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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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und drei Messingknöpfen am Aermel; er stand auch wirklich, obwohl er nicht die
erste Garnitur war, zu den bald abgerissenen Zivilhosen, zu dem alten Filzdeckel
auf dem Kopf und den blossen Füssen in einem gewissen Widerspruch. Gewöhnlich
gingen sie in Drillichjacken, die rot eingefasste Achselklappen hatten. Am Hut
steckte eine Nähnadel, eine Zigarette oder dergleichen; den des schwarzbraunen
Columna schmückte ein rosa Seidenband. Carlos und Peter erfreuten sich eines
sehr festen Anzugs (d. h. Hemd und Hose) aus Segelleinen, der wie die Stiefel-
schäfte Januario's einen historischen Wert besass: er war aus dem Zelt ihres
früheren Herrn, des Naturforschers Herbert Smith geschnitten.

Der Flinte konnte der Eine oder Andere wohl entraten; ich habe die meine
Peter überlassen, mich mit dem Revolver begnügt und auf der ganzen Reise
keinen Büchsenschuss abgegeben. Unser Aller unentbehrlichstes Stück war das
Facao, das grosse Buschmesser; das von uns mitgenommene Solinger Fabrikat
hat den Anforderungen, die daran gestellt werden mussten, die freilich sonst auch
nur an ein Beil gestellt zu werden pflegen, nicht ganz entsprochen und stand
dem amerikanischen, in Cuyaba käuflichen entschieden nach.

Die Meisten von uns führten in der kleinen Umhängetasche, der "Patrona",
neben einiger Munition und einem Stück Tabak das Feuerzeug des brasilischen
Waldläufers bei sich, das man in den Sammlungen gelegentlich als indianisches
Objekt bezeichnet findet: einen Stahl von Bügelform und in der oft mit einge-
ritzten Mustern hübsch verzierten Spitze eines Ochsenhorns den Feuerstein und
die "Isca", entweder Baumwolle, die von den schwarzen Kernen befreit und am
Feuer ein wenig gedörrt wurde, oder, als sie ausging, schwammiges Bastgewebe
von der Uakuma-Palme. Eine Holzscheibe verschliesst das Hörnchen und kann
an einem in der Mitte befestigten Stückchen Riemen herausgezogen werden. Fehlte
einmal Stahl oder Stein, brachte man den Zunder leicht mit einem Brennglas
oder dem Objektiv des Feldstechers zum Glimmen; an Sonne fehlte es nicht.
Endlich hing uns am Gürtel der "Caneco", ein gewöhnlicher Blechbecher mit
Henkel, oder eine Kürbisschale von der Crescentia Cuyete, die innen geschwärzte,
zum Essen wie zum Trinken dienende "Kuye".

Vogel machte seine Wegaufnahme, mit dem Kompass peilend, die Uhr be-
fragend, notirend, zuweilen einen Stein zerklopfend oder an langem Faden das
Schleuderthermometer schwingend. Ehrenreich wanderte beschaulich und die um-
gebende Natur studierend fürbass; Wilhelm und ich waren auf dem ersten Teil des
Marsches als Maultiertreiber und auf dem zweiten als Holzhacker mit wütendem
Eifer thätig.

Was unsern Treiberkursus anlangt, so schienen die Maultiere im Anfang
vom Teufel besessen. Daher das ewige "oh diavo"-Fluchen oder etwa ein zorniges
"oh burro safado para comer milho" der Kameraden: "oh du verfluchter Esel, der
nichts kann als Mais fressen" und mehr dergleichen kräftiger Zuspruch. Die beliebig
in Cuyaba und Umgegend zusammengekauften Tiere bildeten noch eine regellose
Horde selbstherrlicher Individuen, und die bessern Gemüter unter ihnen wurden

und drei Messingknöpfen am Aermel; er stand auch wirklich, obwohl er nicht die
erste Garnitur war, zu den bald abgerissenen Zivilhosen, zu dem alten Filzdeckel
auf dem Kopf und den blossen Füssen in einem gewissen Widerspruch. Gewöhnlich
gingen sie in Drillichjacken, die rot eingefasste Achselklappen hatten. Am Hut
steckte eine Nähnadel, eine Zigarette oder dergleichen; den des schwarzbraunen
Columna schmückte ein rosa Seidenband. Carlos und Peter erfreuten sich eines
sehr festen Anzugs (d. h. Hemd und Hose) aus Segelleinen, der wie die Stiefel-
schäfte Januario’s einen historischen Wert besass: er war aus dem Zelt ihres
früheren Herrn, des Naturforschers Herbert Smith geschnitten.

Der Flinte konnte der Eine oder Andere wohl entraten; ich habe die meine
Peter überlassen, mich mit dem Revolver begnügt und auf der ganzen Reise
keinen Büchsenschuss abgegeben. Unser Aller unentbehrlichstes Stück war das
Facão, das grosse Buschmesser; das von uns mitgenommene Solinger Fabrikat
hat den Anforderungen, die daran gestellt werden mussten, die freilich sonst auch
nur an ein Beil gestellt zu werden pflegen, nicht ganz entsprochen und stand
dem amerikanischen, in Cuyabá käuflichen entschieden nach.

