weiß nicht, wo ich mich hinwenden soll! War ich nicht glückselig? war ich nicht fein still? hatte ich nicht Ruhe? woher kommt solche Unruhe? Ach mein Jammer ist groß! aber ich will darum nicht von dir fliehen, mein Hir- te! Hast du mich durch diesen harten Schlag niedergeschlagen, ach! so richte mich wieder auf mit deinem kräfftigen Wort, damit ich möge er- wegen, warum du mir dieses Elend zu- geschicket hast. Ich weiß gantz gewiß, daß diß Creutz mich betroffen nicht zu meinem Verderben, oder daß es mir an meiner Seele soll Schaden bringen; o nein, du Liebhaber des Lebens! mein Vater! das ist dein Vor- haben nicht, mich zu verderben, und deinen Zorn an mir auszuüben: son- dern, da du mich in solchen traurigen Zustand setzest, wilt du prüfen meine Liebe, ob ich dich auch so wohl in gu- ten als bösen Tagen lieben will. Du wilt prüfen meinen Glauben, ob ich
auch
die Abſicht GOttes im Creutz.
weiß nicht, wo ich mich hinwenden ſoll! War ich nicht gluͤckſelig? war ich nicht fein ſtill? hatte ich nicht Ruhe? woher kommt ſolche Unruhe? Ach mein Jammer iſt groß! aber ich will darum nicht von dir fliehen, mein Hir- te! Haſt du mich durch dieſen harten Schlag niedergeſchlagen, ach! ſo richte mich wieder auf mit deinem kraͤfftigen Wort, damit ich moͤge er- wegen, warum du mir dieſes Elend zu- geſchicket haſt. Ich weiß gantz gewiß, daß diß Creutz mich betroffen nicht zu meinem Verderben, oder daß es mir an meiner Seele ſoll Schaden bringen; o nein, du Liebhaber des Lebens! mein Vater! das iſt dein Vor- haben nicht, mich zu verderben, und deinen Zorn an mir auszuuͤben: ſon- dern, da du mich in ſolchen traurigen Zuſtand ſetzeſt, wilt du pruͤfen meine Liebe, ob ich dich auch ſo wohl in gu- ten als boͤſen Tagen lieben will. Du wilt pruͤfen meinen Glauben, ob ich
auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0343"n="317"/><fwplace="top"type="header">die Abſicht GOttes im Creutz.</fw><lb/><hirendition="#fr">weiß nicht, wo ich mich hinwenden<lb/>ſoll! War ich nicht gluͤckſelig? war ich<lb/>
nicht fein ſtill? hatte ich nicht Ruhe?<lb/>
woher kommt ſolche Unruhe? Ach<lb/>
mein Jammer iſt groß! aber ich will<lb/>
darum nicht von dir fliehen, mein Hir-<lb/>
te! Haſt du mich durch dieſen harten<lb/>
Schlag niedergeſchlagen, ach! ſo<lb/>
richte mich wieder auf mit deinem<lb/>
kraͤfftigen Wort, damit ich moͤge er-<lb/>
wegen, warum du mir dieſes Elend zu-<lb/>
geſchicket haſt. Ich weiß gantz gewiß,<lb/>
daß diß Creutz mich betroffen nicht<lb/>
zu meinem Verderben, oder daß es<lb/>
mir an meiner Seele ſoll Schaden<lb/>
bringen; o nein, du Liebhaber des<lb/>
Lebens! mein Vater! das iſt dein Vor-<lb/>
haben nicht, mich zu verderben, und<lb/>
deinen Zorn an mir auszuuͤben: ſon-<lb/>
dern, da du mich in ſolchen traurigen<lb/>
Zuſtand ſetzeſt, wilt du pruͤfen meine<lb/>
Liebe, ob ich dich auch ſo wohl in gu-<lb/>
ten als boͤſen Tagen lieben will. Du<lb/>
wilt pruͤfen meinen Glauben, ob ich</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">auch</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[317/0343]
die Abſicht GOttes im Creutz.
weiß nicht, wo ich mich hinwenden
ſoll! War ich nicht gluͤckſelig? war ich
nicht fein ſtill? hatte ich nicht Ruhe?
woher kommt ſolche Unruhe? Ach
mein Jammer iſt groß! aber ich will
darum nicht von dir fliehen, mein Hir-
te! Haſt du mich durch dieſen harten
Schlag niedergeſchlagen, ach! ſo
richte mich wieder auf mit deinem
kraͤfftigen Wort, damit ich moͤge er-
wegen, warum du mir dieſes Elend zu-
geſchicket haſt. Ich weiß gantz gewiß,
daß diß Creutz mich betroffen nicht
zu meinem Verderben, oder daß es
mir an meiner Seele ſoll Schaden
bringen; o nein, du Liebhaber des
Lebens! mein Vater! das iſt dein Vor-
haben nicht, mich zu verderben, und
deinen Zorn an mir auszuuͤben: ſon-
dern, da du mich in ſolchen traurigen
Zuſtand ſetzeſt, wilt du pruͤfen meine
Liebe, ob ich dich auch ſo wohl in gu-
ten als boͤſen Tagen lieben will. Du
wilt pruͤfen meinen Glauben, ob ich
auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/343>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.