Plage sey, davon ich gern frey werden wollte, daher ich dawider in deiner Krafft kämpffe, und doch zuweilen überwunden werde. Allein eben die- ser elende Zustand betrübet mich; was wil doch endlich aus mir werden, wenn ich bald fromm, bald böse bin, und wenn meine Frömmigkeit keinen Be- stand hat? Du siehest, ja mein GOtt, wie ich über mich selbst erschrecke, wie ich aber mir nicht helffen kan aus ei- genen Kräfften, darum komme ich zu dir, und bitte dich, gib mir Krafft der Sünde zu widerstreben, laß deinen Heiligen Geist in mir wohnen, und mein Hertz reinigen, laß ihn mich er- innern, wenn ich zornig, rachgierig, hochmüthig werden will, daß er mir alsdenn zuruffe und spreche; Dencke, du bist ein Christ, dencke, du bist ein Kind GOttes, oder wilt ein Kind GOttes seyn; damit ich möge sanfft- müthig, demüthig und fromm werden HErr, du hast mir das Wollen ge-
geben,
O 5
GOtt wolle ihm Krafft geben ꝛc.
Plage ſey, davon ich gern frey werden wollte, daher ich dawider in deiner Krafft kaͤmpffe, und doch zuweilen uͤberwunden werde. Allein eben die- ſer elende Zuſtand betruͤbet mich; was wil doch endlich aus mir werden, wenn ich bald fromm, bald boͤſe bin, und wenn meine Froͤmmigkeit keinen Be- ſtand hat? Du ſieheſt, ja mein GOtt, wie ich uͤber mich ſelbſt erſchrecke, wie ich aber mir nicht helffen kan aus ei- genen Kraͤfften, darum komme ich zu dir, und bitte dich, gib mir Krafft der Suͤnde zu widerſtreben, laß deinen Heiligen Geiſt in mir wohnen, und mein Hertz reinigen, laß ihn mich er- innern, wenn ich zornig, rachgierig, hochmuͤthig werden will, daß er mir alsdenn zuruffe und ſpreche; Dencke, du biſt ein Chriſt, dencke, du biſt ein Kind GOttes, oder wilt ein Kind GOttes ſeyn; damit ich moͤge ſanfft- muͤthig, demuͤthig und fromm werden HErr, du haſt mir das Wollen ge-
geben,
O 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0241"n="217"/><fwplace="top"type="header">GOtt wolle ihm Krafft geben ꝛc.</fw><lb/><hirendition="#fr">Plage ſey, davon ich gern frey werden<lb/>
wollte, daher ich dawider in deiner<lb/>
Krafft kaͤmpffe, und doch zuweilen<lb/>
uͤberwunden werde. Allein eben die-<lb/>ſer elende Zuſtand betruͤbet mich; was<lb/>
wil doch endlich aus mir werden, wenn<lb/>
ich bald fromm, bald boͤſe bin, und<lb/>
wenn meine Froͤmmigkeit keinen Be-<lb/>ſtand hat? Du ſieheſt, ja mein GOtt,<lb/>
wie ich uͤber mich ſelbſt erſchrecke, wie<lb/>
ich aber mir nicht helffen kan aus ei-<lb/>
genen Kraͤfften, darum komme ich zu<lb/>
dir, und bitte dich, gib mir Krafft der<lb/>
Suͤnde zu widerſtreben, laß deinen<lb/>
Heiligen Geiſt in mir wohnen, und<lb/>
mein Hertz reinigen, laß ihn mich er-<lb/>
innern, wenn ich zornig, rachgierig,<lb/>
hochmuͤthig werden will, daß er mir<lb/>
alsdenn zuruffe und ſpreche; Dencke,<lb/>
du biſt ein Chriſt, dencke, du biſt ein<lb/>
Kind GOttes, oder wilt ein Kind<lb/>
GOttes ſeyn; damit ich moͤge ſanfft-<lb/>
muͤthig, demuͤthig und fromm werden<lb/>
HErr, du haſt mir das Wollen ge-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">geben,</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[217/0241]
GOtt wolle ihm Krafft geben ꝛc.
Plage ſey, davon ich gern frey werden
wollte, daher ich dawider in deiner
Krafft kaͤmpffe, und doch zuweilen
uͤberwunden werde. Allein eben die-
ſer elende Zuſtand betruͤbet mich; was
wil doch endlich aus mir werden, wenn
ich bald fromm, bald boͤſe bin, und
wenn meine Froͤmmigkeit keinen Be-
ſtand hat? Du ſieheſt, ja mein GOtt,
wie ich uͤber mich ſelbſt erſchrecke, wie
ich aber mir nicht helffen kan aus ei-
genen Kraͤfften, darum komme ich zu
dir, und bitte dich, gib mir Krafft der
Suͤnde zu widerſtreben, laß deinen
Heiligen Geiſt in mir wohnen, und
mein Hertz reinigen, laß ihn mich er-
innern, wenn ich zornig, rachgierig,
hochmuͤthig werden will, daß er mir
alsdenn zuruffe und ſpreche; Dencke,
du biſt ein Chriſt, dencke, du biſt ein
Kind GOttes, oder wilt ein Kind
GOttes ſeyn; damit ich moͤge ſanfft-
muͤthig, demuͤthig und fromm werden
HErr, du haſt mir das Wollen ge-
geben,
O 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/241>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.