In der Zeit meiner Noth suche ich den HErrn, meine Hand ist des Nachts aus- gereckt, und läßt nicht ab, denn meine Seele will sich nicht trösten lassen. Wenn ich betrübt bin, so dencke ich an GOTT, wenn mein Hertz in Aengsten ist, so rede ich.
WEnn der Mensch die tausendfältige Zufälle erweget, welche ihm so wohl bey Tag, als auch des Nachts, begegnen können, so sol er ja wohl niemahls aufstehen oder schlaffen gehen, er habe sich denn sammt Leib und Seel dem mächtigen Schutz des gnädigen GOttes befohlen. Sonder- lich sol das thun ein Krancker. Hat ihm GOtt auf seinem Krancken-Bette einen Tag herum ge- holffen, so sol er 1) GOtt vor seinen gnädigen Beystand dancken; hat GOTT die Artzney ge- segnet, hat er das Ungemach den Tag über leidlich gemacht, so sol er Ihn davor hertzlich preisen, dabey sol er auch um Verzeihung bitten, wenn er mit Murren und Ungedult sich an GOtt ver- sündiget hat. Kommt nun die Nacht herbey, davor sich Krancke sonderlich zu fürchten pflegen, so sol er 2) wiederum mit Geber sich zu GOtt nahen, und ihn anflehen, er wolle alles Unglück, gefährliche Zufälle und Schmertzen in Gnaden von ihm abwenden. Hat er sich also mit Leib und Seel GOtt befohlen, so zweiffele er nicht, 3) der Dreyeinige GOtt werde auch des Nachts sein Licht und Lebens-Krafft seyn, er werde an sei-
nem
Abend-Gebet
In der Zeit meiner Noth ſuche ich den HErrn, meine Hand iſt des Nachts aus- gereckt, und laͤßt nicht ab, denn meine Seele will ſich nicht troͤſten laſſen. Wenn ich betruͤbt bin, ſo dencke ich an GOTT, wenn mein Hertz in Aengſten iſt, ſo rede ich.
WEnn der Menſch die tauſendfaͤltige Zufaͤlle erweget, welche ihm ſo wohl bey Tag, als auch des Nachts, begegnen koͤnnen, ſo ſol er ja wohl niemahls aufſtehen oder ſchlaffen gehen, er habe ſich denn ſammt Leib und Seel dem maͤchtigen Schutz des gnaͤdigen GOttes befohlen. Sonder- lich ſol das thun ein Krancker. Hat ihm GOtt auf ſeinem Krancken-Bette einen Tag herum ge- holffen, ſo ſol er 1) GOtt vor ſeinen gnaͤdigen Beyſtand dancken; hat GOTT die Artzney ge- ſegnet, hat er das Ungemach den Tag uͤber leidlich gemacht, ſo ſol er Ihn davor hertzlich preiſen, dabey ſol er auch um Verzeihung bitten, wenn er mit Murren und Ungedult ſich an GOtt ver- ſuͤndiget hat. Kommt nun die Nacht herbey, davor ſich Krancke ſonderlich zu fuͤrchten pflegen, ſo ſol er 2) wiederum mit Geber ſich zu GOtt nahen, und ihn anflehen, er wolle alles Ungluͤck, gefaͤhrliche Zufaͤlle und Schmertzen in Gnaden von ihm abwenden. Hat er ſich alſo mit Leib und Seel GOtt befohlen, ſo zweiffele er nicht, 3) der Dreyeinige GOtt werde auch des Nachts ſein Licht und Lebens-Krafft ſeyn, er werde an ſei-
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Abend-Gebet
In der Zeit meiner Noth ſuche ich den
HErrn, meine Hand iſt des Nachts aus-
gereckt, und laͤßt nicht ab, denn meine
Seele will ſich nicht troͤſten laſſen.
Wenn ich betruͤbt bin, ſo dencke ich an
GOTT, wenn mein Hertz in Aengſten
iſt, ſo rede ich.
WEnn der Menſch die tauſendfaͤltige Zufaͤlle
erweget, welche ihm ſo wohl bey Tag, als
auch des Nachts, begegnen koͤnnen, ſo ſol er ja
wohl niemahls aufſtehen oder ſchlaffen gehen, er
habe ſich denn ſammt Leib und Seel dem maͤchtigen
Schutz des gnaͤdigen GOttes befohlen. Sonder-
lich ſol das thun ein Krancker. Hat ihm GOtt
auf ſeinem Krancken-Bette einen Tag herum ge-
holffen, ſo ſol er 1) GOtt vor ſeinen gnaͤdigen
Beyſtand dancken; hat GOTT die Artzney ge-
ſegnet, hat er das Ungemach den Tag uͤber leidlich
gemacht, ſo ſol er Ihn davor hertzlich preiſen,
dabey ſol er auch um Verzeihung bitten, wenn er
mit Murren und Ungedult ſich an GOtt ver-
ſuͤndiget hat. Kommt nun die Nacht herbey,
davor ſich Krancke ſonderlich zu fuͤrchten pflegen,
ſo ſol er 2) wiederum mit Geber ſich zu GOtt
nahen, und ihn anflehen, er wolle alles Ungluͤck,
gefaͤhrliche Zufaͤlle und Schmertzen in Gnaden
von ihm abwenden. Hat er ſich alſo mit Leib
und Seel GOtt befohlen, ſo zweiffele er nicht,
3) der Dreyeinige GOtt werde auch des Nachts
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
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(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/414>, abgerufen am 21.11.2024.
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