Joh. XI, 4. Die Kranckheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre GOttes, daß der Sohn GOt- tes dadurch geehret werde.
DAß Kranckheiten grossen Nutzen bringen, wil der natürliche Mensch nicht glauben, denn nicht allein spricht er, es wird der Leib abgemat- tet, schwach gemacht, und kommt in Todes-Ge- fahr, sondern die Kräffte werden auch geschwä- chet, ohne andere Beschwernisse und Unkosten, so mit der Kranckheit verknüpffet sind. Allein dem allen ungeachtet, bringet die Kranckheit Nutzen, bißweilen dem Leibe selbst, indem die Unreinig- keiten der Natur verzehret, und auch die Gesund- heit hernach desto dauerhaffter wird. Sonderlich aber bringet Kranckheit der Seelen einen herrli- chen Nutzen: denn 1) dadurch holet GOtt manchen Menschen herum von seinen Sünden- Wegen; wie gehet mancher frecher Sünder da- hin in seiner Frechheit, achtet weder GOtt noch sein Wort, häuffet Sünden mit Sünden, solchen aber reisset GOtt gleichsam mit Gewalt zurück durch eine Kranckheit, Schmertzen und Leiden, daß er nüchtern werde aus des Satans Stricken. 2) Es bringet aber auch Kranckheit denen From- men Nutzen, denn sie lernen daraus erkennen
GOt-
Der Krancke erkennet
Der Krancke erkennet den Nutzen der Kranckheit.
Aufmunterung.
Joh. XI, 4. Die Kranckheit iſt nicht zum Tode, ſondern zur Ehre GOttes, daß der Sohn GOt- tes dadurch geehret werde.
DAß Kranckheiten groſſen Nutzen bringen, wil der natuͤrliche Menſch nicht glauben, denn nicht allein ſpricht er, es wird der Leib abgemat- tet, ſchwach gemacht, und kommt in Todes-Ge- fahr, ſondern die Kraͤffte werden auch geſchwaͤ- chet, ohne andere Beſchwerniſſe und Unkoſten, ſo mit der Kranckheit verknuͤpffet ſind. Allein dem allen ungeachtet, bringet die Kranckheit Nutzen, bißweilen dem Leibe ſelbſt, indem die Unreinig- keiten der Natur verzehret, und auch die Geſund- heit hernach deſto dauerhaffter wird. Sonderlich aber bringet Kranckheit der Seelen einen herrli- chen Nutzen: denn 1) dadurch holet GOtt manchen Menſchen herum von ſeinen Suͤnden- Wegen; wie gehet mancher frecher Suͤnder da- hin in ſeiner Frechheit, achtet weder GOtt noch ſein Wort, haͤuffet Suͤnden mit Suͤnden, ſolchen aber reiſſet GOtt gleichſam mit Gewalt zuruͤck durch eine Kranckheit, Schmertzen und Leiden, daß er nuͤchtern werde aus des Satans Stricken. 2) Es bringet aber auch Kranckheit denen From- men Nutzen, denn ſie lernen daraus erkennen
GOt-
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Der Krancke erkennet
Der Krancke erkennet den Nutzen der
Kranckheit.
Aufmunterung.
Joh. XI, 4.
Die Kranckheit iſt nicht zum Tode, ſondern
zur Ehre GOttes, daß der Sohn GOt-
tes dadurch geehret werde.
DAß Kranckheiten groſſen Nutzen bringen, wil
der natuͤrliche Menſch nicht glauben, denn
nicht allein ſpricht er, es wird der Leib abgemat-
tet, ſchwach gemacht, und kommt in Todes-Ge-
fahr, ſondern die Kraͤffte werden auch geſchwaͤ-
chet, ohne andere Beſchwerniſſe und Unkoſten, ſo
mit der Kranckheit verknuͤpffet ſind. Allein dem
allen ungeachtet, bringet die Kranckheit Nutzen,
bißweilen dem Leibe ſelbſt, indem die Unreinig-
keiten der Natur verzehret, und auch die Geſund-
heit hernach deſto dauerhaffter wird. Sonderlich
aber bringet Kranckheit der Seelen einen herrli-
chen Nutzen: denn 1) dadurch holet GOtt
manchen Menſchen herum von ſeinen Suͤnden-
Wegen; wie gehet mancher frecher Suͤnder da-
hin in ſeiner Frechheit, achtet weder GOtt noch
ſein Wort, haͤuffet Suͤnden mit Suͤnden, ſolchen
aber reiſſet GOtt gleichſam mit Gewalt zuruͤck
durch eine Kranckheit, Schmertzen und Leiden,
daß er nuͤchtern werde aus des Satans Stricken.
2) Es bringet aber auch Kranckheit denen From-
men Nutzen, denn ſie lernen daraus erkennen
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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