</hi><lb/>
oder <hirendition="#i">Menschen sind</hi> anders zu einander verhalten. Sie sind rein<lb/>
im Ausdrucke verschieden, sonst aber gleich. Wenn man <hirendition="#i">es</hi><lb/>
als logisches Subject nähme, an Bedeutung gleich dem Aus-<lb/>
drucke <hirendition="#i">einige Wesen</hi>: so würden wir ja kein Existential-Urtheil<lb/>
mehr haben, wie gerade die Vergleichung mit der Bemerkung<lb/>
des Kurzsichtigen zeigt, dem man antwortet: <hirendition="#i">es sind <hirendition="#g">Men-<lb/>
schen</hi></hi> d. h. die <hirendition="#i">einige Wesen,</hi> welche du undeutlich siehst, sind<lb/>
Menschen, was ein qualitatives Urtheil ist. Ferner: <hirendition="#i">es <hirendition="#g">sind</hi><lb/>
Menschen</hi> und <hirendition="#i">Menschen sind</hi> haben gleiche Bedeutung; in jedem<lb/>
aber soll <hirendition="#i">einige Wesen sind Menschen</hi> liegen: folglich kann nichts,<lb/>
was dem letztern Satze gehört, in einem Worte liegen, welches<lb/>
nur der eine jener beiden Sätze und nicht auch der andere<lb/>
hätte; denn jedes Element des einen hat genau denselben Werth,<lb/>
wie das entsprechende Element des andern; nur die Stellung ist<lb/>
verschieden und nur diesem Umstande verdankt das <hirendition="#i">es</hi> sein Da-<lb/>
sein. Das Subject <hirendition="#i">einige Wesen</hi> des einen Satzes wird also<lb/>
nicht durch das <hirendition="#i">es</hi> des andern dargestellt; aber wodurch denn?<lb/>
Wenn beide Sätze der Bedeutung nach gleich, bloß dem Aus-<lb/>
drucke nach verschieden sind, wo liegt die Bedeutung von: <hirendition="#i">ei-<lb/>
nige Wesen</hi>? Die Ausdrücke <hirendition="#i">Menschen</hi> in beiden Sätzen sind<lb/>
congruent. Da nun weder in <hirendition="#i">Menschen</hi>, noch in <hirendition="#i">es, einige We-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">14</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[209/0247]
pula als solche bewerkstelligt werden sollte, wie vielmehr schon
mit dem vorangehenden Satze: einige Wesen sind Menschen
die Existenz ausgesagt wird. Dies leuchtet übrigens wohl von
selbst ein; denn Wesen bedeutet Existirendes, Seiendes. Nun
läßt sich: einige Wesen sind Menschen umdrehen, und wir dür-
fen sagen: Menschen sind Wesen, also Menschen sind Seiende,
also Menschen sind, und mit grammatischer Inversion: es sind
Menschen. Durch diese grammatische Inversion, könnte man
meinen, kehrten wir auch wieder zur ursprünglichen Form zu-
rück, da wir das Urtheil schon einmal umgewandt haben; und
die grammatische Inversion schlösse also hier eine logische in
sich. Es wäre Subject und entspräche dem obigen einige We-
sen. Denn da einige Wesen ein völlig unbestimmtes Subject
ist — wie oben ein schwarzer Fleck für den Kurzsichtigen ein
solches unbestimmtes Wesen war —, das im Prädicate seine
Aufklärung erhält, so würde es — wie oben — durch das all-
gemeine Zeichen des unbestimmten Subjects es ausgedrückt.
Es ist jedoch nicht schwer einzusehen, daß sich diese bei-
den Sätze: einige Wesen sind Menschen und es sind Menschen
oder Menschen sind anders zu einander verhalten. Sie sind rein
im Ausdrucke verschieden, sonst aber gleich. Wenn man es
als logisches Subject nähme, an Bedeutung gleich dem Aus-
drucke einige Wesen: so würden wir ja kein Existential-Urtheil
mehr haben, wie gerade die Vergleichung mit der Bemerkung
des Kurzsichtigen zeigt, dem man antwortet: es sind Men-
schen d. h. die einige Wesen, welche du undeutlich siehst, sind
Menschen, was ein qualitatives Urtheil ist. Ferner: es sind
Menschen und Menschen sind haben gleiche Bedeutung; in jedem
aber soll einige Wesen sind Menschen liegen: folglich kann nichts,
was dem letztern Satze gehört, in einem Worte liegen, welches
nur der eine jener beiden Sätze und nicht auch der andere
hätte; denn jedes Element des einen hat genau denselben Werth,
wie das entsprechende Element des andern; nur die Stellung ist
verschieden und nur diesem Umstande verdankt das es sein Da-
sein. Das Subject einige Wesen des einen Satzes wird also
nicht durch das es des andern dargestellt; aber wodurch denn?
Wenn beide Sätze der Bedeutung nach gleich, bloß dem Aus-
drucke nach verschieden sind, wo liegt die Bedeutung von: ei-
nige Wesen? Die Ausdrücke Menschen in beiden Sätzen sind
congruent. Da nun weder in Menschen, noch in es, einige We-
14
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/247>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.