Alle Holzmasken (vgl. die Vollseite) haben einen roten Mittelstreifen, Muschelaugen, die durchbohrt sind, und das Mereschu-Muster mit schöner Netz- zeichnung. Die beiden Masken von Abbildung 111 haben neben den Augen in schöner Ausprägung die Flügelzeichnung. Auch tritt auf vier Masken das Zackenband, wie es in der Tüwetüwe-Maske der Bakairi auf die Schulterzeichnung
[Abbildung]
[Abbildung]
( 1/3 nat. Gr.)
[Abbildung]
[Abbildung]
(1/4 nat. Gr.)
[Abbildung]
Abb. 111.
Yakuikatu-Masken mit Flügelzeichnung. Auetö.
des Lagunen-Vogels bezogen wird, sowohl quer als auch senkrecht auf und charak- terisiert auch hier die Eigenart des Gefieders, indem es die hübsche Wellen- zeichnung wiedergiebt, die namentlich auf Brust, Steiss und Schenkeln der jungen Vögel erscheint. Der Hals- oder Mittelstreifen ferner ist durchgängig rot gemalt, weil die nackte Kehle des Jaku diese Färbung besitzt.
Kamayura. Die Kamayura pflegten hauptsächlich den Yauari oder Wurfbretttanz, zu dem keine Maske gehört; es ist ein Kriegstanz. Sie ge- brauchten das Wort yauari uns gegenüber aber auch schlechthin für Tanz. Es ist ausserordentlich schwer, Verwechslungen zu vermeiden, weil die Indianer, wenn man nach dem Namen eines Dinges fragt, immer sagen, wozu es dient. So heisst maraka, das im Tupi stets mit "Rassel" übersetzt wird, der Gesang und die Musik, bei dem die Rassel gebraucht wird. So glaubten wir immer, "yakuikatu" heisse "Maske", während es "Jaku-Fest" heisst. Von Masken- tänzen unterschieden sie 1. Yakui und 2. Hüvat. Das Wort hüvat = Guarani y-guar bedeutet "Wasser-Bewohner", wie das Kapivara-Schwein der "Gras (kaapim)- Bewohner" ist. Wir glaubten zunächst, hüvat sei "Holzmaske".
Das Hüvat war der Fischtanz der Kamayura, wie der Koahalu der Fisch- tanz der Auetö war, während den Yakui-Vogeltanz beide hatten.
Wir haben bei den Kamayura keine eigentlichen Yakui-Masken erhalten; sie verglichen diesen Vogeltanz mit dem Tüwetüwe-Tanz der Bakairi. Sie ver-
Alle Holzmasken (vgl. die Vollseite) haben einen roten Mittelstreifen, Muschelaugen, die durchbohrt sind, und das Mereschu-Muster mit schöner Netz- zeichnung. Die beiden Masken von Abbildung 111 haben neben den Augen in schöner Ausprägung die Flügelzeichnung. Auch tritt auf vier Masken das Zackenband, wie es in der Tüwetüwe-Maske der Bakaïrí auf die Schulterzeichnung
[Abbildung]
[Abbildung]
(⅓ nat. Gr.)
[Abbildung]
[Abbildung]
(¼ nat. Gr.)
[Abbildung]
Abb. 111.
Yakuíkatú-Masken mit Flügelzeichnung. Auetö́.
des Lagunen-Vogels bezogen wird, sowohl quer als auch senkrecht auf und charak- terisiert auch hier die Eigenart des Gefieders, indem es die hübsche Wellen- zeichnung wiedergiebt, die namentlich auf Brust, Steiss und Schenkeln der jungen Vögel erscheint. Der Hals- oder Mittelstreifen ferner ist durchgängig rot gemalt, weil die nackte Kehle des Jakú diese Färbung besitzt.
Kamayurá. Die Kamayurá pflegten hauptsächlich den Yauarí oder Wurfbretttanz, zu dem keine Maske gehört; es ist ein Kriegstanz. Sie ge- brauchten das Wort yauarí uns gegenüber aber auch schlechthin für Tanz. Es ist ausserordentlich schwer, Verwechslungen zu vermeiden, weil die Indianer, wenn man nach dem Namen eines Dinges fragt, immer sagen, wozu es dient. So heisst maraká, das im Tupí stets mit »Rassel« übersetzt wird, der Gesang und die Musik, bei dem die Rassel gebraucht wird. So glaubten wir immer, „yakuíkatú“ heisse »Maske«, während es »Jakú-Fest« heisst. Von Masken- tänzen unterschieden sie 1. Yakuí und 2. Hüvát. Das Wort hüvát = Guaraní y-guár bedeutet »Wasser-Bewohner«, wie das Kapivara-Schwein der »Gras (kaapim)- Bewohner« ist. Wir glaubten zunächst, hüvát sei »Holzmaske«.
Das Hüvát war der Fischtanz der Kamayurá, wie der Koahálu der Fisch- tanz der Auetö́ war, während den Yakuí-Vogeltanz beide hatten.
