Ich gebe weiterhin die Erläuterungen von 1848 und füge in Klammern das Wenige hinzu, was sich aus späteren Jahren von Wissenswerthem in dem sonst fast nur Personal- und Verwaltungsnotizen enthaltenden Heft der Directoria vorfand.
1. Cayuas. Wenig bekannt. Ziemlich zahlreich. Sind sesshaft und treiben Landbau.
2. Chamococos. Südlich von Coimbra nahe der Bahia Negra über einen grossen Waldbezirk in kleinen Gruppen verbreitet, die sich selten vereinigen. Stark, gute Arbeiter, wenig intelligent. Jäger, treiben ein wenig Pferdezucht. Nackt; die Frauen bedecken die Blösse mit einem Gewebe von embira de caraguata.*) Aus demselben Stoff werden Säcke für Lebensmittel verfertigt. Keine andere Industrie. Zuweilen im Krieg mit einem Stamm gleichen Namens im Westen. Verkaufen ihre Kinder an Guaycurus und Guanas für Beile, Pferde und Baumwolltuch. Nicht feindlich, aber nicht zum Anschluss geneigt; vier bis fünf sprechen portugiesisch. Höchstens einmal im Jahr kommen einige nach Miranda oder Albuquerque. Betrinken sich gern und stehlen auch.
3--6. Guaycurus Cadiueos. Berühmt aus der Vorzeit wegen ihres Widerstandes. Etwa 800 auf beiden Ufern des Paraguay abwärts Coimbra. In verschiedenen Horden. Wohnen in Zelten, die aus Stangen und Fellen oder Matten bestehen. Jagd, Fischfang, kein Feldbau. Viele Pferde, etwas Wollvieh, Schweine, Hühner. Keine Industrie. Im ewigen Krieg mit den Nachbarn, mit Brasilien im Frieden. Stolz und heimtückisch; kommen mit Flechtarbeiten um Schnaps, Pferde u. s. w. einzutauschen.
[Bericht 1872: Guaycurus Beaqueos. Etwa 100 Individuen in einem Dorfe nahe bei Miranda. Jagd, Fischfang. Mais, Pororoca,**) Mandioka, Bataten, Cara, Kürbisse, Zucker- rohr. Einige Pferde, etwas Wollvieh, Vögel und Schweine. Nehmen den Chamococos wie auch den Enimas im benachbarten Paraguay Frauen und Kinder fort. Weben schöne Ponchos, Hängematten, Tragbänder und Gürtel. Stolz, zum Trunk und Diebstahl geneigt.]
*) Bromeliae spinosae, gewöhnlich "gravata".
**) Auch Pipoca, eine Maisvarietät, die sich am besten für ein biskuitähnliches Backwerk eignet.
[Tabelle]
Ich gebe weiterhin die Erläuterungen von 1848 und füge in Klammern das Wenige hinzu, was sich aus späteren Jahren von Wissenswerthem in dem sonst fast nur Personal- und Verwaltungsnotizen enthaltenden Heft der Directoria vorfand.
1. Cayuás. Wenig bekannt. Ziemlich zahlreich. Sind sesshaft und treiben Landbau.
2. Chamococos. Südlich von Coimbra nahe der Bahia Negra über einen grossen Waldbezirk in kleinen Gruppen verbreitet, die sich selten vereinigen. Stark, gute Arbeiter, wenig intelligent. Jäger, treiben ein wenig Pferdezucht. Nackt; die Frauen bedecken die Blösse mit einem Gewebe von embira de caraguata.*) Aus demselben Stoff werden Säcke für Lebensmittel verfertigt. Keine andere Industrie. Zuweilen im Krieg mit einem Stamm gleichen Namens im Westen. Verkaufen ihre Kinder an Guaycurús und Guanás für Beile, Pferde und Baumwolltuch. Nicht feindlich, aber nicht zum Anschluss geneigt; vier bis fünf sprechen portugiesisch. Höchstens einmal im Jahr kommen einige nach Miranda oder Albuquerque. Betrinken sich gern und stehlen auch.