Die Meisten von uns führten in der kleinen Umhängetasche, der »Patrona«,
neben einiger Munition und einem Stück Tabak das Feuerzeug des brasilischen
Waldläufers bei sich, das man in den Sammlungen gelegentlich als indianisches
Objekt bezeichnet findet: einen Stahl von Bügelform und in der oft mit einge-
ritzten Mustern hübsch verzierten Spitze eines Ochsenhorns den Feuerstein und
die »Isca«, entweder Baumwolle, die von den schwarzen Kernen befreit und am
Feuer ein wenig gedörrt wurde, oder, als sie ausging, schwammiges Bastgewebe
von der Uakumá-Palme. Eine Holzscheibe verschliesst das Hörnchen und kann
an einem in der Mitte befestigten Stückchen Riemen herausgezogen werden. Fehlte
einmal Stahl oder Stein, brachte man den Zunder leicht mit einem Brennglas
oder dem Objektiv des Feldstechers zum Glimmen; an Sonne fehlte es nicht.
Endlich hing uns am Gürtel der »Caneco«, ein gewöhnlicher Blechbecher mit
Henkel, oder eine Kürbisschale von der Crescentia Cuyeté, die innen geschwärzte,
zum Essen wie zum Trinken dienende »Kuye«.

Vogel machte seine Wegaufnahme, mit dem Kompass peilend, die Uhr be-
fragend, notirend, zuweilen einen Stein zerklopfend oder an langem Faden das
Schleuderthermometer schwingend. Ehrenreich wanderte beschaulich und die um-
gebende Natur studierend fürbass; Wilhelm und ich waren auf dem ersten Teil des
Marsches als Maultiertreiber und auf dem zweiten als Holzhacker mit wütendem
Eifer thätig.

Was unsern Treiberkursus anlangt, so schienen die Maultiere im Anfang
vom Teufel besessen. Daher das ewige »oh diavo«-Fluchen oder etwa ein zorniges
»oh burro safado para comer milho« der Kameraden: »oh du verfluchter Esel, der
nichts kann als Mais fressen« und mehr dergleichen kräftiger Zuspruch. Die beliebig
in Cuyabá und Umgegend zusammengekauften Tiere bildeten noch eine regellose
Horde selbstherrlicher Individuen, und die bessern Gemüter unter ihnen wurden

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[28/0052] und drei Messingknöpfen am Aermel; er stand auch wirklich, obwohl er nicht die erste Garnitur war, zu den bald abgerissenen Zivilhosen, zu dem alten Filzdeckel auf dem Kopf und den blossen Füssen in einem gewissen Widerspruch. Gewöhnlich gingen sie in Drillichjacken, die rot eingefasste Achselklappen hatten. Am Hut steckte eine Nähnadel, eine Zigarette oder dergleichen; den des schwarzbraunen Columna schmückte ein rosa Seidenband. Carlos und Peter erfreuten sich eines sehr festen Anzugs (d. h. Hemd und Hose) aus Segelleinen, der wie die Stiefel- schäfte Januario’s einen historischen Wert besass: er war aus dem Zelt ihres früheren Herrn, des Naturforschers Herbert Smith geschnitten. Der Flinte konnte der Eine oder Andere wohl entraten; ich habe die meine Peter überlassen, mich mit dem Revolver begnügt und auf der ganzen Reise keinen Büchsenschuss abgegeben. Unser Aller unentbehrlichstes Stück war das Facão, das grosse Buschmesser; das von uns mitgenommene Solinger Fabrikat hat den Anforderungen, die daran gestellt werden mussten, die freilich sonst auch nur an ein Beil gestellt zu werden pflegen, nicht ganz entsprochen und stand dem amerikanischen, in Cuyabá käuflichen entschieden nach. Die Meisten von uns führten in der kleinen Umhängetasche, der »Patrona«, neben einiger Munition und einem Stück Tabak das Feuerzeug des brasilischen Waldläufers bei sich, das man in den Sammlungen gelegentlich als indianisches Objekt bezeichnet findet: einen Stahl von Bügelform und in der oft mit einge- ritzten Mustern hübsch verzierten Spitze eines Ochsenhorns den Feuerstein und die »Isca«, entweder Baumwolle, die von den schwarzen Kernen befreit und am Feuer ein wenig gedörrt wurde, oder, als sie ausging, schwammiges Bastgewebe von der Uakumá-Palme. Eine Holzscheibe verschliesst das Hörnchen und kann an einem in der Mitte befestigten Stückchen Riemen herausgezogen werden. Fehlte einmal Stahl oder Stein, brachte man den Zunder leicht mit einem Brennglas oder dem Objektiv des Feldstechers zum Glimmen; an Sonne fehlte es nicht. Endlich hing uns am Gürtel der »Caneco«, ein gewöhnlicher Blechbecher mit Henkel, oder eine Kürbisschale von der Crescentia Cuyeté, die innen geschwärzte, zum Essen wie zum Trinken dienende »Kuye«. Vogel machte seine Wegaufnahme, mit dem Kompass peilend, die Uhr be- fragend, notirend, zuweilen einen Stein zerklopfend oder an langem Faden das Schleuderthermometer schwingend. Ehrenreich wanderte beschaulich und die um- gebende Natur studierend fürbass; Wilhelm und ich waren auf dem ersten Teil des Marsches als Maultiertreiber und auf dem zweiten als Holzhacker mit wütendem Eifer thätig. Was unsern Treiberkursus anlangt, so schienen die Maultiere im Anfang vom Teufel besessen. Daher das ewige »oh diavo«-Fluchen oder etwa ein zorniges »oh burro safado para comer milho« der Kameraden: »oh du verfluchter Esel, der nichts kann als Mais fressen« und mehr dergleichen kräftiger Zuspruch. Die beliebig in Cuyabá und Umgegend zusammengekauften Tiere bildeten noch eine regellose Horde selbstherrlicher Individuen, und die bessern Gemüter unter ihnen wurden

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/52>, abgerufen am 28.11.2024.