ZU denen äusserlichen Dingen, wodurch gott- lose Welt-Kinder pflegen geschreckt und zum Gebet erwecket zu werden, gehören auch die Gewit- ter, wenn GOtt ein schweres, mit Donner und Blitzen vermischtes Ungewitter aufsteigen lässet; denn da will der sonst freche Mund so bald beten, nicht aus Liebe zu GOtt, denn warum hat er es vorhero nicht gethan? sondern aus Furcht der Straffe. Glaubige Christen erkennen zwar, 1) daß Donner und Blitzen von natürlichen Ursachen ent- stehen, aber auch 2) daß dieselbe GOttes Befehl ausrichten. Gleichwie GOTT alle Creaturen wider die bösen Menschen waffnen kan, also ists ihm auch leicht durch den Donner Menschen und Vieh zu erschlagen, und durch seine Blitzen, Häu- ser, Flecken und Städte anzuzünden; dahero sollen 3) fromme Christen von dem greulichen Fluch, da man mit Wetter und Donner fluchet, sich enthalten, hingegen 4) bey entstehendem Unge- witter nicht kleinmüthig werden, erschrecken und für Angst verzagen wollen, welches ein Zeichen eines schlechten Vertrauens zu GOtt ist, sondern 5) sich erinnern, daß GOtt den Blitzen und Donner in seinen Händen hat, und daß er sie wohl werde schützen können, wenn sie auch mitten im Felde und unter freyem Himmel wären. 6) Sie sollen sich aber alsdenn desto mehr mit Ge- bet zu GOtt wenden, und daraus ihr Nichts und GOttes Alles erkennen, wie GOtt ein mächtiger GOtt sey, wir Menschen aber nur
arme
Der glaubige Chriſt betet,
ZU denen aͤuſſerlichen Dingen, wodurch gott- loſe Welt-Kinder pflegen geſchreckt und zum Gebet erwecket zu werden, gehoͤren auch die Gewit- ter, wenn GOtt ein ſchweres, mit Donner und Blitzen vermiſchtes Ungewitter aufſteigen laͤſſet; denn da will der ſonſt freche Mund ſo bald beten, nicht aus Liebe zu GOtt, denn warum hat er es vorhero nicht gethan? ſondern aus Furcht der Straffe. Glaubige Chriſten erkennen zwar, 1) daß Donner und Blitzen von natuͤrlichen Urſachen ent- ſtehen, aber auch 2) daß dieſelbe GOttes Befehl ausrichten. Gleichwie GOTT alle Creaturen wider die boͤſen Menſchen waffnen kan, alſo iſts ihm auch leicht durch den Donner Menſchen und Vieh zu erſchlagen, und durch ſeine Blitzen, Haͤu- ſer, Flecken und Staͤdte anzuzuͤnden; dahero ſollen 3) fromme Chriſten von dem greulichen Fluch, da man mit Wetter und Donner fluchet, ſich enthalten, hingegen 4) bey entſtehendem Unge- witter nicht kleinmuͤthig werden, erſchrecken und fuͤr Angſt verzagen wollen, welches ein Zeichen eines ſchlechten Vertrauens zu GOtt iſt, ſondern 5) ſich erinnern, daß GOtt den Blitzen und Donner in ſeinen Haͤnden hat, und daß er ſie wohl werde ſchuͤtzen koͤnnen, wenn ſie auch mitten im Felde und unter freyem Himmel waͤren. 6) Sie ſollen ſich aber alsdenn deſto mehr mit Ge- bet zu GOtt wenden, und daraus ihr Nichts und GOttes Alles erkennen, wie GOtt ein maͤchtiger GOtt ſey, wir Menſchen aber nur
arme
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Der glaubige Chriſt betet,
ZU denen aͤuſſerlichen Dingen, wodurch gott-
loſe Welt-Kinder pflegen geſchreckt und zum
Gebet erwecket zu werden, gehoͤren auch die Gewit-
ter, wenn GOtt ein ſchweres, mit Donner und
Blitzen vermiſchtes Ungewitter aufſteigen laͤſſet;
denn da will der ſonſt freche Mund ſo bald beten,
nicht aus Liebe zu GOtt, denn warum hat er es
vorhero nicht gethan? ſondern aus Furcht der
Straffe. Glaubige Chriſten erkennen zwar, 1) daß
Donner und Blitzen von natuͤrlichen Urſachen ent-
ſtehen, aber auch 2) daß dieſelbe GOttes Befehl
ausrichten. Gleichwie GOTT alle Creaturen
wider die boͤſen Menſchen waffnen kan, alſo iſts
ihm auch leicht durch den Donner Menſchen und
Vieh zu erſchlagen, und durch ſeine Blitzen, Haͤu-
ſer, Flecken und Staͤdte anzuzuͤnden; dahero ſollen
3) fromme Chriſten von dem greulichen Fluch,
da man mit Wetter und Donner fluchet, ſich
enthalten, hingegen 4) bey entſtehendem Unge-
witter nicht kleinmuͤthig werden, erſchrecken und
fuͤr Angſt verzagen wollen, welches ein Zeichen
eines ſchlechten Vertrauens zu GOtt iſt, ſondern
5) ſich erinnern, daß GOtt den Blitzen und
Donner in ſeinen Haͤnden hat, und daß er ſie
wohl werde ſchuͤtzen koͤnnen, wenn ſie auch mitten
im Felde und unter freyem Himmel waͤren. 6)
Sie ſollen ſich aber alsdenn deſto mehr mit Ge-
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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