3—6. Guaycurús Cadiuéos. Berühmt aus der Vorzeit wegen ihres Widerstandes. Etwa 800 auf beiden Ufern des Paraguay abwärts Coimbra. In verschiedenen Horden. Wohnen in Zelten, die aus Stangen und Fellen oder Matten bestehen. Jagd, Fischfang, kein Feldbau. Viele Pferde, etwas Wollvieh, Schweine, Hühner. Keine Industrie. Im ewigen Krieg mit den Nachbarn, mit Brasilien im Frieden. Stolz und heimtückisch; kommen mit Flechtarbeiten um Schnaps, Pferde u. s. w. einzutauschen.
[Bericht 1872: Guaycurús Beaquéos. Etwa 100 Individuen in einem Dorfe nahe bei Miranda. Jagd, Fischfang. Mais, Pororóca,**) Mandioka, Bataten, Cará, Kürbisse, Zucker- rohr. Einige Pferde, etwas Wollvieh, Vögel und Schweine. Nehmen den Chamococos wie auch den Enimás im benachbarten Paraguay Frauen und Kinder fort. Weben schöne Ponchos, Hängematten, Tragbänder und Gürtel. Stolz, zum Trunk und Diebstahl geneigt.]
*) Bromeliae spinosae, gewöhnlich »gravata«.
**) Auch Pipóca, eine Maisvarietät, die sich am besten für ein biskuitähnliches Backwerk eignet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0625"n="549"/><table><row><cell/></row></table><p>Ich gebe weiterhin die Erläuterungen von 1848 und füge in Klammern das Wenige<lb/>
hinzu, was sich aus späteren Jahren von Wissenswerthem in dem sonst fast nur Personal-<lb/>
und Verwaltungsnotizen enthaltenden Heft der Directoria vorfand.</p><lb/><p>1. <hirendition="#b">Cayuás.</hi> Wenig bekannt. Ziemlich zahlreich. Sind sesshaft und treiben Landbau.</p><lb/><p>2. <hirendition="#b">Chamococos.</hi> Südlich von Coimbra nahe der Bahia Negra über einen grossen<lb/>
Waldbezirk in kleinen Gruppen verbreitet, die sich selten vereinigen. Stark, gute Arbeiter,<lb/>
wenig intelligent. Jäger, treiben ein wenig Pferdezucht. Nackt; die Frauen bedecken die<lb/>
Blösse mit einem Gewebe von embira de caraguata.<noteplace="foot"n="*)">Bromeliae spinosae, gewöhnlich »gravata«.</note> Aus demselben Stoff werden Säcke<lb/>
für Lebensmittel verfertigt. Keine andere Industrie. Zuweilen im Krieg mit einem Stamm<lb/>
gleichen Namens im Westen. Verkaufen ihre Kinder an Guaycurús und Guanás für Beile,<lb/>
Pferde und Baumwolltuch. Nicht feindlich, aber nicht zum Anschluss geneigt; vier bis fünf<lb/>
sprechen portugiesisch. Höchstens einmal im Jahr kommen einige nach Miranda oder<lb/>
Albuquerque. Betrinken sich gern und stehlen auch.</p><lb/><p>3—6. <hirendition="#b">Guaycurús Cadiuéos.</hi> Berühmt aus der Vorzeit wegen ihres Widerstandes.<lb/>
Etwa 800 auf beiden Ufern des Paraguay abwärts Coimbra. In verschiedenen Horden.<lb/>
Wohnen in Zelten, die aus Stangen und Fellen oder Matten bestehen. Jagd, Fischfang, kein<lb/>
Feldbau. Viele Pferde, etwas Wollvieh, Schweine, Hühner. Keine Industrie. Im ewigen<lb/>
Krieg mit den Nachbarn, mit Brasilien im Frieden. Stolz und heimtückisch; kommen mit<lb/>
