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Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870.

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Identität durch zwei Zeugen vor dem Maire (Code Pen. art. 155 und Gesetz
vom 5. Mai 1855) -- das unfreieste Paßwesen Europas! Ueber die "feuilles
de route"
s. Schubwesen; Livrets (Laferriere, Droit administr. I. Ch. II.);
Batbie, Droit publ. et administr. II. p. 347 ff.

Deutschland. Charakter: durchgreifender Unterschied des Paßwesens
und Fremdenwesens; jenes fällt dann ins Völkerrecht. Justi 11. Buch 43.
Mohl, Präventivjustiz §. 11, nebst Literatur und Beziehung auf das ältere
Recht. -- Preußen; erste freiere Bewegung durch Paßedikt vom 22. Juni 1817
(Rönne und Simon, Polizeiwesen der preußischen Monarchie I. S. 291;
Rönne, Staatsrecht II. S. 333); nach innen zum Theil Freiheit, nach außen
Strenge. Darnach die übrigen deutschen Staaten: Bayern (Verordnung vom
17. Januar 1837; Pözl, §. 80. 81). Strafe bei Unterlassung der ortspolizei-
lichen Fremdenanzeigen, bei Mangel an Wanderpässen etc. (Polizeistrafgesetzbuch
von 1861 Art. 78--86). -- Württemberg (Generalverordnung vom 11.
September 1807; Mohl, württembergisches Verwaltungsrecht §. 185). --
Sachsen. (Regulativ vom 27. Januar 1818; Funke, Polizeigesetz II. Bd.
III. Abschn.) -- Oesterreich (Verordnung vom 9. Februar 1857 und Frei-
heit (Verordnung vom 9. November 1865). Stubenrauch, Verwaltungs-
gesetzkunde I. S. 177. -- Mecklenburg (Verordnung vom 9. November und
22. December 1863). -- Lübeck: Aufhebung des Paßzwanges (Verordnung
vom 11. April 1864).

Entwicklung des gemeinsamen Paßwesens für die deutschen Staaten.
Anfänge seit 1841. Entstehung des Paßkartensystems (Vertrag vom 21.
Oktober 1850). Nachträge vom 7. Juli 1853. Sehr verständige Paßconvention
zwischen Hannover und fast allen deutschen Staaten vom Jahre 1865. Ver-
träge seit dem 7. Februar 1865 mit geringen Einführungsmodalitäten in den
einzelnen Staaten.

Das Meldungswesen hat einen ganz localen Charakter behalten, und
ist so verschieden, daß eine allgemeine Darstellung nicht thunlich scheint. -- Im
Ganzen Stein, Innere Verwaltungslehre S. 245--272.

C. Die Bevölkerungspolitik.
I. Das öffentliche Eherecht.

Das Verhältniß der Verwaltung zu der an sich freien Ehe beruht
darauf, daß die Ehe in gesellschaftlicher, volkswirthschaftlicher und end-
lich rein populationistischer Hinsicht auf die Bevölkerung im Allgemeinen
und die Rechte und Pflichten Einzelner von entscheidendem Einflusse
wird. Die Verwaltung, um diesen Einfluß nach den Bedürfnissen des
allgemeinen Wohles zu gestalten, hat daher in den verschiedenen Zeiten
gewisse Bestimmungen über Eingehung und Folgen der Ehen getroffen,
welche das öffentliche Eherecht bilden. Die Principien dieses
öffentlichen Eherechts erscheinen durch die socialen Zustände der Zeit
bestimmt, für die sie aufgestellt werden.

Identität durch zwei Zeugen vor dem Maire (Code Pén. art. 155 und Geſetz
vom 5. Mai 1855) — das unfreieſte Paßweſen Europas! Ueber die „feuilles
de route“
ſ. Schubweſen; Livrets (Laferrière, Droit administr. I. Ch. II.);
Batbie, Droit publ. et administr. II. p. 347 ff.

Deutſchland. Charakter: durchgreifender Unterſchied des Paßweſens
und Fremdenweſens; jenes fällt dann ins Völkerrecht. Juſti 11. Buch 43.
Mohl, Präventivjuſtiz §. 11, nebſt Literatur und Beziehung auf das ältere
Recht. — Preußen; erſte freiere Bewegung durch Paßedikt vom 22. Juni 1817
(Rönne und Simon, Polizeiweſen der preußiſchen Monarchie I. S. 291;
Rönne, Staatsrecht II. S. 333); nach innen zum Theil Freiheit, nach außen
Strenge. Darnach die übrigen deutſchen Staaten: Bayern (Verordnung vom
17. Januar 1837; Pözl, §. 80. 81). Strafe bei Unterlaſſung der ortspolizei-
lichen Fremdenanzeigen, bei Mangel an Wanderpäſſen ꝛc. (Polizeiſtrafgeſetzbuch
von 1861 Art. 78—86). — Württemberg (Generalverordnung vom 11.
September 1807; Mohl, württembergiſches Verwaltungsrecht §. 185). —
Sachſen. (Regulativ vom 27. Januar 1818; Funke, Polizeigeſetz II. Bd.
III. Abſchn.) — Oeſterreich (Verordnung vom 9. Februar 1857 und Frei-
heit (Verordnung vom 9. November 1865). Stubenrauch, Verwaltungs-
geſetzkunde I. S. 177. — Mecklenburg (Verordnung vom 9. November und
22. December 1863). — Lübeck: Aufhebung des Paßzwanges (Verordnung
vom 11. April 1864).

