Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870.
v. Caisses depargnes. Grundgedanke: der Staat übernimmt und verwaltet II. Das gesellschaftliche Versicherungswesen. (Prevoyance mutuelle, Friendly societies.) Während das Wesen der Sparkassen darin besteht, durch An- Stein, Handbuch der Verwaltungslehre. 29
v. Caisses dépargnes. Grundgedanke: der Staat übernimmt und verwaltet II. Das geſellſchaftliche Verſicherungsweſen. (Prévoyance mutuelle, Friendly societies.) Während das Weſen der Sparkaſſen darin beſteht, durch An- Stein, Handbuch der Verwaltungslehre. 29
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v. Caisses dépargnes. Grundgedanke: der Staat übernimmt und verwaltet
ausſchließlich das Capital, jede verfügbare Summe muß in vierundzwanzig
Stunden der Caisse des dépots übergeben werden. Dagegen ſoll jede Ge-
meinde eine Sparkaſſe haben; Vorſtand iſt wieder der Maire; die Verwaltung
wird auf drei Jahre gewählt; Inſpektion durch die Finanzbehörden; ſtrenge
Ordnung der comptabilité; keine Succurſalen; Zurückzahlung, ſo viel mög-
lich erſt gegen ſchriftliches Erſuchen; Einlagen, Minimum 1 Frank, Maxi-
mum wöchentlich 300 Franken, abſolutes 1000 Franken; was darüber geht,
wird in Renten angelegt. Jede Sparkaſſe hat ihr Statut, das ſpeciell ge-
nehmigt wird. Juriſtiſche Literatur bei Block a. a. O. — Das deutſche Syſtem
iſt ein weſentlich anderes. Grundſatz: die Sparkaſſe geht von Gemeinde oder
Verein aus, und iſt in ihrer Verwaltung frei; daher im Anfange gänzliche Ueber-
laſſung an die Selbſtthätigkeit beider. Die wachſende Bedeutung derſelben ver-
anlaßt dann den Staat, gewiſſe allgemein gültige Grundſätze geſetzlich feſtzu-
ſtellen. Geſichtspunkt dafür: „die Errichtung von Sparkaſſen ſind vorzüglich
Vereinen von Menſchenfreunden überlaſſen;“ Gemeinden nur dann, wenn
dieſelben durch Stimmeneinheit die Haftung übernehmen. — Oeſterreich: Regu-
lativ vom 26. Sept. 1846 (vergl. Stubenrauch II. 344). Ueberſchuß zu
wohlthätigen Zwecken; die Verwendung der angelegten Summe iſt weſent-
lich der Sparkaſſenverwaltung ſelbſt überlaſſen; hauptſächlich Anlage in
Hypothek; daneben Vorſchüſſe auf Staatspapiere und dann erſt Geldgeſchäfte.
Pflicht zur öffentlichen Rechnungsablage; natürlich Genehmigung der Sta-
tuten. Auf ganz gleicher Grundlage das preußiſche Sparkaſſenweſen; Haupt-
regulativ vom 12. Dec. 1838; Errichtung durch Vereine oder Gemeinden;
Verwaltung nach den Grundſätzen des Vereins- und Gemeinderechts, und
Verordnung vom 24. Aug. 1847 über Verwendung der Ueberſchüſſe. Daneben
iſt es als Aufgabe der Regierung anerkannt, das Sparkaſſenweſen zu fördern
(Erlaß vom 27. April 1850), namentlich auf dem Lande; zu dem Ende Errich-
tung der Hülfskaſſen, wie ſie zum Theil auch in Süddeutſchland beſtehen,
ohne recht klare Aufgabe; ſeit 1854 als eine Art von öffentlichen Vorſchuß-
kaſſen ausgebreitet; älteſte in Weſtphalen ſeit 1851 (vergl. Rönne, Staats-
recht VI. 339). Etwas Aehnliches ſind die Waiſenkaſſen Oeſterreichs mit
ſehr eingehender Geſetzgebung in engſter Verbindung mit dem Depoſiten- und
Grundbuchsweſen; Hauptgeſetz: Verordnung vom 16. Nov. 1850 und Erlaß vom
11. Dec. 1850. Eine ſehr unbeſtimmte Oberaufſicht durch die Regierung. Dieſen
Grundlagen entſpricht das ganze Sparkaſſenweſen Deutſchlands; ſ. die Literatur
deſſelben zuerſt bei Malchus, die Sparkaſſen in Europa 1838 (weſentlich
ſtatiſtiſch; dann Gerando III. 171 ff.; Statiſtik bis 222; Schmid, das Spar-
kaſſenweſen I. Oeſterreich und Preußen 1863; Rau, Volkswirthſchaftspflege II. 365.
II. Das geſellſchaftliche Verſicherungsweſen.
(Prévoyance mutuelle, Friendly societies.)
Während das Weſen der Sparkaſſen darin beſteht, durch An-
ſammlung ein kleines freies Capital zu bilden, beſteht das Weſen der
Stein, Handbuch der Verwaltungslehre. 29
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