Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

1863 ist die Grundlage: polizeiliche Untersuchung bei der Anlage; Ver-
ordnung vom 21. April 1866: polizeilich-technische Untersuchung der
Dampfkessel selbst. Württemberg: Verfügung vom 18. Febr. 1853
(Roller a. a. O. §. 211).

Gaserzeugung. England: Gasworks Clauses Act 1847.
10, 11 Vict. 15 enthält übrigens wesentlich alle andern Rechtsverhält-
nisse der Gasanlagen. In Frankreich hat die Ordre vom 31. Mai
1842 die Polizei der Gasbeleuchtung in den Wohnungen, und die
Ordre vom 27. Jan. 1846 die Gaserzeugungs-Anstalten geschieden
und geregelt. In Oesterreich ist das Decret vom 27. April 1845
für beide Punkte, jedoch wesentlich für den letzteren erlassen. In Preußen
stehen sie im Allgemeinen unter der Gewerbeordnung und dem Gesetz
von 1861, ohne Hervorhebung der Wohnungsbeleuchtung. In anderen
Staaten finde ich nichts.

Gifte. Giftpolizei, namentlich Farbenpolizei s. oben.

Zündhölzer. Ein eingehender Artikel bei Tardieu, Allumettes,
nebst Literatur; eine eigene Verordnung besteht jedoch hier so wenig als
in England. Oesterreich: Verordnung vom 3. Sept. 1846 nebst
mehreren Vorschriften über explodirende Stoffe (s. Stubenrauch I.
§. 218. 219). In Preußen hat man sich auf das allgemeine Recht
des Gesetzes von 1861 beschränkt (Rönne II. 402). Bayern dagegen
hat eine neue Verordnung vom 8. April 1863, welche auch die Produk-
tion mit Arsenik, Glasschleifereien, Spiegelfabrikation und Nadelschlei-
ferei berührt, kaum mehr als die Grundlagen dieser Polizei gelegt
(Pappenheim a. a. O. S. 169). Baden: Verordnung vom 28. März
1865 über Zündhölzerfabrikation und Polizei derselben.

Die Schifffahrtspolizei glauben wir hier übergehen zu können.
Doch dürfen wir auf die französische Gesetzgebung hinweisen, welche
sich der im übrigen Europa sehr vernachlässigten Frage speziell zuge-
wendet hat. Verordnung vom 2. Juli 1853, das für jedes Schiff einen
Schiffswundarzt fordert (Tardieu, Dict. Hygiene navale mit Lite-
ratur). Das neueste und ausführlichste Werk ist B. Fossangrois,
Traite de l'hygiene navale ou de l'influence des conditions physiques
et morales dans lesquelles l'homme de mer est appelle a vivre.
Paris 1856. I.
Bd. S. 770. Die deutsche Gesetzgebung mangelt hier
ebenso, wie die deutsche Literatur.

Im Allgemeinen läßt sich nicht verkennen, daß hier Frankreich den
übrigen Ländern Europas voraus ist, und daß ihm gegenüber England
ein unfertiges Princip, und Deutschland eine unfertige Gesetzgebung hat.


1863 iſt die Grundlage: polizeiliche Unterſuchung bei der Anlage; Ver-
ordnung vom 21. April 1866: polizeilich-techniſche Unterſuchung der
Dampfkeſſel ſelbſt. Württemberg: Verfügung vom 18. Febr. 1853
(Roller a. a. O. §. 211).

Gaserzeugung. England: Gasworks Clauses Act 1847.
10, 11 Vict. 15 enthält übrigens weſentlich alle andern Rechtsverhält-
niſſe der Gasanlagen. In Frankreich hat die Ordre vom 31. Mai
1842 die Polizei der Gasbeleuchtung in den Wohnungen, und die
Ordre vom 27. Jan. 1846 die Gaserzeugungs-Anſtalten geſchieden
und geregelt. In Oeſterreich iſt das Decret vom 27. April 1845
für beide Punkte, jedoch weſentlich für den letzteren erlaſſen. In Preußen
ſtehen ſie im Allgemeinen unter der Gewerbeordnung und dem Geſetz
von 1861, ohne Hervorhebung der Wohnungsbeleuchtung. In anderen
Staaten finde ich nichts.

Gifte. Giftpolizei, namentlich Farbenpolizei ſ. oben.

Zündhölzer. Ein eingehender Artikel bei Tardieu, Allumettes,
nebſt Literatur; eine eigene Verordnung beſteht jedoch hier ſo wenig als
in England. Oeſterreich: Verordnung vom 3. Sept. 1846 nebſt
mehreren Vorſchriften über explodirende Stoffe (ſ. Stubenrauch I.
§. 218. 219). In Preußen hat man ſich auf das allgemeine Recht
des Geſetzes von 1861 beſchränkt (Rönne II. 402). Bayern dagegen
hat eine neue Verordnung vom 8. April 1863, welche auch die Produk-
tion mit Arſenik, Glasſchleifereien, Spiegelfabrikation und Nadelſchlei-
ferei berührt, kaum mehr als die Grundlagen dieſer Polizei gelegt
(Pappenheim a. a. O. S. 169). Baden: Verordnung vom 28. März
1865 über Zündhölzerfabrikation und Polizei derſelben.

