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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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zusammengehalten. Vgl. den Auetö-Kamm, Abb. 79. Eine fortgeschrittene Technik
ersetzt die aneinandergebundenen Leisten durch Querhölzer, in denen eine Längs-
platte ausgeschnitten ist; durch diese wird der Kamm hindurchgeschoben. Solchen

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 79.

Kamm. Auetö. (1/2 nat. Gr.)

bis zu 18 cm langen Kammhaltern
werden an jedem Ende Tierfigürchen
aufgesetzt, sodass ein Kamm deren
vier hat. Die Leute konnten aber
mit ihrem Handwerkszeug von
Fischzähnen und Muscheln keine
zierlichen Figürchen zu Stande
bringen. Der Kopf blieb meist,
wie die Bronzepferde unserer Denk-
mäler sich häufig einen Pfosten in
den Leib gerannt zu haben scheinen,
durch einen "Rüssel" mit der Basis
verbunden; würden die Kämme
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 80.

Kamm mit Jaguaren.
Mehinaku
. ( 2/5 nat. Gr.)

ausgegraben, so liesse man die unbekannten Verfertiger
schleunigst aus Gegenden eingewandert sein, wo es
Elephanten oder Walrosse gäbe. Die Figuren des in
Nr. 80 abgebildeten Kamms der Mehinaku sind Jaguare;
ähnliche und für uns nicht minder schwer bestimmbare
der Nahuqua stellten das Aguti, Dasyprocta Aguti,
ein springendes, hasenartiges Nagetierchen vor. Auch
hier sind die Motive für den Kamm verständlich. Der
bunte Jaguar und das Aguti "oder, wie es seines
hübschen Felles wegen auch wohl heisst, der Gold-
hase, eines der schmucksten Glieder der Familie"
(Brehm, Säugetiere II p. 583), dessen lebhaft glänzendes
Haar bei den Bewegungen des Tieres oder wechseln-
der Beleuchtung ein niedliches Farbenspiel zeigt,
sind beide durch auffallend schöne Behaarung ausge-
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 81.

Schemel. ( nat. Gr.)

zeichnet. Dabei putzt sich das Aguti
noch eifriger als die Katze.

Die Hauptwerke der Schnitzkunst
sind die Sitzschemel. Es ist be-
merkenswert, dass die Bakairi sie apüka
und die Auetö und Kamayura apükap
nennen; jenes erstere ist das Lehnwort,
da das Tupi den zugehörigen Verbal-
stamm aypg sich setzen etc. besitzt. Die einfachste Form (Abb. 81) besteht aus einer
rechteckigen leicht konkaven Sitzplatte und zwei ihrer Länge nach gerichteten Stütz-
brettchen mit schienenartiger Verlängerung vorn und hinten, alles jedoch aus einem

zusammengehalten. Vgl. den Auetö́-Kamm, Abb. 79. Eine fortgeschrittene Technik
ersetzt die aneinandergebundenen Leisten durch Querhölzer, in denen eine Längs-
platte ausgeschnitten ist; durch diese wird der Kamm hindurchgeschoben. Solchen

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 79.

Kamm. Auetö́. (½ nat. Gr.)

bis zu 18 cm langen Kammhaltern
werden an jedem Ende Tierfigürchen
aufgesetzt, sodass ein Kamm deren
vier hat. Die Leute konnten aber
mit ihrem Handwerkszeug von
Fischzähnen und Muscheln keine
zierlichen Figürchen zu Stande
bringen. Der Kopf blieb meist,
wie die Bronzepferde unserer Denk-
mäler sich häufig einen Pfosten in
den Leib gerannt zu haben scheinen,
durch einen »Rüssel« mit der Basis
verbunden; würden die Kämme
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 80.