Wir haben bei den Kamayurá keine eigentlichen Yakuí-Masken erhalten; sie verglichen diesen Vogeltanz mit dem Tüwetüwe-Tanz der Bakaïrí. Sie ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0379"n="315"/><p>Alle Holzmasken (vgl. die Vollseite) haben einen roten Mittelstreifen,<lb/>
Muschelaugen, die durchbohrt sind, und das Mereschu-Muster mit schöner Netz-<lb/>
zeichnung. Die beiden Masken von Abbildung 111 haben neben den Augen in<lb/>
schöner Ausprägung die <hirendition="#g">Flügelzeichnung</hi>. Auch tritt auf vier Masken das<lb/>
Zackenband, wie es in der Tüwetüwe-Maske der Bakaïrí auf die Schulterzeichnung<lb/><figure/><figure><p>(⅓ nat. Gr.)</p></figure><lb/><figure/><figure><p>(¼ nat. Gr.)</p></figure><lb/><figure><head>Abb. 111. </head><p><hirendition="#g">Yakuíkatú-Masken mit Flügelzeichnung</hi>. Auetö́.</p></figure><lb/>
des Lagunen-Vogels bezogen wird, sowohl quer als auch senkrecht auf und charak-<lb/>
terisiert auch hier die Eigenart des Gefieders, indem es die hübsche <hirendition="#g">Wellen-<lb/>
zeichnung</hi> wiedergiebt, die namentlich auf Brust, Steiss und Schenkeln der<lb/>
jungen Vögel erscheint. Der Hals- oder Mittelstreifen ferner ist durchgängig rot<lb/>
gemalt, weil die nackte Kehle des Jakú diese Färbung besitzt.</p><lb/><p><hirendition="#b">Kamayurá.</hi> Die Kamayurá pflegten hauptsächlich den <hirendition="#g">Yauarí</hi> oder<lb/>
Wurfbretttanz, zu dem keine Maske gehört; es ist ein Kriegstanz. Sie ge-<lb/>
brauchten das Wort <hirendition="#i">yauarí</hi> uns gegenüber aber auch schlechthin für Tanz. Es<lb/>
ist ausserordentlich schwer, Verwechslungen zu vermeiden, weil die Indianer,<lb/>
wenn man nach dem <hirendition="#g">Namen eines Dinges</hi> fragt, immer sagen, <hirendition="#g">wozu es<lb/>
dient</hi>. So heisst <hirendition="#i">maraká</hi>, das im Tupí stets mit »Rassel« übersetzt wird, der<lb/>
Gesang und die Musik, bei dem die Rassel gebraucht wird. So glaubten wir<lb/>
immer, „<hirendition="#i">yakuíkatú</hi>“ heisse »Maske«, während es »Jakú-Fest« heisst. Von Masken-<lb/>
tänzen unterschieden sie 1. <hirendition="#g">Yakuí</hi> und 2. <hirendition="#g">Hüvát</hi>. Das Wort <hirendition="#i">hüvát</hi> = Guaraní<lb/><hirendition="#i">y-guár</hi> bedeutet »Wasser-Bewohner«, wie das Kapivara-Schwein der »Gras (<hirendition="#i">kaapim</hi>)-<lb/>
Bewohner« ist. Wir glaubten zunächst, <hirendition="#i">hüvát</hi> sei »Holzmaske«.</p><lb/><p>Das Hüvát war der <hirendition="#g">Fisch</hi>tanz der Kamayurá, wie der Koahálu der Fisch-<lb/>
tanz der Auetö́ war, während den Yakuí-<hirendition="#g">Vogel</hi>tanz beide hatten.</p><lb/><p>Wir haben bei den Kamayurá keine eigentlichen Yakuí-Masken erhalten;<lb/>
sie verglichen diesen Vogeltanz mit dem Tüwetüwe-Tanz der Bakaïrí. Sie ver-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[315/0379]
Alle Holzmasken (vgl. die Vollseite) haben einen roten Mittelstreifen,
Muschelaugen, die durchbohrt sind, und das Mereschu-Muster mit schöner Netz-
zeichnung. Die beiden Masken von Abbildung 111 haben neben den Augen in
schöner Ausprägung die Flügelzeichnung. Auch tritt auf vier Masken das
Zackenband, wie es in der Tüwetüwe-Maske der Bakaïrí auf die Schulterzeichnung
[Abbildung]
[Abbildung (⅓ nat. Gr.)]
[Abbildung]
[Abbildung (¼ nat. Gr.)]
[Abbildung Abb. 111. Yakuíkatú-Masken mit Flügelzeichnung. Auetö́.]
des Lagunen-Vogels bezogen wird, sowohl quer als auch senkrecht auf und charak-
terisiert auch hier die Eigenart des Gefieders, indem es die hübsche Wellen-
zeichnung wiedergiebt, die namentlich auf Brust, Steiss und Schenkeln der
jungen Vögel erscheint. Der Hals- oder Mittelstreifen ferner ist durchgängig rot
gemalt, weil die nackte Kehle des Jakú diese Färbung besitzt.
Kamayurá. Die Kamayurá pflegten hauptsächlich den Yauarí oder
Wurfbretttanz, zu dem keine Maske gehört; es ist ein Kriegstanz. Sie ge-
brauchten das Wort yauarí uns gegenüber aber auch schlechthin für Tanz. Es
ist ausserordentlich schwer, Verwechslungen zu vermeiden, weil die Indianer,
wenn man nach dem Namen eines Dinges fragt, immer sagen, wozu es
dient. So heisst maraká, das im Tupí stets mit »Rassel« übersetzt wird, der
Gesang und die Musik, bei dem die Rassel gebraucht wird. So glaubten wir
immer, „yakuíkatú“ heisse »Maske«, während es »Jakú-Fest« heisst. Von Masken-
tänzen unterschieden sie 1. Yakuí und 2. Hüvát. Das Wort hüvát = Guaraní
y-guár bedeutet »Wasser-Bewohner«, wie das Kapivara-Schwein der »Gras (kaapim)-
Bewohner« ist. Wir glaubten zunächst, hüvát sei »Holzmaske«.
Das Hüvát war der Fischtanz der Kamayurá, wie der Koahálu der Fisch-
tanz der Auetö́ war, während den Yakuí-Vogeltanz beide hatten.
Wir haben bei den Kamayurá keine eigentlichen Yakuí-Masken erhalten;
sie verglichen diesen Vogeltanz mit dem Tüwetüwe-Tanz der Bakaïrí. Sie ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/379>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.