Flechtarbeiten um Schnaps, Pferde u. s. w. einzutauschen.</p><lb/><p>[Bericht 1872: <hirendition="#b">Guaycurús Beaquéos.</hi> Etwa 100 Individuen in einem Dorfe nahe<lb/>
bei Miranda. Jagd, Fischfang. Mais, Pororóca,<noteplace="foot"n="**)">Auch Pipóca, eine Maisvarietät, die sich am besten für ein biskuitähnliches Backwerk eignet.</note> Mandioka, Bataten, Cará, Kürbisse, Zucker-<lb/>
rohr. Einige Pferde, etwas Wollvieh, Vögel und Schweine. Nehmen den Chamococos wie<lb/>
auch den Enimás im benachbarten Paraguay Frauen und Kinder fort. Weben schöne<lb/>
Ponchos, Hängematten, Tragbänder und Gürtel. Stolz, zum Trunk und Diebstahl geneigt.]</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[549/0625]
Ich gebe weiterhin die Erläuterungen von 1848 und füge in Klammern das Wenige
hinzu, was sich aus späteren Jahren von Wissenswerthem in dem sonst fast nur Personal-
und Verwaltungsnotizen enthaltenden Heft der Directoria vorfand.
1. Cayuás. Wenig bekannt. Ziemlich zahlreich. Sind sesshaft und treiben Landbau.
2. Chamococos. Südlich von Coimbra nahe der Bahia Negra über einen grossen
Waldbezirk in kleinen Gruppen verbreitet, die sich selten vereinigen. Stark, gute Arbeiter,
wenig intelligent. Jäger, treiben ein wenig Pferdezucht. Nackt; die Frauen bedecken die
Blösse mit einem Gewebe von embira de caraguata. *) Aus demselben Stoff werden Säcke
für Lebensmittel verfertigt. Keine andere Industrie. Zuweilen im Krieg mit einem Stamm
gleichen Namens im Westen. Verkaufen ihre Kinder an Guaycurús und Guanás für Beile,
Pferde und Baumwolltuch. Nicht feindlich, aber nicht zum Anschluss geneigt; vier bis fünf
sprechen portugiesisch. Höchstens einmal im Jahr kommen einige nach Miranda oder
Albuquerque. Betrinken sich gern und stehlen auch.
3—6. Guaycurús Cadiuéos. Berühmt aus der Vorzeit wegen ihres Widerstandes.
Etwa 800 auf beiden Ufern des Paraguay abwärts Coimbra. In verschiedenen Horden.
Wohnen in Zelten, die aus Stangen und Fellen oder Matten bestehen. Jagd, Fischfang, kein
Feldbau. Viele Pferde, etwas Wollvieh, Schweine, Hühner. Keine Industrie. Im ewigen
Krieg mit den Nachbarn, mit Brasilien im Frieden. Stolz und heimtückisch; kommen mit
Flechtarbeiten um Schnaps, Pferde u. s. w. einzutauschen.
[Bericht 1872: Guaycurús Beaquéos. Etwa 100 Individuen in einem Dorfe nahe
bei Miranda. Jagd, Fischfang. Mais, Pororóca, **) Mandioka, Bataten, Cará, Kürbisse, Zucker-
rohr. Einige Pferde, etwas Wollvieh, Vögel und Schweine. Nehmen den Chamococos wie
auch den Enimás im benachbarten Paraguay Frauen und Kinder fort. Weben schöne
Ponchos, Hängematten, Tragbänder und Gürtel. Stolz, zum Trunk und Diebstahl geneigt.]
*) Bromeliae spinosae, gewöhnlich »gravata«.
**) Auch Pipóca, eine Maisvarietät, die sich am besten für ein biskuitähnliches Backwerk eignet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/625>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.