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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der andächtige Christ erweget das

WAnn eine gläubige Seele das Geheimniß
der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige
Betrachtung ziehen, so muß sie es machen, wie
einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen
haben und sich dessen bedienen wil. Schauet er
mit unverwandten Augen in die Sonne hinein,
so blendet er sich, er siehet lauter Finsterniß, ja
nichts: Hält er aber die Augen niedergeschlagen,
gebrauchet sich also der Sonnen Licht und
Glantzes, so siehet er viel, ja er siehet alles, was
er sehen sol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei-
nigkeit ist 1) ein der Vernunfft unbegreifliches
Geheimniß, sie kan das nicht begreiffen, ein We-
sen und drey Personen. Dahero viele an dieser
Glaubens-Lehre sich haben gestossen, und mit
den Juden biß auf diesen Tag noch judenzen.
Unterdessen bleibet es doch 2) ein in der heiligen
Schrifft uns deutlich beschriebenes Geheimniß,
davon reden die herrlichsten Sprüche altes und
neues Testaments. Am Jordan, da Christus
getaufft wurde, waren drey Personnn zu
schauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei-
genschafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns
auch deutlich beschrieben vor Augen. Diesem
Worte des Lebens glaubet ein andächtiger Christ,
biß er dereinsten in dem ewigen Leben zum
Schauen gelangen wird. Unterdessen 3) betet er
den dreymahl heiligen GOTT mit Hertzens-
Demuth an. Er preiset seinen Schöpffer für

alle
Der andaͤchtige Chriſt erweget das

WAnn eine glaͤubige Seele das Geheimniß
der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige
Betrachtung ziehen, ſo muß ſie es machen, wie
einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen
haben und ſich deſſen bedienen wil. Schauet er
mit unverwandten Augen in die Sonne hinein,
ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja
nichts: Haͤlt er aber die Augen niedergeſchlagen,
gebrauchet ſich alſo der Sonnen Licht und
Glantzes, ſo ſiehet er viel, ja er ſiehet alles, was
er ſehen ſol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei-
nigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches
Geheimniß, ſie kan das nicht begreiffen, ein We-
ſen und drey Perſonen. Dahero viele an dieſer
Glaubens-Lehre ſich haben geſtoſſen, und mit
den Juden biß auf dieſen Tag noch judenzen.
Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen
Schrifft uns deutlich beſchriebenes Geheimniß,
davon reden die herrlichſten Spruͤche altes und
neues Teſtaments. Am Jordan, da Chriſtus
getaufft wurde, waren drey Perſonnn zu
ſchauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei-
genſchafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns
auch deutlich beſchrieben vor Augen. Dieſem
Worte des Lebens glaubet ein andaͤchtiger Chriſt,
biß er dereinſten in dem ewigen Leben zum
Schauen gelangen wird. Unterdeſſen 3) betet er
den dreymahl heiligen GOTT mit Hertzens-
Demuth an. Er preiſet ſeinen Schoͤpffer fuͤr

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[732/0762] Der andaͤchtige Chriſt erweget das WAnn eine glaͤubige Seele das Geheimniß der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen, ſo muß ſie es machen, wie einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen haben und ſich deſſen bedienen wil. Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hinein, ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja nichts: Haͤlt er aber die Augen niedergeſchlagen, gebrauchet ſich alſo der Sonnen Licht und Glantzes, ſo ſiehet er viel, ja er ſiehet alles, was er ſehen ſol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei- nigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Geheimniß, ſie kan das nicht begreiffen, ein We- ſen und drey Perſonen. Dahero viele an dieſer Glaubens-Lehre ſich haben geſtoſſen, und mit den Juden biß auf dieſen Tag noch judenzen. Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen Schrifft uns deutlich beſchriebenes Geheimniß, davon reden die herrlichſten Spruͤche altes und neues Teſtaments. Am Jordan, da Chriſtus getaufft wurde, waren drey Perſonnn zu ſchauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei- genſchafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns auch deutlich beſchrieben vor Augen. Dieſem Worte des Lebens glaubet ein andaͤchtiger Chriſt, biß er dereinſten in dem ewigen Leben zum Schauen gelangen wird. Unterdeſſen 3) betet er den dreymahl heiligen GOTT mit Hertzens- Demuth an. Er preiſet ſeinen Schoͤpffer fuͤr alle

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/762>, abgerufen am 22.11.2024.