Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der glaubige Christ erkennet
Dieses erkennet nun ein glaubiger Christ, 1) daß
es ist eine unverdiente Güte: ach das haben wir
nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unserm
Verdienst mit uns handeln, so müste das Verder-
ben an Leib und Seel uns drücken. 2) Es ist
eine uns nothwendige Güte, wäre GOtt nicht so
gütig und barmhertzig, so müsten wir verschmach-
ten und vergehen, und würden nicht einen Tag, ja
nicht eine Stunde leben können. Denn wie ohne
die Lufft keine Creatur leben kan, also auch nicht
ohne die Güte GOttes. Ja, was das meiste, es
ist 3) eine immerwährende Güte, wenn ein glau-
biger Christ sein gantzes Leben ansiehet, von seiner
Geburt, in seiner Kindheit, Jugend und fortwach-
senden Jahren, so ist es lauter Güte GOttes, was
wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns
gewürcket, was wir besitzen in Leiblichen, das hat
uns GOttes Güte gegeben. Ja was noch mehr
zu verwundern, 4) ist es eine Güte, welcher auch
die Undanckbaren und Gottlosen geniessen, über die
lässet er seine Sonne scheinen, er giebt ihnen Nah-
rung und Kleidung, nur der Einwohnung des
Heiligen Geistes werden sie nicht theilhafftig, weil
sie ihr Hertz davor zuschliessen. Ein glaubiger
Christ lässet sich aber GOttes Güte auch zur
Busse, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten,
und ist versichert, daß er also auch derselben ge-
niessen wird bis in den Tod, ja in alle Ewig-
keit.

Gebet.

Der glaubige Chriſt erkennet
Dieſes erkennet nun ein glaubiger Chriſt, 1) daß
es iſt eine unverdiente Guͤte: ach das haben wir
nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unſerm
Verdienſt mit uns handeln, ſo muͤſte das Verder-
ben an Leib und Seel uns druͤcken. 2) Es iſt
eine uns nothwendige Guͤte, waͤre GOtt nicht ſo
guͤtig und barmhertzig, ſo muͤſten wir verſchmach-
ten und vergehen, und wuͤrden nicht einen Tag, ja
nicht eine Stunde leben koͤnnen. Denn wie ohne
die Lufft keine Creatur leben kan, alſo auch nicht
ohne die Guͤte GOttes. Ja, was das meiſte, es
iſt 3) eine immerwaͤhrende Guͤte, wenn ein glau-
biger Chriſt ſein gantzes Leben anſiehet, von ſeiner
Geburt, in ſeiner Kindheit, Jugend und fortwach-
ſenden Jahren, ſo iſt es lauter Guͤte GOttes, was
wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns
gewuͤrcket, was wir beſitzen in Leiblichen, das hat
uns GOttes Guͤte gegeben. Ja was noch mehr
zu verwundern, 4) iſt es eine Guͤte, welcher auch
die Undanckbaren und Gottloſen genieſſen, uͤber die
laͤſſet er ſeine Sonne ſcheinen, er giebt ihnen Nah-
rung und Kleidung, nur der Einwohnung des
Heiligen Geiſtes werden ſie nicht theilhafftig, weil
ſie ihr Hertz davor zuſchlieſſen. Ein glaubiger
Chriſt laͤſſet ſich aber GOttes Guͤte auch zur
Buſſe, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten,
und iſt verſichert, daß er alſo auch derſelben ge-
nieſſen wird bis in den Tod, ja in alle Ewig-
keit.

