Severiti. Im Wald. Sehr klein, wie eine fussgrosse Termite, hat kein Haar. Spricht nicht.
Hakasö. Im Wald. Sein Ruf abwechselnd: kwa . . . . . hochtönend und hahaha tief. Ist klein, hat einen Menschenkopf. einen starken Bart; die Beine sind nur Knochen.
Hakasö und Tolua fressen besonders den Mann, der die Couvade ver- nachlässigt und in den Wald geht, statt bei Frau und Kind zu Hause zu bleiben.
Heimat der Paressi. Wo ist Uazale und wo sind die ersten Paressi ge- boren? Ich habe mit Joao Battista und Manoel Chico die Geographie ihres Ge- bietes möglichst genau durchgenommen und eine Menge von Namen für kleine Bäche und Flüsschen erhalten, die kein weiteres Interesse darbieten. Aber schon bei der Aufzählung dieser Gewässer des Oberlaufs liess sich bestimmt feststellen, dass eine Verschiebung zum Süden stattgefunden hat. Ich nahm die mir be- kannten Namen der Vorfahren, bei dem Vater und Grossvater beginnend, und fragte, an welchem Fluss sie geboren seien. Je mehr wir in der Reihenfolge der Ahnennamen aufrückten, desto mehr kamen wir auch nach Norden. Uazale's nächste Nachkommen wohnten oberhalb der Vereinigung von dem Juruena (dem entlang sich die Verschiebung nach Süden vollzogen hat) und dem Arinos, die beide zusammen den Tapajoz bilden. Uazale selbst ist am Matihuriza geboren, "wo es weder Land noch Wald giebt", d. h. kein Ufer, "und er ist weit fluss- aufwärts gegangen". Der Matihuriza ist der Tapajoz, wenn er nicht den Amazonas selbst vorstellt. Wenn also die Hauptbewegung der Karaibenstämme von Süden nach Norden gerichtet war, so hat sich wenigstens dieser Teil der Nu-Aruakgruppe von Norden nach Süden bewegt.
Freilich kommt es den guten Leuten auf den kleinen Widerspruch nicht an, dass Uazale aus fernem Norden gekommen ist, und dass seine Grossmutter Maisö zuerst von allen Flüssen den Rio Cuyaba gemacht hat!
Severití. Im Wald. Sehr klein, wie eine fussgrosse Termite, hat kein Haar. Spricht nicht.
Hakasö́. Im Wald. Sein Ruf abwechselnd: kwa . . . . . hochtönend und hahahá tief. Ist klein, hat einen Menschenkopf. einen starken Bart; die Beine sind nur Knochen.
Hakasö́ und Toluá fressen besonders den Mann, der die Couvade ver- nachlässigt und in den Wald geht, statt bei Frau und Kind zu Hause zu bleiben.
Heimat der Paressí. Wo ist Uazale und wo sind die ersten Paressí ge- boren? Ich habe mit João Battista und Manoel Chico die Geographie ihres Ge- bietes möglichst genau durchgenommen und eine Menge von Namen für kleine Bäche und Flüsschen erhalten, die kein weiteres Interesse darbieten. Aber schon bei der Aufzählung dieser Gewässer des Oberlaufs liess sich bestimmt feststellen, dass eine Verschiebung zum Süden stattgefunden hat. Ich nahm die mir be- kannten Namen der Vorfahren, bei dem Vater und Grossvater beginnend, und fragte, an welchem Fluss sie geboren seien. Je mehr wir in der Reihenfolge der Ahnennamen aufrückten, desto mehr kamen wir auch nach Norden. Uazale’s nächste Nachkommen wohnten oberhalb der Vereinigung von dem Juruena (dem entlang sich die Verschiebung nach Süden vollzogen hat) und dem Arinos, die beide zusammen den Tapajoz bilden. Uazale selbst ist am Matihurizá geboren, »wo es weder Land noch Wald giebt«, d. h. kein Ufer, »und er ist weit fluss- aufwärts gegangen«. Der Matihurizá ist der Tapajoz, wenn er nicht den Amazonas selbst vorstellt. Wenn also die Hauptbewegung der Karaibenstämme von Süden nach Norden gerichtet war, so hat sich wenigstens dieser Teil der Nu-Aruakgruppe von Norden nach Süden bewegt.
Freilich kommt es den guten Leuten auf den kleinen Widerspruch nicht an, dass Uazale aus fernem Norden gekommen ist, und dass seine Grossmutter Maisö́ zuerst von allen Flüssen den Rio Cuyabá gemacht hat!
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Severití. Im Wald. Sehr klein, wie eine fussgrosse Termite, hat kein
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Hakasö́. Im Wald. Sein Ruf abwechselnd: kwa . . . . . hochtönend und
hahahá tief. Ist klein, hat einen Menschenkopf. einen starken Bart; die Beine
sind nur Knochen.
Hakasö́ und Toluá fressen besonders den Mann, der die Couvade ver-
nachlässigt und in den Wald geht, statt bei Frau und Kind zu Hause
zu bleiben.
Heimat der Paressí. Wo ist Uazale und wo sind die ersten Paressí ge-
boren? Ich habe mit João Battista und Manoel Chico die Geographie ihres Ge-
bietes möglichst genau durchgenommen und eine Menge von Namen für kleine
Bäche und Flüsschen erhalten, die kein weiteres Interesse darbieten. Aber schon
bei der Aufzählung dieser Gewässer des Oberlaufs liess sich bestimmt feststellen,
dass eine Verschiebung zum Süden stattgefunden hat. Ich nahm die mir be-
kannten Namen der Vorfahren, bei dem Vater und Grossvater beginnend, und
fragte, an welchem Fluss sie geboren seien. Je mehr wir in der Reihenfolge der
Ahnennamen aufrückten, desto mehr kamen wir auch nach Norden. Uazale’s
nächste Nachkommen wohnten oberhalb der Vereinigung von dem Juruena (dem
entlang sich die Verschiebung nach Süden vollzogen hat) und dem Arinos, die
beide zusammen den Tapajoz bilden. Uazale selbst ist am Matihurizá geboren,
»wo es weder Land noch Wald giebt«, d. h. kein Ufer, »und er ist weit fluss-
aufwärts gegangen«. Der Matihurizá ist der Tapajoz, wenn er nicht den Amazonas
selbst vorstellt. Wenn also die Hauptbewegung der Karaibenstämme von Süden
nach Norden gerichtet war, so hat sich wenigstens dieser Teil der Nu-Aruakgruppe
von Norden nach Süden bewegt.
Freilich kommt es den guten Leuten auf den kleinen Widerspruch nicht
an, dass Uazale aus fernem Norden gekommen ist, und dass seine Grossmutter
Maisö́ zuerst von allen Flüssen den Rio Cuyabá gemacht hat!
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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