Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Krancke betrachtet sein Grab
Gebet.

GNädiger und barmhertziger Gott!
siehe, ich bin bereit, nach deinem
heiligen Willen zu leben und zu ster-
ben, ich fürchte mich nicht vor dem
Tode, weil ich weiß, daß er mich wird
nach viel Trübsal und Leiden zur Ruhe
bringen. Denn nach dem Abschied
aus diesem Leben Muß mich all mein
Leiden, Trübsal, Creutz und Unruhe
verlassen; ich gelange zur Ruhe, zur
Freude, ich werde ergetzet, erquicket,
erfreuet, nachdem ich in der Welt so
viele elende Stunden und traurige
Nächte gehabt. Vor dem Grabe fürch-
te ich mich auch nicht, denn siehe, es
wird seyn meine Schlaff-Kammer;
mein Elend, Kranckheit und Leiden
kommt nicht mit mir ins Grab, das
muß draussen bleiben. O stiller Ort,
o angenehme Ruhestätte! wann wer-
den meine matte Glieder und mein
schwacher Leib in deinen Schooß ge-

leget
Der Krancke betrachtet ſein Grab
Gebet.

GNaͤdiger und barmhertziger Gott!
ſiehe, ich bin bereit, nach deinem
heiligen Willen zu leben und zu ſter-
ben, ich fuͤrchte mich nicht vor dem
Tode, weil ich weiß, daß er mich wird
nach viel Truͤbſal und Leiden zur Ruhe
bringen. Denn nach dem Abſchied
aus dieſem Leben Muß mich all mein
Leiden, Truͤbſal, Creutz und Unruhe
verlaſſen; ich gelange zur Ruhe, zur
Freude, ich werde ergetzet, erquicket,
erfreuet, nachdem ich in der Welt ſo
viele elende Stunden und traurige
Naͤchte gehabt. Vor dem Grabe fuͤrch-
te ich mich auch nicht, denn ſiehe, es
wird ſeyn meine Schlaff-Kammer;
mein Elend, Kranckheit und Leiden
kommt nicht mit mir ins Grab, das
muß drauſſen bleiben. O ſtiller Ort,
o angenehme Ruheſtaͤtte! wann wer-
den meine matte Glieder und mein
ſchwacher Leib in deinen Schooß ge-

leget
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0536" n="508"/>
          <fw place="top" type="header">Der Krancke betrachtet &#x017F;ein Grab</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>Na&#x0364;diger und barmhertziger Gott!<lb/>
&#x017F;iehe, ich bin bereit, nach deinem<lb/>
heiligen Willen zu leben und zu &#x017F;ter-<lb/>
ben, ich fu&#x0364;rchte mich nicht vor dem<lb/>
Tode, weil ich weiß, daß er mich wird<lb/>
nach viel Tru&#x0364;b&#x017F;al und Leiden zur Ruhe<lb/>
bringen. Denn nach dem Ab&#x017F;chied<lb/>
aus die&#x017F;em Leben Muß mich all mein<lb/>
Leiden, Tru&#x0364;b&#x017F;al, Creutz und Unruhe<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en; ich gelange zur Ruhe, zur<lb/>
Freude, ich werde ergetzet, erquicket,<lb/>
erfreuet, nachdem ich in der Welt &#x017F;o<lb/>
viele elende Stunden und traurige<lb/>
Na&#x0364;chte gehabt. Vor dem Grabe fu&#x0364;rch-<lb/>
te ich mich auch nicht, denn &#x017F;iehe, es<lb/>
wird &#x017F;eyn meine Schlaff-Kammer;<lb/>
mein Elend, Kranckheit und Leiden<lb/>
kommt nicht mit mir ins Grab, das<lb/>
muß drau&#x017F;&#x017F;en bleiben. O &#x017F;tiller Ort,<lb/>
o angenehme Ruhe&#x017F;ta&#x0364;tte! wann wer-<lb/>
den meine matte Glieder und mein<lb/>
&#x017F;chwacher Leib in deinen Schooß ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leget</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0536] Der Krancke betrachtet ſein Grab Gebet. GNaͤdiger und barmhertziger Gott! ſiehe, ich bin bereit, nach deinem heiligen Willen zu leben und zu ſter- ben, ich fuͤrchte mich nicht vor dem Tode, weil ich weiß, daß er mich wird nach viel Truͤbſal und Leiden zur Ruhe bringen. Denn nach dem Abſchied aus dieſem Leben Muß mich all mein Leiden, Truͤbſal, Creutz und Unruhe verlaſſen; ich gelange zur Ruhe, zur Freude, ich werde ergetzet, erquicket, erfreuet, nachdem ich in der Welt ſo viele elende Stunden und traurige Naͤchte gehabt. Vor dem Grabe fuͤrch- te ich mich auch nicht, denn ſiehe, es wird ſeyn meine Schlaff-Kammer; mein Elend, Kranckheit und Leiden kommt nicht mit mir ins Grab, das muß drauſſen bleiben. O ſtiller Ort, o angenehme Ruheſtaͤtte! wann wer- den meine matte Glieder und mein ſchwacher Leib in deinen Schooß ge- leget

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/536
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/536>, abgerufen am 22.07.2024.