Die Schifffahrtspolizei glauben wir hier übergehen zu können.
Doch dürfen wir auf die franzöſiſche Geſetzgebung hinweiſen, welche
ſich der im übrigen Europa ſehr vernachläſſigten Frage ſpeziell zuge-
wendet hat. Verordnung vom 2. Juli 1853, das für jedes Schiff einen
Schiffswundarzt fordert (Tardieu, Dict. Hygiène navale mit Lite-
ratur). Das neueſte und ausführlichſte Werk iſt B. Fossangrois,
Traité de l’hygiène navale ou de l’influence des conditions physiques
et morales dans lesquelles l’homme de mer est appellé à vivre.
Paris 1856. I.
Bd. S. 770. Die deutſche Geſetzgebung mangelt hier
ebenſo, wie die deutſche Literatur.

Im Allgemeinen läßt ſich nicht verkennen, daß hier Frankreich den
übrigen Ländern Europas voraus iſt, und daß ihm gegenüber England
ein unfertiges Princip, und Deutſchland eine unfertige Geſetzgebung hat.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0103" n="87"/>
1863 i&#x017F;t die Grundlage: polizeiliche Unter&#x017F;uchung bei der Anlage; Ver-<lb/>
ordnung vom 21. April 1866: polizeilich-techni&#x017F;che Unter&#x017F;uchung der<lb/>
Dampfke&#x017F;&#x017F;el &#x017F;elb&#x017F;t. <hi rendition="#g">Württemberg</hi>: Verfügung vom 18. Febr. 1853<lb/>
(<hi rendition="#g">Roller</hi> a. a. O. §. 211).</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Gaserzeugung. England</hi>: <hi rendition="#aq">Gasworks Clauses Act</hi> 1847.<lb/>
10, 11 <hi rendition="#aq">Vict.</hi> 15 enthält übrigens we&#x017F;entlich alle andern Rechtsverhält-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e der Gasanlagen. In <hi rendition="#g">Frankreich</hi> hat die Ordre vom 31. Mai<lb/>
1842 die Polizei der Gasbeleuchtung in den <hi rendition="#g">Wohnungen</hi>, und die<lb/>
Ordre vom 27. Jan. 1846 die <hi rendition="#g">Gaserzeugungs-An&#x017F;talten</hi> ge&#x017F;chieden<lb/>
und geregelt. In <hi rendition="#g">Oe&#x017F;terreich</hi> i&#x017F;t das Decret vom 27. April 1845<lb/>
für beide Punkte, jedoch we&#x017F;entlich für den letzteren erla&#x017F;&#x017F;en. In <hi rendition="#g">Preußen</hi><lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;ie im Allgemeinen unter der Gewerbeordnung und dem Ge&#x017F;etz<lb/>
von 1861, ohne Hervorhebung der Wohnungsbeleuchtung. In anderen<lb/>
Staaten finde ich nichts.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Gifte</hi>. Giftpolizei, namentlich Farbenpolizei &#x017F;. oben.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Zündhölzer</hi>. Ein eingehender Artikel bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Tardieu</hi>, Allumettes,</hi><lb/>
neb&#x017F;t Literatur; eine eigene Verordnung be&#x017F;teht jedoch hier &#x017F;o wenig als<lb/>
in England. <hi rendition="#g">Oe&#x017F;terreich</hi>: Verordnung vom 3. Sept. 1846 neb&#x017F;t<lb/>
mehreren Vor&#x017F;chriften über explodirende Stoffe (&#x017F;. <hi rendition="#g">Stubenrauch</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
§. 218. 219). In <hi rendition="#g">Preußen</hi> hat man &#x017F;ich auf das allgemeine Recht<lb/>
des Ge&#x017F;etzes von 1861 be&#x017F;chränkt (<hi rendition="#g">Rönne</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> 402). <hi rendition="#g">Bayern</hi> dagegen<lb/>
hat eine neue Verordnung vom 8. April 1863, welche auch die Produk-<lb/>
tion mit Ar&#x017F;enik, Glas&#x017F;chleifereien, Spiegelfabrikation und Nadel&#x017F;chlei-<lb/>
ferei berührt, kaum mehr als die Grundlagen die&#x017F;er Polizei gelegt<lb/>
(<hi rendition="#g">Pappenheim</hi> a. a. O. S. 169). <hi rendition="#g">Baden</hi>: Verordnung vom 28. März<lb/>
1865 über Zündhölzerfabrikation und Polizei der&#x017F;elben.</p><lb/>
                  <p>Die <hi rendition="#g">Schifffahrtspolizei</hi> glauben wir hier übergehen zu können.<lb/>
