Der Krancke ergiebt sich dem Willen GOttes zu leben und zu sterben.
Aufmunterung.
Matth. XXVI, 39. Und JEsus gieng ein wenig hin, fiel nieder auf sein Angesicht, betet und sprach: Mein Vater! ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du wilt.
GOttes Wille ist allezeit der beste, solches pfle- gen wir wohl zu sagen, aber wenn man sich GOttes Willen einig und allein unterwerffen soll, und das sich lassen gefallen, was unserm Willen zuwider ist, da empfindet man offt einen grossen Widerstand. Ein Krancker demnach, welchen GOTT auf sein Krancken-Bett niedergeleget hat, soll 1) bedencken, daß es also GOttes Wil- len sey, daß er in solchem Zustande sich befinde, darum soll er sich hüten vor Ungedult, denn sonsten würde er anzeigen, daß er mit GOttes Willen nicht zufrieden sey. Er soll 2) aufsehen auf das Exem- pel JEsu Christi, der in den grösten Leiden und Schmertzen, die ihm den blutigen Schweiß aus- trieben, doch sprach: Vater, nicht mein, sondern dein Will geschehe. Solche Gelassenheit und Er- gebung in den Willen GOttes gefället GOtt wohl, und ist ein Zeichen der Kinder GOttes. Ja 3) wenn man beständig GOttes Willen wi-
der-
Der Krancke ergiebt ſich dem Willen
Der Krancke ergiebt ſich dem Willen GOttes zu leben und zu ſterben.
Aufmunterung.
Matth. XXVI, 39. Und JEſus gieng ein wenig hin, fiel nieder auf ſein Angeſicht, betet und ſprach: Mein Vater! iſts moͤglich, ſo gehe dieſer Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, ſondern wie du wilt.
GOttes Wille iſt allezeit der beſte, ſolches pfle- gen wir wohl zu ſagen, aber wenn man ſich GOttes Willen einig und allein unterwerffen ſoll, und das ſich laſſen gefallen, was unſerm Willen zuwider iſt, da empfindet man offt einen groſſen Widerſtand. Ein Krancker demnach, welchen GOTT auf ſein Krancken-Bett niedergeleget hat, ſoll 1) bedencken, daß es alſo GOttes Wil- len ſey, daß er in ſolchem Zuſtande ſich befinde, darum ſoll er ſich huͤten vor Ungedult, denn ſonſten wuͤrde er anzeigen, daß er mit GOttes Willen nicht zufꝛieden ſey. Er ſoll 2) aufſehen auf das Exem- pel JEſu Chriſti, der in den groͤſten Leiden und Schmertzen, die ihm den blutigen Schweiß aus- trieben, doch ſprach: Vater, nicht mein, ſondern dein Will geſchehe. Solche Gelaſſenheit und Er- gebung in den Willen GOttes gefaͤllet GOtt wohl, und iſt ein Zeichen der Kinder GOttes. Ja 3) wenn man beſtaͤndig GOttes Willen wi-
der-
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Der Krancke ergiebt ſich dem Willen
Der Krancke ergiebt ſich dem Willen
GOttes zu leben und zu ſterben.
Aufmunterung.
Matth. XXVI, 39.
Und JEſus gieng ein wenig hin, fiel nieder
auf ſein Angeſicht, betet und ſprach:
Mein Vater! iſts moͤglich, ſo gehe dieſer
Kelch von mir; doch nicht, wie ich will,
ſondern wie du wilt.
GOttes Wille iſt allezeit der beſte, ſolches pfle-
gen wir wohl zu ſagen, aber wenn man ſich
GOttes Willen einig und allein unterwerffen ſoll,
und das ſich laſſen gefallen, was unſerm Willen
zuwider iſt, da empfindet man offt einen groſſen
Widerſtand. Ein Krancker demnach, welchen
GOTT auf ſein Krancken-Bett niedergeleget
hat, ſoll 1) bedencken, daß es alſo GOttes Wil-
len ſey, daß er in ſolchem Zuſtande ſich befinde,
darum ſoll er ſich huͤten vor Ungedult, denn ſonſten
wuͤrde er anzeigen, daß er mit GOttes Willen
nicht zufꝛieden ſey. Er ſoll 2) aufſehen auf das Exem-
pel JEſu Chriſti, der in den groͤſten Leiden und
Schmertzen, die ihm den blutigen Schweiß aus-
trieben, doch ſprach: Vater, nicht mein, ſondern
dein Will geſchehe. Solche Gelaſſenheit und Er-
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wohl, und iſt ein Zeichen der Kinder GOttes.
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/440>, abgerufen am 24.11.2024.
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