die Sachen ringsum tanzend und immer bald rechts bald links zur Seite tretend in die Flammen. Mittlerweile -- und das war meines Erachtens das Merk- würdigste des ganzen Schauspiels -- kurierten die beiden alten Toten eine kranke Frau, die sich, ich weiss nicht wie, plötzlich eingefunden hatte. Sie bliesen sie an und gaben ihr wohl die tröstliche Versicherung, dass sie noch nicht so bald geholt werde. Mehrere liefen zum nahen Fluss und warfen dort Messer und Beile hinein. Coqueiro richtete das Feuer, Tanz und Gesang hörten auf, die Federschmucke wurden neben das Feuer gelegt und der Grüne legte seine Guirlanden hinzu, die Baris hockten in einer Reihe hintereinander und wurden mit Wasser begossen. Sogleich darauf grosser Lärm; der Hund eines Soldaten hat ein Kind gebissen, Moguyokuri, noch mit Lehm beschmiert, geht wütend auf den Besitzer los, der zu seiner eigenen Sicherheit in Arrest wandert; damit ist der Häuptling befriedigt und verschliesst mit seiner Hand den Mund der keifenden Mutter, die nun stumm, aber vergnügt grinsend und die Zunge ausstreckend abgeht.
In der folgenden Nacht ununterbrochenes Aroesingen bei den Indianern; Niemand blieb in den Hütten oder im Ranchao; Männer, Weiber, Kinder waren draussen. Ununterbrochenes Musizieren, Tanzen, Lachen und Plärren bei den Soldaten. Herrlicher Mondschein. Des Osterfestes erste Feierstunde sah gar wundersame Kontraste unter den Gruppen der Bestattung und der Auferstehung.
Am Morgen betrat, Moguyokuri an der Spitze, ein langer Zug den Ranchao, alle mit grünen Zweigen in den Händen, in der Mitte der Bruder der Toten mit der viereckigen Korbtasche, die die in der Frühe ausgegrabenen und ge- reinigten Skelettteile enthielt. Der Korb wurde auf eine Matte gelegt, vier Männer nahmen sich den Schädel und den Unterkiefer heraus, die blank und weiss wie die schönsten Präparate aussahen, und gaben sich daran, sie sowie eine neue Korbtasche mit Federn auszuschmücken. Moguyokuri sass auf einem Jaguarfell in voller Gala, Haar und Haut rot geschminkt, um die Hüfte einen Akuripalmzweig geschlungen, auf den Schultern schwarzblaue Mutungfedern an- geklebt, die gelbrothen Lappen von Tukanfedern von den Ohren herabhängend, den schönsten Pariko auf dem Haupt, im Loch der Unterlippe die Muschelkette. Neben ihm standen vier mit den Parikos geschmückte Medizinmänner, die eifrig die Rasselkürbisse schüttelten und im Takt stampfend auf- und niedersprangen, die Augen geschlossen. Der ganze Ranchao war mit Menschen, hauptsächlich Frauen und Kindern, gefüllt; sie sangen mit und klatschten taktgemäss in die Hände. Mehrere der Frauen traten an den Knochenkorb heran, und legten die Hand darauf; die Aelteste ritzte sich die Arme mit Glasscherben in schnellen scharfen Schnitten, das Blut tröpfelte auf die Hände der Anderen und färbte das Palmstroh der Korbtasche.
Von den jungen Männern in der Mitte wurde zuerst der Unterkiefer mit Uruku bestrichen und mit weissen Flaumfederchen umhüllt. Neben sich auf der Matte hatten sie Urukufarbe in einem Gürteltierschild, einen kleinen Topf mit Fischöl, eine Muschel mit Klebharz, eine Matte mit losen weissen und eine
die Sachen ringsum tanzend und immer bald rechts bald links zur Seite tretend in die Flammen. Mittlerweile — und das war meines Erachtens das Merk- würdigste des ganzen Schauspiels — kurierten die beiden alten Toten eine kranke Frau, die sich, ich weiss nicht wie, plötzlich eingefunden hatte. Sie bliesen sie an und gaben ihr wohl die tröstliche Versicherung, dass sie noch nicht so bald geholt werde. Mehrere liefen zum nahen Fluss und warfen dort Messer und Beile hinein. Coqueiro richtete das Feuer, Tanz und Gesang hörten auf, die Federschmucke wurden neben das Feuer gelegt und der Grüne legte seine Guirlanden hinzu, die Baris hockten in einer Reihe hintereinander und wurden mit Wasser begossen. Sogleich darauf grosser Lärm; der Hund eines Soldaten hat ein Kind gebissen, Moguyokuri, noch mit Lehm beschmiert, geht wütend auf den Besitzer los, der zu seiner eigenen Sicherheit in Arrest wandert; damit ist der Häuptling befriedigt und verschliesst mit seiner Hand den Mund der keifenden Mutter, die nun stumm, aber vergnügt grinsend und die Zunge ausstreckend abgeht.
In der folgenden Nacht ununterbrochenes Aróesingen bei den Indianern; Niemand blieb in den Hütten oder im Ranchão; Männer, Weiber, Kinder waren draussen. Ununterbrochenes Musizieren, Tanzen, Lachen und Plärren bei den Soldaten. Herrlicher Mondschein. Des Osterfestes erste Feierstunde sah gar wundersame Kontraste unter den Gruppen der Bestattung und der Auferstehung.