Doch dürfen wir auf die franzö&#x017F;i&#x017F;che Ge&#x017F;etzgebung hinwei&#x017F;en, welche<lb/>
&#x017F;ich der im übrigen Europa &#x017F;ehr vernachlä&#x017F;&#x017F;igten Frage &#x017F;peziell zuge-<lb/>
wendet hat. Verordnung vom 2. Juli 1853, das für jedes Schiff einen<lb/>
Schiffswundarzt fordert (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Tardieu</hi>, Dict. Hygiène navale</hi> mit Lite-<lb/>
ratur). Das neue&#x017F;te und ausführlich&#x017F;te Werk i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B. <hi rendition="#g">Fossangrois</hi>,<lb/>
Traité de l&#x2019;hygiène navale ou de l&#x2019;influence des conditions physiques<lb/>
et morales dans lesquelles l&#x2019;homme de mer est appellé à vivre.<lb/>
Paris 1856. I.</hi> Bd. S. 770. Die deut&#x017F;che Ge&#x017F;etzgebung mangelt hier<lb/>
eben&#x017F;o, wie die deut&#x017F;che Literatur.</p><lb/>
                  <p>Im Allgemeinen läßt &#x017F;ich nicht verkennen, daß hier Frankreich den<lb/>
übrigen Ländern Europas voraus i&#x017F;t, und daß ihm gegenüber England<lb/>
ein unfertiges Princip, und Deut&#x017F;chland eine unfertige Ge&#x017F;etzgebung hat.</p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0103] 1863 iſt die Grundlage: polizeiliche Unterſuchung bei der Anlage; Ver- ordnung vom 21. April 1866: polizeilich-techniſche Unterſuchung der Dampfkeſſel ſelbſt. Württemberg: Verfügung vom 18. Febr. 1853 (Roller a. a. O. §. 211). Gaserzeugung. England: Gasworks Clauses Act 1847. 10, 11 Vict. 15 enthält übrigens weſentlich alle andern Rechtsverhält- niſſe der Gasanlagen. In Frankreich hat die Ordre vom 31. Mai 1842 die Polizei der Gasbeleuchtung in den Wohnungen, und die Ordre vom 27. Jan. 1846 die Gaserzeugungs-Anſtalten geſchieden und geregelt. In Oeſterreich iſt das Decret vom 27. April 1845 für beide Punkte, jedoch weſentlich für den letzteren erlaſſen. In Preußen ſtehen ſie im Allgemeinen unter der Gewerbeordnung und dem Geſetz von 1861, ohne Hervorhebung der Wohnungsbeleuchtung. In anderen Staaten finde ich nichts. Gifte. Giftpolizei, namentlich Farbenpolizei ſ. oben. Zündhölzer. Ein eingehender Artikel bei Tardieu, Allumettes, nebſt Literatur; eine eigene Verordnung beſteht jedoch hier ſo wenig als in England. Oeſterreich: Verordnung vom 3. Sept. 1846 nebſt mehreren Vorſchriften über explodirende Stoffe (ſ. Stubenrauch I. §. 218. 219). In Preußen hat man ſich auf das allgemeine Recht des Geſetzes von 1861 beſchränkt (Rönne II. 402). Bayern dagegen hat eine neue Verordnung vom 8. April 1863, welche auch die Produk- tion mit Arſenik, Glasſchleifereien, Spiegelfabrikation und Nadelſchlei- ferei berührt, kaum mehr als die Grundlagen dieſer Polizei gelegt (Pappenheim a. a. O. S. 169). Baden: Verordnung vom 28. März 1865 über Zündhölzerfabrikation und Polizei derſelben. Die Schifffahrtspolizei glauben wir hier übergehen zu können. Doch dürfen wir auf die franzöſiſche Geſetzgebung hinweiſen, welche ſich der im übrigen Europa ſehr vernachläſſigten Frage ſpeziell zuge- wendet hat. Verordnung vom 2. Juli 1853, das für jedes Schiff einen Schiffswundarzt fordert (Tardieu, Dict. Hygiène navale mit Lite- ratur). Das neueſte und ausführlichſte Werk iſt B. Fossangrois, Traité de l’hygiène navale ou de l’influence des conditions physiques et morales dans lesquelles l’homme de mer est appellé à vivre. Paris 1856. I. Bd. S. 770. Die deutſche Geſetzgebung mangelt hier ebenſo, wie die deutſche Literatur. Im Allgemeinen läßt ſich nicht verkennen, daß hier Frankreich den übrigen Ländern Europas voraus iſt, und daß ihm gegenüber England ein unfertiges Princip, und Deutſchland eine unfertige Geſetzgebung hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/103
Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/103>, abgerufen am 24.11.2024.