Kapivarameissel gehöhlten Rinne der flachen Bambusspitze und ist nur lose mit etwas Harz und Faden befestigt, vgl. Fig. 4. Der Kriegspfeil, Fig 10, auch aus Seriba geschnitzt, trägt ein sehr schmales (1--2 cm), rundes, aber nach seiner ganzen Länge (37 cm) zugespitztes Bambusstück. Die Bambusspitzen brechen im Körper ab.
Der Widerhakenpfeil ist für die Erbeutung von Alligatoren und grösseren Fischen mit Harpunenvorrichtung ausgestattet. Die Länge des Harpunenpfeils in Fig. 9 betrug 1,78 cm, wovon 31 cm auf den an einen Strick befestigten Widerhakenstock zu rechnen sind; der Schaft ein dickes Ubarohr, war noch in der Breite von 1/2 m umwickelt.
Die Spannung des Bogens geht aus der Momentphotographie in Abb. 138 und Tafel 28 hervor. Der hockende Schütze hält den Bogen horizontal, der stehende senkrecht. Ein Reservepfeil wird mit der linken Hand dem Bogen parallel gehalten. Der Pfeil liegt in letzterm Fall links vom Bogen auf dem Zeigefinger der linken Hand, die den Bogen hält. An seinem hinteren Ende wird er zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst, der Daumen lässt los, der Zeigefinger in gestreckter Haltung stützt und richtet ihn genauer ein, die drei übrigen Finger, namentlich der Mittelfinger spannen die Sehne. Die Spannung ist also von der am Kulisehu (vgl. Seite 230) verschieden. Bei dem hockenden Schützen, wo der Pfeil dem Bogen aufliegt und hier durch die Spitze des Zeige- fingers der linken Hand leicht angedrückt wird, ist die Haltung der spannenden rechten Hand insofern verschieden, als das hintere Ende des Pfeils zwischen dem fest zufassenden Daumen und dem gebogenen Zeigefinger gehalten wird.
Arbeiten im Männerhaus und Technik. Jeder hatte seinen bestimmten Platz: wer nach dem Fluss zu wohnte, in der dem Fluss zugewendeten Ecke und so fort Alle nach der Lage des Hauses der nächsten Verwandten. Hier, wo die Indianer unter sich waren, herrschte, abgesehen von den geschlechtlichen Vorgängen, eine auch nach unsern Begriffen anerkennenswerte Ordnung. Wer nichts zu thun hatte, faulenzte freilich mit grosser Ausdauer, aber wer an seinen Waffen, Schmucksachen und Geräthen Beschäftigung fand, arbeitete unverdrossen und arbeitete so sauber und sorgfältig, dass die Herren der Katechese ihre Freude daran hätten haben sollen. Selbst der Idiot Dyapokuri, wenn er zwischendurch auch ein Spässchen freiwilliger oder unfreiwilliger Art zum Besten gab, war unausgesetzt thätig.
An Tagen, wo man sich nicht der Jagd widmete, waren gegen 40 Männer im Baito vergnügt bei der Arbeit. Die Frauen kochten währenddes in den Hütten, und ab und zu verschwand Einer, das Essen zu holen. Sobald er wiederkehrend in der Wand sichtbar wurde, ertönten vereinzelte "hm" "hm" der Anerkennung, und kaum dass auch der zuletzt erscheinende, das dampfende Gericht hoch emporhaltende Arm in das Innere nachgezogen war, erscholl mit allgemeinem gellenden ah! ein heller Juchzer der ganzen Gesellschaft. Umfangreiche Topf- schalen waren mit steifem, säuerlichem Maisbrei oder Maisschleim gefüllt, oben-
Kapivarameissel gehöhlten Rinne der flachen Bambusspitze und ist nur lose mit etwas Harz und Faden befestigt, vgl. Fig. 4. Der Kriegspfeil, Fig 10, auch aus Seriba geschnitzt, trägt ein sehr schmales (1—2 cm), rundes, aber nach seiner ganzen Länge (37 cm) zugespitztes Bambusstück. Die Bambusspitzen brechen im Körper ab.
Der Widerhakenpfeil ist für die Erbeutung von Alligatoren und grösseren Fischen mit Harpunenvorrichtung ausgestattet. Die Länge des Harpunenpfeils in Fig. 9 betrug 1,78 cm, wovon 31 cm auf den an einen Strick befestigten Widerhakenstock zu rechnen sind; der Schaft ein dickes Ubárohr, war noch in der Breite von ½ m umwickelt.
Die Spannung des Bogens geht aus der Momentphotographie in Abb. 138 und Tafel 28 hervor. Der hockende Schütze hält den Bogen horizontal, der stehende senkrecht. Ein Reservepfeil wird mit der linken Hand dem Bogen parallel gehalten. Der Pfeil liegt in letzterm Fall links vom Bogen auf dem Zeigefinger der linken Hand, die den Bogen hält. An seinem hinteren Ende wird er zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst, der Daumen lässt los, der Zeigefinger in gestreckter Haltung stützt und richtet ihn genauer ein, die drei übrigen Finger, namentlich der Mittelfinger spannen die Sehne. Die Spannung ist also von der am Kulisehu (vgl. Seite 230) verschieden. Bei dem hockenden Schützen, wo der Pfeil dem Bogen aufliegt und hier durch die Spitze des Zeige- fingers der linken Hand leicht angedrückt wird, ist die Haltung der spannenden rechten Hand insofern verschieden, als das hintere Ende des Pfeils zwischen dem fest zufassenden Daumen und dem gebogenen Zeigefinger gehalten wird.