Gebet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0208" n="184"/><fw place="top" type="header">Der glaubige Chri&#x017F;t erkennet</fw><lb/>
Die&#x017F;es erkennet nun ein glaubiger Chri&#x017F;t, 1) daß<lb/>
es i&#x017F;t eine unverdiente Gu&#x0364;te: ach das haben wir<lb/>
nicht um GOtt verdienet, wolte er nach un&#x017F;erm<lb/>
Verdien&#x017F;t mit uns handeln, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te das Verder-<lb/>
ben an Leib und Seel uns dru&#x0364;cken. 2) Es i&#x017F;t<lb/>
eine uns nothwendige Gu&#x0364;te, wa&#x0364;re GOtt nicht &#x017F;o<lb/>
gu&#x0364;tig und barmhertzig, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten wir ver&#x017F;chmach-<lb/>
ten und vergehen, und wu&#x0364;rden nicht einen Tag, ja<lb/>
nicht eine Stunde leben ko&#x0364;nnen. Denn wie ohne<lb/>
die Lufft keine Creatur leben kan, al&#x017F;o auch nicht<lb/>
ohne die Gu&#x0364;te GOttes. Ja, was das mei&#x017F;te, es<lb/>
i&#x017F;t 3) eine immerwa&#x0364;hrende Gu&#x0364;te, wenn ein glau-<lb/>
biger Chri&#x017F;t &#x017F;ein gantzes Leben an&#x017F;iehet, von &#x017F;einer<lb/>
Geburt, in &#x017F;einer Kindheit, Jugend und fortwach-<lb/>
&#x017F;enden Jahren, &#x017F;o i&#x017F;t es lauter Gu&#x0364;te GOttes, was<lb/>
wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns<lb/>
gewu&#x0364;rcket, was wir be&#x017F;itzen in Leiblichen, das hat<lb/>
uns GOttes Gu&#x0364;te gegeben. Ja was noch mehr<lb/>
zu verwundern, 4) i&#x017F;t es eine Gu&#x0364;te, welcher auch<lb/>
die Undanckbaren und Gottlo&#x017F;en genie&#x017F;&#x017F;en, u&#x0364;ber die<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er &#x017F;eine Sonne &#x017F;cheinen, er giebt ihnen Nah-<lb/>
rung und Kleidung, nur der Einwohnung des<lb/>
Heiligen Gei&#x017F;tes werden &#x017F;ie nicht theilhafftig, weil<lb/>
&#x017F;ie ihr Hertz davor zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Ein glaubiger<lb/>
Chri&#x017F;t la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aber GOttes Gu&#x0364;te auch zur<lb/>
Bu&#x017F;&#x017F;e, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten,<lb/>
und i&#x017F;t ver&#x017F;ichert, daß er al&#x017F;o auch der&#x017F;elben ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en wird bis in den Tod, ja in alle Ewig-<lb/>
keit.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0208] Der glaubige Chriſt erkennet Dieſes erkennet nun ein glaubiger Chriſt, 1) daß es iſt eine unverdiente Guͤte: ach das haben wir nicht um GOtt verdienet, wolte er nach unſerm Verdienſt mit uns handeln, ſo muͤſte das Verder- ben an Leib und Seel uns druͤcken. 2) Es iſt eine uns nothwendige Guͤte, waͤre GOtt nicht ſo guͤtig und barmhertzig, ſo muͤſten wir verſchmach- ten und vergehen, und wuͤrden nicht einen Tag, ja nicht eine Stunde leben koͤnnen. Denn wie ohne die Lufft keine Creatur leben kan, alſo auch nicht ohne die Guͤte GOttes. Ja, was das meiſte, es iſt 3) eine immerwaͤhrende Guͤte, wenn ein glau- biger Chriſt ſein gantzes Leben anſiehet, von ſeiner Geburt, in ſeiner Kindheit, Jugend und fortwach- ſenden Jahren, ſo iſt es lauter Guͤte GOttes, was wir Gutes an uns haben, das hat GOtt in uns gewuͤrcket, was wir beſitzen in Leiblichen, das hat uns GOttes Guͤte gegeben. Ja was noch mehr zu verwundern, 4) iſt es eine Guͤte, welcher auch die Undanckbaren und Gottloſen genieſſen, uͤber die laͤſſet er ſeine Sonne ſcheinen, er giebt ihnen Nah- rung und Kleidung, nur der Einwohnung des Heiligen Geiſtes werden ſie nicht theilhafftig, weil ſie ihr Hertz davor zuſchlieſſen. Ein glaubiger Chriſt laͤſſet ſich aber GOttes Guͤte auch zur Buſſe, Liebe GOttes, und Gottesfurcht leiten, und iſt verſichert, daß er alſo auch derſelben ge- nieſſen wird bis in den Tod, ja in alle Ewig- keit. Gebet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/208
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/208>, abgerufen am 22.07.2024.