Entwicklung des gemeinſamen Paßweſens für die deutſchen Staaten.
Anfänge ſeit 1841. Entſtehung des Paßkartenſyſtems (Vertrag vom 21.
Oktober 1850). Nachträge vom 7. Juli 1853. Sehr verſtändige Paßconvention
zwiſchen Hannover und faſt allen deutſchen Staaten vom Jahre 1865. Ver-
träge ſeit dem 7. Februar 1865 mit geringen Einführungsmodalitäten in den
einzelnen Staaten.

Das Meldungsweſen hat einen ganz localen Charakter behalten, und
iſt ſo verſchieden, daß eine allgemeine Darſtellung nicht thunlich ſcheint. — Im
Ganzen Stein, Innere Verwaltungslehre S. 245—272.

C. Die Bevölkerungspolitik.
I. Das öffentliche Eherecht.

Das Verhältniß der Verwaltung zu der an ſich freien Ehe beruht
darauf, daß die Ehe in geſellſchaftlicher, volkswirthſchaftlicher und end-
lich rein populationiſtiſcher Hinſicht auf die Bevölkerung im Allgemeinen
und die Rechte und Pflichten Einzelner von entſcheidendem Einfluſſe
wird. Die Verwaltung, um dieſen Einfluß nach den Bedürfniſſen des
allgemeinen Wohles zu geſtalten, hat daher in den verſchiedenen Zeiten
gewiſſe Beſtimmungen über Eingehung und Folgen der Ehen getroffen,
welche das öffentliche Eherecht bilden. Die Principien dieſes
öffentlichen Eherechts erſcheinen durch die ſocialen Zuſtände der Zeit
beſtimmt, für die ſie aufgeſtellt werden.

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[73/0097] Identität durch zwei Zeugen vor dem Maire (Code Pén. art. 155 und Geſetz vom 5. Mai 1855) — das unfreieſte Paßweſen Europas! Ueber die „feuilles de route“ ſ. Schubweſen; Livrets (Laferrière, Droit administr. I. Ch. II.); Batbie, Droit publ. et administr. II. p. 347 ff. Deutſchland. Charakter: durchgreifender Unterſchied des Paßweſens und Fremdenweſens; jenes fällt dann ins Völkerrecht. Juſti 11. Buch 43. Mohl, Präventivjuſtiz §. 11, nebſt Literatur und Beziehung auf das ältere Recht. — Preußen; erſte freiere Bewegung durch Paßedikt vom 22. Juni 1817 (Rönne und Simon, Polizeiweſen der preußiſchen Monarchie I. S. 291; Rönne, Staatsrecht II. S. 333); nach innen zum Theil Freiheit, nach außen Strenge. Darnach die übrigen deutſchen Staaten: Bayern (Verordnung vom 17. Januar 1837; Pözl, §. 80. 81). Strafe bei Unterlaſſung der ortspolizei- lichen Fremdenanzeigen, bei Mangel an Wanderpäſſen ꝛc. (Polizeiſtrafgeſetzbuch von 1861 Art. 78—86). — Württemberg (Generalverordnung vom 11. September 1807; Mohl, württembergiſches Verwaltungsrecht §. 185). — Sachſen. (Regulativ vom 27. Januar 1818; Funke, Polizeigeſetz II. Bd. III. Abſchn.) — Oeſterreich (Verordnung vom 9. Februar 1857 und Frei- heit (Verordnung vom 9. November 1865). Stubenrauch, Verwaltungs- geſetzkunde I. S. 177. — Mecklenburg (Verordnung vom 9. November und 22. December 1863). — Lübeck: Aufhebung des Paßzwanges (Verordnung vom 11. April 1864). Entwicklung des gemeinſamen Paßweſens für die deutſchen Staaten. Anfänge ſeit 1841. Entſtehung des Paßkartenſyſtems (Vertrag vom 21. Oktober 1850). Nachträge vom 7. Juli 1853. Sehr verſtändige Paßconvention zwiſchen Hannover und faſt allen deutſchen Staaten vom Jahre 1865. Ver- träge ſeit dem 7. Februar 1865 mit geringen Einführungsmodalitäten in den einzelnen Staaten. Das Meldungsweſen hat einen ganz localen Charakter behalten, und iſt ſo verſchieden, daß eine allgemeine Darſtellung nicht thunlich ſcheint. — Im Ganzen Stein, Innere Verwaltungslehre S. 245—272. C. Die Bevölkerungspolitik. I. Das öffentliche Eherecht. Das Verhältniß der Verwaltung zu der an ſich freien Ehe beruht darauf, daß die Ehe in geſellſchaftlicher, volkswirthſchaftlicher und end- lich rein populationiſtiſcher Hinſicht auf die Bevölkerung im Allgemeinen und die Rechte und Pflichten Einzelner von entſcheidendem Einfluſſe wird. Die Verwaltung, um dieſen Einfluß nach den Bedürfniſſen des allgemeinen Wohles zu geſtalten, hat daher in den verſchiedenen Zeiten gewiſſe Beſtimmungen über Eingehung und Folgen der Ehen getroffen, welche das öffentliche Eherecht bilden. Die Principien dieſes öffentlichen Eherechts erſcheinen durch die ſocialen Zuſtände der Zeit beſtimmt, für die ſie aufgeſtellt werden.

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_handbuch_1870/97>, abgerufen am 19.11.2024.