Dieses erkennet nun ein glaubiger Christ, 1) daß es ist eine unverdiente Güte: ach das haben wir nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unserm Verdienst mit uns handeln, so müste das Verder- ben an Leib und Seel uns drücken. 2) Es ist eine uns nothwendige Güte, wäre GOtt nicht so gütig und barmhertzig, so müsten wir verschmach- ten und vergehen, und würden nicht einen Tag, ja nicht eine Stunde leben können. Denn wie ohne die Lufft keine Creatur leben kan, also auch nicht ohne die Güte GOttes. Ja, was das meiste, es ist 3) eine immerwährende Güte, wenn ein glau- biger Christ sein gantzes Leben ansiehet, von seiner Geburt, in seiner Kindheit, Jugend und fortwach- senden Jahren, so ist es lauter Güte GOttes, was wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns gewürcket, was wir besitzen in Leiblichen, das hat uns GOttes Güte gegeben. Ja was noch mehr zu verwundern, 4) ist es eine Güte, welcher auch die Undanckbaren und Gottlosen geniessen, über die lässet er seine Sonne scheinen, er giebt ihnen Nah- rung und Kleidung, nur der Einwohnung des Heiligen Geistes werden sie nicht theilhafftig, weil sie ihr Hertz davor zuschliessen. Ein glaubiger Christ lässet sich aber GOttes Güte auch zur Busse, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten, und ist versichert, daß er also auch derselben ge- niessen wird bis in den Tod, ja in alle Ewig- keit.
Gebet.
Der glaubige Chriſt erkennet
Dieſes erkennet nun ein glaubiger Chriſt, 1) daß es iſt eine unverdiente Guͤte: ach das haben wir nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unſerm Verdienſt mit uns handeln, ſo muͤſte das Verder- ben an Leib und Seel uns druͤcken. 2) Es iſt eine uns nothwendige Guͤte, waͤre GOtt nicht ſo guͤtig und barmhertzig, ſo muͤſten wir verſchmach- ten und vergehen, und wuͤrden nicht einen Tag, ja nicht eine Stunde leben koͤnnen. Denn wie ohne die Lufft keine Creatur leben kan, alſo auch nicht ohne die Guͤte GOttes. Ja, was das meiſte, es iſt 3) eine immerwaͤhrende Guͤte, wenn ein glau- biger Chriſt ſein gantzes Leben anſiehet, von ſeiner Geburt, in ſeiner Kindheit, Jugend und fortwach- ſenden Jahren, ſo iſt es lauter Guͤte GOttes, was wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns gewuͤrcket, was wir beſitzen in Leiblichen, das hat uns GOttes Guͤte gegeben. Ja was noch mehr zu verwundern, 4) iſt es eine Guͤte, welcher auch die Undanckbaren und Gottloſen genieſſen, uͤber die laͤſſet er ſeine Sonne ſcheinen, er giebt ihnen Nah- rung und Kleidung, nur der Einwohnung des Heiligen Geiſtes werden ſie nicht theilhafftig, weil ſie ihr Hertz davor zuſchlieſſen. Ein glaubiger Chriſt laͤſſet ſich aber GOttes Guͤte auch zur Buſſe, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten, und iſt verſichert, daß er alſo auch derſelben ge- nieſſen wird bis in den Tod, ja in alle Ewig- keit.
Gebet.
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Der glaubige Chriſt erkennet
Dieſes erkennet nun ein glaubiger Chriſt, 1) daß
es iſt eine unverdiente Guͤte: ach das haben wir
nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unſerm
Verdienſt mit uns handeln, ſo muͤſte das Verder-
ben an Leib und Seel uns druͤcken. 2) Es iſt
eine uns nothwendige Guͤte, waͤre GOtt nicht ſo
guͤtig und barmhertzig, ſo muͤſten wir verſchmach-
ten und vergehen, und wuͤrden nicht einen Tag, ja
nicht eine Stunde leben koͤnnen. Denn wie ohne
die Lufft keine Creatur leben kan, alſo auch nicht
ohne die Guͤte GOttes. Ja, was das meiſte, es
iſt 3) eine immerwaͤhrende Guͤte, wenn ein glau-
biger Chriſt ſein gantzes Leben anſiehet, von ſeiner
Geburt, in ſeiner Kindheit, Jugend und fortwach-
ſenden Jahren, ſo iſt es lauter Guͤte GOttes, was
wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns
gewuͤrcket, was wir beſitzen in Leiblichen, das hat
uns GOttes Guͤte gegeben. Ja was noch mehr
zu verwundern, 4) iſt es eine Guͤte, welcher auch
die Undanckbaren und Gottloſen genieſſen, uͤber die
laͤſſet er ſeine Sonne ſcheinen, er giebt ihnen Nah-
rung und Kleidung, nur der Einwohnung des
Heiligen Geiſtes werden ſie nicht theilhafftig, weil
ſie ihr Hertz davor zuſchlieſſen. Ein glaubiger
Chriſt laͤſſet ſich aber GOttes Guͤte auch zur
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/208>, abgerufen am 22.07.2024.
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