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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Nachdem wir mit dem Mereschu mehr als zur Genüge vertraut worden sind,
blicken wir ohne Aufregung auf die Scheibe, Abbildung 58, mit dem aufrechten
Kreuz. Die Figur entsteht nur dadurch, dass der Künstler, wie der Kamayura
oben beim Beijuwender Abbildung 54a, die Trennungsstriche als Hauptsache
behandelt, während der Unbefangene, der nur diese Scheibe sähe, umgekehrt

[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Abb. 59.

Spinnwirtel der Kamayura mit Mereschumuster. ( nat. Gr.)


sich wenig darum kümmern würde, dass zwischen den Armen des Kreuzes noch
einige ornamentale Dreiecke angebracht sind. Die Vierarmigkeit ist nur ein Zu-
fall. Zwei andere herzlich kunstlose Stücke zeigen, Abbildung 59, ohne Weiteres,
dass es sich um nichts als die Zwischenräume zwischen den radial gerichteten
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 60.

Schmuckwirtel der Auetö
mit Wirtelmotiven
.

Mereschus handelt. Doch sind diese drei Scheiben
keine wirklichen Spinnwirtel, sondern Nachahmungen
derselben zum Festschmuck. Leichte Korkscheiben bei
den Auetö, Stücke Schildkrötenknochen bei den Ka-
mayura sind mit schwarzer Farbe ohne Ritzung bemalt.
Sie werden um den Hals gehängt. In dem Kreuz-
muster hat man das Loch des Wirtels ausgelassen.
Dagegen hat man es auf den beiden andern Scheiben
gross und breit hingemalt und sie in der Mitte nur
für den Aufhängefaden durchbohrt.

Ein Kunstwerkchen gleicher Art, in dem das
Loch wirklich wie für die Aufnahme des Spindel-
stocks breit gebohrt ist, zeigt uns in der Mitte das Bild eines vielstrahligen
Sterns, ferner eines diesen umschliessenden schwarz punktierten Kreisbandes
und endlich eines ringsum laufenden schwarzen Kranzes, in dem neben jedem
der schwarzen Punkte ein weisses Scheibchen ausgespart bleibt. Die durch-
löcherte Sonne von 15 schwarzen Sternen und 15 weissen Vollmonden umgeben:
für den Symboliker mag es schwer zu entscheiden sein, ob sich mehr die

Nachdem wir mit dem Mereschu mehr als zur Genüge vertraut worden sind,
blicken wir ohne Aufregung auf die Scheibe, Abbildung 58, mit dem aufrechten
Kreuz. Die Figur entsteht nur dadurch, dass der Künstler, wie der Kamayurá
oben beim Beijúwender Abbildung 54a, die Trennungsstriche als Hauptsache
behandelt, während der Unbefangene, der nur diese Scheibe sähe, umgekehrt

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[Abbildung] [Abbildung] Abb. 59.

Spinnwirtel der Kamayurá mit Mereschumuster. ( nat. Gr.)


sich wenig darum kümmern würde, dass zwischen den Armen des Kreuzes noch
einige ornamentale Dreiecke angebracht sind. Die Vierarmigkeit ist nur ein Zu-
fall. Zwei andere herzlich kunstlose Stücke zeigen, Abbildung 59, ohne Weiteres,
dass es sich um nichts als die Zwischenräume zwischen den radial gerichteten
[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 60.

Schmuckwirtel der Auetö́
mit Wirtelmotiven
.

Mereschus handelt. Doch sind diese drei Scheiben
keine wirklichen Spinnwirtel, sondern Nachahmungen
derselben zum Festschmuck. Leichte Korkscheiben bei
den Auetö́, Stücke Schildkrötenknochen bei den Ka-
mayurá sind mit schwarzer Farbe ohne Ritzung bemalt.
Sie werden um den Hals gehängt. In dem Kreuz-
muster hat man das Loch des Wirtels ausgelassen.
Dagegen hat man es auf den beiden andern Scheiben
gross und breit hingemalt und sie in der Mitte nur
für den Aufhängefaden durchbohrt.

Ein Kunstwerkchen gleicher Art, in dem das
Loch wirklich wie für die Aufnahme des Spindel-
stocks breit gebohrt ist, zeigt uns in der Mitte das Bild eines vielstrahligen
Sterns, ferner eines diesen umschliessenden schwarz punktierten Kreisbandes
und endlich eines ringsum laufenden schwarzen Kranzes, in dem neben jedem
der schwarzen Punkte ein weisses Scheibchen ausgespart bleibt. Die durch-
löcherte Sonne von 15 schwarzen Sternen und 15 weissen Vollmonden umgeben:
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[274/0334] Nachdem wir mit dem Mereschu mehr als zur Genüge vertraut worden sind, blicken wir ohne Aufregung auf die Scheibe, Abbildung 58, mit dem aufrechten Kreuz. Die Figur entsteht nur dadurch, dass der Künstler, wie der Kamayurá oben beim Beijúwender Abbildung 54a, die Trennungsstriche als Hauptsache behandelt, während der Unbefangene, der nur diese Scheibe sähe, umgekehrt [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung Abb. 59. Spinnwirtel der Kamayurá mit Mereschumuster. ([FORMEL] nat. Gr.)] sich wenig darum kümmern würde, dass zwischen den Armen des Kreuzes noch einige ornamentale Dreiecke angebracht sind. Die Vierarmigkeit ist nur ein Zu- fall. Zwei andere herzlich kunstlose Stücke zeigen, Abbildung 59, ohne Weiteres, dass es sich um nichts als die Zwischenräume zwischen den radial gerichteten [Abbildung] [Abbildung Abb. 60. Schmuckwirtel der Auetö́ mit Wirtelmotiven.] Mereschus handelt. Doch sind diese drei Scheiben keine wirklichen Spinnwirtel, sondern Nachahmungen derselben zum Festschmuck. Leichte Korkscheiben bei den Auetö́, Stücke Schildkrötenknochen bei den Ka- mayurá sind mit schwarzer Farbe ohne Ritzung bemalt. Sie werden um den Hals gehängt. In dem Kreuz- muster hat man das Loch des Wirtels ausgelassen. Dagegen hat man es auf den beiden andern Scheiben gross und breit hingemalt und sie in der Mitte nur für den Aufhängefaden durchbohrt. Ein Kunstwerkchen gleicher Art, in dem das Loch wirklich wie für die Aufnahme des Spindel- stocks breit gebohrt ist, zeigt uns in der Mitte das Bild eines vielstrahligen Sterns, ferner eines diesen umschliessenden schwarz punktierten Kreisbandes und endlich eines ringsum laufenden schwarzen Kranzes, in dem neben jedem der schwarzen Punkte ein weisses Scheibchen ausgespart bleibt. Die durch- löcherte Sonne von 15 schwarzen Sternen und 15 weissen Vollmonden umgeben: für den Symboliker mag es schwer zu entscheiden sein, ob sich mehr die

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/334>, abgerufen am 22.11.2024.