Kamm mit Jaguaren.
Mehinakú
. (⅖ nat. Gr.)

ausgegraben, so liesse man die unbekannten Verfertiger
schleunigst aus Gegenden eingewandert sein, wo es
Elephanten oder Walrosse gäbe. Die Figuren des in
Nr. 80 abgebildeten Kamms der Mehinakú sind Jaguare;
ähnliche und für uns nicht minder schwer bestimmbare
der Nahuquá stellten das Agutí, Dasyprocta Agutí,
ein springendes, hasenartiges Nagetierchen vor. Auch
hier sind die Motive für den Kamm verständlich. Der
bunte Jaguar und das Agutí »oder, wie es seines
hübschen Felles wegen auch wohl heisst, der Gold-
hase, eines der schmucksten Glieder der Familie«
(Brehm, Säugetiere II p. 583), dessen lebhaft glänzendes
Haar bei den Bewegungen des Tieres oder wechseln-
der Beleuchtung ein niedliches Farbenspiel zeigt,
sind beide durch auffallend schöne Behaarung ausge-
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 81.

Schemel. ( nat. Gr.)

zeichnet. Dabei putzt sich das Agutí
noch eifriger als die Katze.

Die Hauptwerke der Schnitzkunst
sind die Sitzschemel. Es ist be-
merkenswert, dass die Bakaïrí sie apüka
und die Auetö́ und Kamayurá apükáp
nennen; jenes erstere ist das Lehnwort,
da das Tupí den zugehörigen Verbal-
stamm aypg sich setzen etc. besitzt. Die einfachste Form (Abb. 81) besteht aus einer
rechteckigen leicht konkaven Sitzplatte und zwei ihrer Länge nach gerichteten Stütz-
brettchen mit schienenartiger Verlängerung vorn und hinten, alles jedoch aus einem

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[286/0346] zusammengehalten. Vgl. den Auetö́-Kamm, Abb. 79. Eine fortgeschrittene Technik ersetzt die aneinandergebundenen Leisten durch Querhölzer, in denen eine Längs- platte ausgeschnitten ist; durch diese wird der Kamm hindurchgeschoben. Solchen [Abbildung] [Abbildung Abb. 79. Kamm. Auetö́. (½ nat. Gr.)] bis zu 18 cm langen Kammhaltern werden an jedem Ende Tierfigürchen aufgesetzt, sodass ein Kamm deren vier hat. Die Leute konnten aber mit ihrem Handwerkszeug von Fischzähnen und Muscheln keine zierlichen Figürchen zu Stande bringen. Der Kopf blieb meist, wie die Bronzepferde unserer Denk- mäler sich häufig einen Pfosten in den Leib gerannt zu haben scheinen, durch einen »Rüssel« mit der Basis verbunden; würden die Kämme [Abbildung] [Abbildung Abb. 80. Kamm mit Jaguaren. Mehinakú. (⅖ nat. Gr.)] ausgegraben, so liesse man die unbekannten Verfertiger schleunigst aus Gegenden eingewandert sein, wo es Elephanten oder Walrosse gäbe. Die Figuren des in Nr. 80 abgebildeten Kamms der Mehinakú sind Jaguare; ähnliche und für uns nicht minder schwer bestimmbare der Nahuquá stellten das Agutí, Dasyprocta Agutí, ein springendes, hasenartiges Nagetierchen vor. Auch hier sind die Motive für den Kamm verständlich. Der bunte Jaguar und das Agutí »oder, wie es seines hübschen Felles wegen auch wohl heisst, der Gold- hase, eines der schmucksten Glieder der Familie« (Brehm, Säugetiere II p. 583), dessen lebhaft glänzendes Haar bei den Bewegungen des Tieres oder wechseln- der Beleuchtung ein niedliches Farbenspiel zeigt, sind beide durch auffallend schöne Behaarung ausge- [Abbildung] [Abbildung Abb. 81. Schemel. ([FORMEL] nat. Gr.)] zeichnet. Dabei putzt sich das Agutí noch eifriger als die Katze. Die Hauptwerke der Schnitzkunst sind die Sitzschemel. Es ist be- merkenswert, dass die Bakaïrí sie apüka und die Auetö́ und Kamayurá apükáp nennen; jenes erstere ist das Lehnwort, da das Tupí den zugehörigen Verbal- stamm aypg sich setzen etc. besitzt. Die einfachste Form (Abb. 81) besteht aus einer rechteckigen leicht konkaven Sitzplatte und zwei ihrer Länge nach gerichteten Stütz- brettchen mit schienenartiger Verlängerung vorn und hinten, alles jedoch aus einem

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/346>, abgerufen am 23.11.2024.