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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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namen Camoes hiess. Die ihn an Körpergrösse überragenden und stärkeren
Rivalen pflegten ihn stolz emporzuheben, hatten aber auch in demselben Augen-
blick seine Ferse in der Kniekehle und schlugen zu Boden.

Schiessen mit dem Bogen auf dem freien Platz wurde öfters geübt.
Dabei entstand auch die Photographie von Tafel 28 und Abb. 138.

Sehr beliebt bei Alt und Jung war die Burika, eine Erfindung der
Soldaten: ein wagerechter Balken mit kurzen Stricken an beiden Enden, der
sich in der Mitte auf einem Pfosten drehte, vgl. Tafel 25, wo sich ein Schwarm

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 143.

Maisball und
Federpeitsche
. Bororo
( nat. Gr.)

Jungen an dem Spiel ergötzt. Der Balken wurde,
während auf jedem Ende Einer ritt und Andere an
den Stricken mitliefen, von Jemanden, der noch
einige Augenblicke am Pfosten blieb, in schneller und
schneller wirbelnde Drehung versetzt, bis denn ge-
wöhnlich die Reiter zur Erde flogen.

In Abb. 143 ist zweierlei Kinderspielzeug ver-
einigt: papa, der aus Maisstroh geflochtene Ball mit
Ararafeder, und tagora, eine Peitsche mit einer
schwarzen Urubufeder am Ende der Schnur; mit der
Federpeitsche schleuderten die Jungen umher und ge-
nossen das wenig aufregende Vergnügen, dass die
Feder einen Augenblick auf den Boden senkrecht
stehen blieb, wenn der Stiel der Peitsche aus dem
Handgelenk heraus mit einem Ruck nach abwärts
bewegt wurde. Zwei Jungen sah ich einmal, die
eine Biene und einen Schmetterling an einen Faden
flattern liessen.

Musikinstrumente; Schwirrhölzer. Im ge-
wöhnlichen Gebrauch waren nur die bis 20 cm
langen, grossen Rasselkürbisse und eine kleine
Blaskuye poari zu finden. Das Poari diente als Signalhorn bei der Jagd; es war
ein Kürbis von der Gestalt und Grösse eines grossen Apfels, hatte unten einen
runden Ausschnitt und oben ein fingerlanges, dünnes Röhrchen angesetzt, in dem
seitlich eine Zunge geschnitten war. Mit Büschelchen vom Haar der Ver-
storbenen behangen, waren die Poaris nur schwer von den Bororo zu erlangen.

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 144.

Totenflöte. Bororo. ( nat. Gr.)

Die einzige Flöte oder Trompete, die wir gesehen haben, ist in Abb. 144
dargestellt; sie war 1,21 m gross und wurde bei dem Totenfest geblasen und als
die Knochenkörbe nach dem Hause zurückgetragen wurden. Eine Trommel,
die bei derselben Feier im Ranchao gebraucht wurde, machte nicht den Eindruck

namen Camões hiess. Die ihn an Körpergrösse überragenden und stärkeren
Rivalen pflegten ihn stolz emporzuheben, hatten aber auch in demselben Augen-
blick seine Ferse in der Kniekehle und schlugen zu Boden.

Schiessen mit dem Bogen auf dem freien Platz wurde öfters geübt.
Dabei entstand auch die Photographie von Tafel 28 und Abb. 138.

Sehr beliebt bei Alt und Jung war die Burika, eine Erfindung der
Soldaten: ein wagerechter Balken mit kurzen Stricken an beiden Enden, der
sich in der Mitte auf einem Pfosten drehte, vgl. Tafel 25, wo sich ein Schwarm

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 143.

Maisball und
Federpeitsche
. Bororó
(⅑ nat. Gr.)

Jungen an dem Spiel ergötzt. Der Balken wurde,
während auf jedem Ende Einer ritt und Andere an
den Stricken mitliefen, von Jemanden, der noch
einige Augenblicke am Pfosten blieb, in schneller und
schneller wirbelnde Drehung versetzt, bis denn ge-
wöhnlich die Reiter zur Erde flogen.

In Abb. 143 ist zweierlei Kinderspielzeug ver-
einigt: papá, der aus Maisstroh geflochtene Ball mit
Ararafeder, und tagóra, eine Peitsche mit einer
schwarzen Urubúfeder am Ende der Schnur; mit der
Federpeitsche schleuderten die Jungen umher und ge-
nossen das wenig aufregende Vergnügen, dass die
Feder einen Augenblick auf den Boden senkrecht
stehen blieb, wenn der Stiel der Peitsche aus dem
Handgelenk heraus mit einem Ruck nach abwärts
bewegt wurde. Zwei Jungen sah ich einmal, die
eine Biene und einen Schmetterling an einen Faden
flattern liessen.