Arbeiten im Männerhaus und Technik. Jeder hatte seinen bestimmten Platz: wer nach dem Fluss zu wohnte, in der dem Fluss zugewendeten Ecke und so fort Alle nach der Lage des Hauses der nächsten Verwandten. Hier, wo die Indianer unter sich waren, herrschte, abgesehen von den geschlechtlichen Vorgängen, eine auch nach unsern Begriffen anerkennenswerte Ordnung. Wer nichts zu thun hatte, faulenzte freilich mit grosser Ausdauer, aber wer an seinen Waffen, Schmucksachen und Geräthen Beschäftigung fand, arbeitete unverdrossen und arbeitete so sauber und sorgfältig, dass die Herren der Katechese ihre Freude daran hätten haben sollen. Selbst der Idiot Dyapokuri, wenn er zwischendurch auch ein Spässchen freiwilliger oder unfreiwilliger Art zum Besten gab, war unausgesetzt thätig.
An Tagen, wo man sich nicht der Jagd widmete, waren gegen 40 Männer im Baitó vergnügt bei der Arbeit. Die Frauen kochten währenddes in den Hütten, und ab und zu verschwand Einer, das Essen zu holen. Sobald er wiederkehrend in der Wand sichtbar wurde, ertönten vereinzelte »hm« »hm« der Anerkennung, und kaum dass auch der zuletzt erscheinende, das dampfende Gericht hoch emporhaltende Arm in das Innere nachgezogen war, erscholl mit allgemeinem gellenden ah! ein heller Juchzer der ganzen Gesellschaft. Umfangreiche Topf- schalen waren mit steifem, säuerlichem Maisbrei oder Maisschleim gefüllt, oben-
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Kapivarameissel gehöhlten Rinne der flachen Bambusspitze und ist nur lose mit
etwas Harz und Faden befestigt, vgl. Fig. 4. Der Kriegspfeil, Fig 10, auch
aus Seriba geschnitzt, trägt ein sehr schmales (1—2 cm), rundes, aber nach seiner
ganzen Länge (37 cm) zugespitztes Bambusstück. Die Bambusspitzen brechen
im Körper ab.
Der Widerhakenpfeil ist für die Erbeutung von Alligatoren und grösseren
Fischen mit Harpunenvorrichtung ausgestattet. Die Länge des Harpunenpfeils
in Fig. 9 betrug 1,78 cm, wovon 31 cm auf den an einen Strick befestigten
Widerhakenstock zu rechnen sind; der Schaft ein dickes Ubárohr, war noch in
der Breite von ½ m umwickelt.
Die Spannung des Bogens geht aus der Momentphotographie in Abb. 138
und Tafel 28 hervor. Der hockende Schütze hält den Bogen horizontal, der
stehende senkrecht. Ein Reservepfeil wird mit der linken Hand dem Bogen
parallel gehalten. Der Pfeil liegt in letzterm Fall links vom Bogen auf dem
Zeigefinger der linken Hand, die den Bogen hält. An seinem hinteren Ende
wird er zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst, der Daumen lässt los, der
Zeigefinger in gestreckter Haltung stützt und richtet ihn genauer ein, die drei
übrigen Finger, namentlich der Mittelfinger spannen die Sehne. Die Spannung
ist also von der am Kulisehu (vgl. Seite 230) verschieden. Bei dem hockenden
Schützen, wo der Pfeil dem Bogen aufliegt und hier durch die Spitze des Zeige-
fingers der linken Hand leicht angedrückt wird, ist die Haltung der spannenden
rechten Hand insofern verschieden, als das hintere Ende des Pfeils zwischen
dem fest zufassenden Daumen und dem gebogenen Zeigefinger gehalten wird.
Arbeiten im Männerhaus und Technik. Jeder hatte seinen bestimmten
Platz: wer nach dem Fluss zu wohnte, in der dem Fluss zugewendeten Ecke
und so fort Alle nach der Lage des Hauses der nächsten Verwandten. Hier,
wo die Indianer unter sich waren, herrschte, abgesehen von den geschlechtlichen
Vorgängen, eine auch nach unsern Begriffen anerkennenswerte Ordnung. Wer
nichts zu thun hatte, faulenzte freilich mit grosser Ausdauer, aber wer an seinen
Waffen, Schmucksachen und Geräthen Beschäftigung fand, arbeitete unverdrossen
und arbeitete so sauber und sorgfältig, dass die Herren der Katechese ihre Freude
daran hätten haben sollen. Selbst der Idiot Dyapokuri, wenn er zwischendurch
auch ein Spässchen freiwilliger oder unfreiwilliger Art zum Besten gab, war
unausgesetzt thätig.
An Tagen, wo man sich nicht der Jagd widmete, waren gegen 40 Männer
im Baitó vergnügt bei der Arbeit. Die Frauen kochten währenddes in den Hütten,
und ab und zu verschwand Einer, das Essen zu holen. Sobald er wiederkehrend
in der Wand sichtbar wurde, ertönten vereinzelte »hm« »hm« der Anerkennung,
und kaum dass auch der zuletzt erscheinende, das dampfende Gericht hoch
emporhaltende Arm in das Innere nachgezogen war, erscholl mit allgemeinem
gellenden ah! ein heller Juchzer der ganzen Gesellschaft. Umfangreiche Topf-
schalen waren mit steifem, säuerlichem Maisbrei oder Maisschleim gefüllt, oben-
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/558>, abgerufen am 22.11.2024.
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