gerinnen, Joh. 13, 34. nemlich, daß man sie dar- an erkennen solte, wenn sie würden ihren Nächsten lieben. Es soll niemand meynen, daß er in der Liebe GOttes stehen könne, wenn er schon seinen Nächsten hasset, o nein! Es ist aber unser Näch- ster 1) unser Freund, Wohlthäter und Ver- wandter; wenn man nun solche liebet, so ist das zwar unsere Schuldigkeit, es ist aber noch keine ausnehmende Christen-Tugend, denn die unglau- bigen Heyden lieben auch ihre Freunde, Gutthäter und Anverwandte, die ihnen nichts zuwider thun. Es ist unser Nächster. 2) auch unser Nachbar, Fremder und Mitburger, der uns neidet, vervor- theilet und hasset. Bey der letzten Art der Näch- sten soll man die Liebe am meisten blicken lassen, 1) daß man ihnen nicht allein nichts böses wün- sche, nicht schelte, böses mit bösem vergelte, son- dern vielmehr alles gutes gönne, Liebe und Freund- schafft erweise, und sie liebe als sich selbst. 2) Ge- gen die Feinde soll man Bitterkeit, Unversöhn- lichkeit, Haß und Boßheit aus dem Hertzen ver- bannen, mit Worten und Wercken beweisen, daß man ohne Groll und Haß, ein liebreich Hertz zu ihnen trage, und thue in der That und Wahrheit, was Christus sagt: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, so wer- det ihr Kinder seyn eures Vaters im Himmel. Matth. 5, 44. 45.
Gebet.
Der glaubige Chriſt bittet,
gerinnen, Joh. 13, 34. nemlich, daß man ſie dar- an erkennen ſolte, wenn ſie wuͤrden ihren Naͤchſten lieben. Es ſoll niemand meynen, daß er in der Liebe GOttes ſtehen koͤnne, wenn er ſchon ſeinen Naͤchſten haſſet, o nein! Es iſt aber unſer Naͤch- ſter 1) unſer Freund, Wohlthaͤter und Ver- wandter; wenn man nun ſolche liebet, ſo iſt das zwar unſere Schuldigkeit, es iſt aber noch keine ausnehmende Chriſten-Tugend, denn die unglau- bigen Heyden lieben auch ihre Freunde, Gutthaͤter und Anverwandte, die ihnen nichts zuwider thun. Es iſt unſer Naͤchſter. 2) auch unſer Nachbar, Fremder und Mitburger, der uns neidet, vervor- theilet und haſſet. Bey der letzten Art der Naͤch- ſten ſoll man die Liebe am meiſten blicken laſſen, 1) daß man ihnen nicht allein nichts boͤſes wuͤn- ſche, nicht ſchelte, boͤſes mit boͤſem vergelte, ſon- dern vielmehr alles gutes goͤnne, Liebe und Freund- ſchafft erweiſe, und ſie liebe als ſich ſelbſt. 2) Ge- gen die Feinde ſoll man Bitterkeit, Unverſoͤhn- lichkeit, Haß und Boßheit aus dem Hertzen ver- bannen, mit Worten und Wercken beweiſen, daß man ohne Groll und Haß, ein liebreich Hertz zu ihnen trage, und thue in der That und Wahrheit, was Chriſtus ſagt: Liebet eure Feinde, ſegnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch haſſen, bittet fuͤr die, ſo euch beleidigen und verfolgen, ſo wer- det ihr Kinder ſeyn eures Vaters im Himmel. Matth. 5, 44. 45.
Gebet.
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Der glaubige Chriſt bittet,
gerinnen, Joh. 13, 34. nemlich, daß man ſie dar-
an erkennen ſolte, wenn ſie wuͤrden ihren Naͤchſten
lieben. Es ſoll niemand meynen, daß er in der
Liebe GOttes ſtehen koͤnne, wenn er ſchon ſeinen
Naͤchſten haſſet, o nein! Es iſt aber unſer Naͤch-
ſter 1) unſer Freund, Wohlthaͤter und Ver-
wandter; wenn man nun ſolche liebet, ſo iſt das
zwar unſere Schuldigkeit, es iſt aber noch keine
ausnehmende Chriſten-Tugend, denn die unglau-
bigen Heyden lieben auch ihre Freunde, Gutthaͤter
und Anverwandte, die ihnen nichts zuwider thun.
Es iſt unſer Naͤchſter. 2) auch unſer Nachbar,
Fremder und Mitburger, der uns neidet, vervor-
theilet und haſſet. Bey der letzten Art der Naͤch-
ſten ſoll man die Liebe am meiſten blicken laſſen,
1) daß man ihnen nicht allein nichts boͤſes wuͤn-
ſche, nicht ſchelte, boͤſes mit boͤſem vergelte, ſon-
dern vielmehr alles gutes goͤnne, Liebe und Freund-
ſchafft erweiſe, und ſie liebe als ſich ſelbſt. 2) Ge-
gen die Feinde ſoll man Bitterkeit, Unverſoͤhn-
lichkeit, Haß und Boßheit aus dem Hertzen ver-
bannen, mit Worten und Wercken beweiſen, daß
man ohne Groll und Haß, ein liebreich Hertz zu
ihnen trage, und thue in der That und Wahrheit,
was Chriſtus ſagt: Liebet eure Feinde, ſegnet, die
euch fluchen, thut wohl denen, die euch haſſen, bittet
fuͤr die, ſo euch beleidigen und verfolgen, ſo wer-
det ihr Kinder ſeyn eures Vaters im Himmel.
Matth. 5, 44. 45.
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/152>, abgerufen am 17.02.2025.
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