Am Morgen betrat, Moguyokuri an der Spitze, ein langer Zug den Ranchão, alle mit grünen Zweigen in den Händen, in der Mitte der Bruder der Toten mit der viereckigen Korbtasche, die die in der Frühe ausgegrabenen und ge- reinigten Skelettteile enthielt. Der Korb wurde auf eine Matte gelegt, vier Männer nahmen sich den Schädel und den Unterkiefer heraus, die blank und weiss wie die schönsten Präparate aussahen, und gaben sich daran, sie sowie eine neue Korbtasche mit Federn auszuschmücken. Moguyokuri sass auf einem Jaguarfell in voller Gala, Haar und Haut rot geschminkt, um die Hüfte einen Akurípalmzweig geschlungen, auf den Schultern schwarzblaue Mutungfedern an- geklebt, die gelbrothen Lappen von Tukanfedern von den Ohren herabhängend, den schönsten Pariko auf dem Haupt, im Loch der Unterlippe die Muschelkette. Neben ihm standen vier mit den Paríkos geschmückte Medizinmänner, die eifrig die Rasselkürbisse schüttelten und im Takt stampfend auf- und niedersprangen, die Augen geschlossen. Der ganze Ranchão war mit Menschen, hauptsächlich Frauen und Kindern, gefüllt; sie sangen mit und klatschten taktgemäss in die Hände. Mehrere der Frauen traten an den Knochenkorb heran, und legten die Hand darauf; die Aelteste ritzte sich die Arme mit Glasscherben in schnellen scharfen Schnitten, das Blut tröpfelte auf die Hände der Anderen und färbte das Palmstroh der Korbtasche.
Von den jungen Männern in der Mitte wurde zuerst der Unterkiefer mit Urukú bestrichen und mit weissen Flaumfederchen umhüllt. Neben sich auf der Matte hatten sie Urukúfarbe in einem Gürteltierschild, einen kleinen Topf mit Fischöl, eine Muschel mit Klebharz, eine Matte mit losen weissen und eine
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[507/0581]
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in die Flammen. Mittlerweile — und das war meines Erachtens das Merk-
würdigste des ganzen Schauspiels — kurierten die beiden alten Toten eine
kranke Frau, die sich, ich weiss nicht wie, plötzlich eingefunden hatte. Sie
bliesen sie an und gaben ihr wohl die tröstliche Versicherung, dass sie noch
nicht so bald geholt werde. Mehrere liefen zum nahen Fluss und warfen dort
Messer und Beile hinein. Coqueiro richtete das Feuer, Tanz und Gesang hörten
auf, die Federschmucke wurden neben das Feuer gelegt und der Grüne legte
seine Guirlanden hinzu, die Baris hockten in einer Reihe hintereinander und wurden
mit Wasser begossen. Sogleich darauf grosser Lärm; der Hund eines Soldaten
hat ein Kind gebissen, Moguyokuri, noch mit Lehm beschmiert, geht wütend auf
den Besitzer los, der zu seiner eigenen Sicherheit in Arrest wandert; damit ist
der Häuptling befriedigt und verschliesst mit seiner Hand den Mund der keifenden
Mutter, die nun stumm, aber vergnügt grinsend und die Zunge ausstreckend abgeht.
In der folgenden Nacht ununterbrochenes Aróesingen bei den Indianern;
Niemand blieb in den Hütten oder im Ranchão; Männer, Weiber, Kinder waren
draussen. Ununterbrochenes Musizieren, Tanzen, Lachen und Plärren bei den
Soldaten. Herrlicher Mondschein. Des Osterfestes erste Feierstunde sah gar
wundersame Kontraste unter den Gruppen der Bestattung und der Auferstehung.
Am Morgen betrat, Moguyokuri an der Spitze, ein langer Zug den Ranchão,
alle mit grünen Zweigen in den Händen, in der Mitte der Bruder der Toten
mit der viereckigen Korbtasche, die die in der Frühe ausgegrabenen und ge-
reinigten Skelettteile enthielt. Der Korb wurde auf eine Matte gelegt, vier
Männer nahmen sich den Schädel und den Unterkiefer heraus, die blank und
weiss wie die schönsten Präparate aussahen, und gaben sich daran, sie sowie
eine neue Korbtasche mit Federn auszuschmücken. Moguyokuri sass auf einem
Jaguarfell in voller Gala, Haar und Haut rot geschminkt, um die Hüfte einen
Akurípalmzweig geschlungen, auf den Schultern schwarzblaue Mutungfedern an-
geklebt, die gelbrothen Lappen von Tukanfedern von den Ohren herabhängend,
den schönsten Pariko auf dem Haupt, im Loch der Unterlippe die Muschelkette.
Neben ihm standen vier mit den Paríkos geschmückte Medizinmänner, die eifrig
die Rasselkürbisse schüttelten und im Takt stampfend auf- und niedersprangen,
die Augen geschlossen. Der ganze Ranchão war mit Menschen, hauptsächlich
Frauen und Kindern, gefüllt; sie sangen mit und klatschten taktgemäss in die
Hände. Mehrere der Frauen traten an den Knochenkorb heran, und legten die
Hand darauf; die Aelteste ritzte sich die Arme mit Glasscherben in schnellen
scharfen Schnitten, das Blut tröpfelte auf die Hände der Anderen und färbte
das Palmstroh der Korbtasche.
Von den jungen Männern in der Mitte wurde zuerst der Unterkiefer mit
Urukú bestrichen und mit weissen Flaumfederchen umhüllt. Neben sich auf der
Matte hatten sie Urukúfarbe in einem Gürteltierschild, einen kleinen Topf mit
Fischöl, eine Muschel mit Klebharz, eine Matte mit losen weissen und eine
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/581>, abgerufen am 25.11.2024.
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