Musikinstrumente; Schwirrhölzer. Im ge-
wöhnlichen Gebrauch waren nur die bis 20 cm
langen, grossen Rasselkürbisse und eine kleine
Blaskuye poári zu finden. Das Poari diente als Signalhorn bei der Jagd; es war
ein Kürbis von der Gestalt und Grösse eines grossen Apfels, hatte unten einen
runden Ausschnitt und oben ein fingerlanges, dünnes Röhrchen angesetzt, in dem
seitlich eine Zunge geschnitten war. Mit Büschelchen vom Haar der Ver-
storbenen behangen, waren die Poaris nur schwer von den Bororó zu erlangen.

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 144.

Totenflöte. Bororó. ( nat. Gr.)

Die einzige Flöte oder Trompete, die wir gesehen haben, ist in Abb. 144
dargestellt; sie war 1,21 m gross und wurde bei dem Totenfest geblasen und als
die Knochenkörbe nach dem Hause zurückgetragen wurden. Eine Trommel,
die bei derselben Feier im Ranchão gebraucht wurde, machte nicht den Eindruck

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[496/0568] namen Camões hiess. Die ihn an Körpergrösse überragenden und stärkeren Rivalen pflegten ihn stolz emporzuheben, hatten aber auch in demselben Augen- blick seine Ferse in der Kniekehle und schlugen zu Boden. Schiessen mit dem Bogen auf dem freien Platz wurde öfters geübt. Dabei entstand auch die Photographie von Tafel 28 und Abb. 138. Sehr beliebt bei Alt und Jung war die Burika, eine Erfindung der Soldaten: ein wagerechter Balken mit kurzen Stricken an beiden Enden, der sich in der Mitte auf einem Pfosten drehte, vgl. Tafel 25, wo sich ein Schwarm [Abbildung] [Abbildung Abb. 143. Maisball und Federpeitsche. Bororó (⅑ nat. Gr.)] Jungen an dem Spiel ergötzt. Der Balken wurde, während auf jedem Ende Einer ritt und Andere an den Stricken mitliefen, von Jemanden, der noch einige Augenblicke am Pfosten blieb, in schneller und schneller wirbelnde Drehung versetzt, bis denn ge- wöhnlich die Reiter zur Erde flogen. In Abb. 143 ist zweierlei Kinderspielzeug ver- einigt: papá, der aus Maisstroh geflochtene Ball mit Ararafeder, und tagóra, eine Peitsche mit einer schwarzen Urubúfeder am Ende der Schnur; mit der Federpeitsche schleuderten die Jungen umher und ge- nossen das wenig aufregende Vergnügen, dass die Feder einen Augenblick auf den Boden senkrecht stehen blieb, wenn der Stiel der Peitsche aus dem Handgelenk heraus mit einem Ruck nach abwärts bewegt wurde. Zwei Jungen sah ich einmal, die eine Biene und einen Schmetterling an einen Faden flattern liessen. Musikinstrumente; Schwirrhölzer. Im ge- wöhnlichen Gebrauch waren nur die bis 20 cm langen, grossen Rasselkürbisse und eine kleine Blaskuye poári zu finden. Das Poari diente als Signalhorn bei der Jagd; es war ein Kürbis von der Gestalt und Grösse eines grossen Apfels, hatte unten einen runden Ausschnitt und oben ein fingerlanges, dünnes Röhrchen angesetzt, in dem seitlich eine Zunge geschnitten war. Mit Büschelchen vom Haar der Ver- storbenen behangen, waren die Poaris nur schwer von den Bororó zu erlangen. [Abbildung] [Abbildung Abb. 144. Totenflöte. Bororó. ([FORMEL] nat. Gr.) ] Die einzige Flöte oder Trompete, die wir gesehen haben, ist in Abb. 144 dargestellt; sie war 1,21 m gross und wurde bei dem Totenfest geblasen und als die Knochenkörbe nach dem Hause zurückgetragen wurden. Eine Trommel, die bei derselben Feier im Ranchão gebraucht wurde, machte nicht den Eindruck

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/568>, abgerufen am 22.11.2024.