Ein einziger Nebensatz steht am Schluß. Gerade hier pst_042.002 läßt aber auch die lyrische Wirkung fühlbar nach und pst_042.003 geht das Singen in Sprechen über. Ein solches "daß" pst_042.004 gehört offenbar zu den unlyrischen Konjunktionen. pst_042.005 Die Volkslieder schließen sich hier an, und aus der Antike pst_042.006 sei wieder Sappho erwähnt, jener lyrische Urlaut, pst_042.007 der aus der Ferne von zweieinhalb Jahrtausenden als pst_042.008 vertrautes Geheimnis herübertönt:
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Deduke men a selannapst_042.010 kai pleiades; mesai depst_042.011 nuktes , para d'erkhet' ora;pst_042.012 ego de mona kateudo.
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Doch mit dem Begriff "parataktisch" ist lyrische pst_042.014 Sprache noch nicht genügend bestimmt. Denn auch die pst_042.015 epische ist parataktisch, so daß man ebenso sagen könnte: pst_042.016 je parataktischer, desto epischer (vergleiche Seite 120). pst_042.017 Im Epischen aber sind die Teile selbständig, im Lyrischen pst_042.018 sind sie es nicht. Das zeigt sich in neuerer Dichtung pst_042.019 schon orthographisch, indem hier ganze Sätze oft pst_042.020 nur durch Komma abgetrennt werden. Es wäre nicht pst_042.021 nur öde Pedanterie, sondern Stilwidrigkeit, in Eichendorffs pst_042.022 "Rückkehr" oder in Goethes "An den Mond" pst_042.023 nach dem Duden verfahren zu wollen. Der lyrische pst_042.024 Fluß geriete ins Stocken. Noch deutlicher wird der Unterschied, pst_042.025 wenn wir etwa die Prosa Eichendorffs mit pst_042.026 der Prosa Kleists oder Lessings vergleichen. Hier die pst_042.027 reichste Interpunktion, dort eine Scheu, schärfer trennende pst_042.028 Zeichen zu setzen, die an die Gepflogenheiten pst_042.029 im Briefstil von Frauen gemahnt. Es sind dieselben pst_042.030 "Frauenzimmer", die Goethe in den Gesprächen mit
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Ein einziger Nebensatz steht am Schluß. Gerade hier pst_042.002 läßt aber auch die lyrische Wirkung fühlbar nach und pst_042.003 geht das Singen in Sprechen über. Ein solches «daß» pst_042.004 gehört offenbar zu den unlyrischen Konjunktionen. pst_042.005 Die Volkslieder schließen sich hier an, und aus der Antike pst_042.006 sei wieder Sappho erwähnt, jener lyrische Urlaut, pst_042.007 der aus der Ferne von zweieinhalb Jahrtausenden als pst_042.008 vertrautes Geheimnis herübertönt:
Doch mit dem Begriff «parataktisch» ist lyrische pst_042.014 Sprache noch nicht genügend bestimmt. Denn auch die pst_042.015 epische ist parataktisch, so daß man ebenso sagen könnte: pst_042.016 je parataktischer, desto epischer (vergleiche Seite 120). pst_042.017 Im Epischen aber sind die Teile selbständig, im Lyrischen pst_042.018 sind sie es nicht. Das zeigt sich in neuerer Dichtung pst_042.019 schon orthographisch, indem hier ganze Sätze oft pst_042.020 nur durch Komma abgetrennt werden. Es wäre nicht pst_042.021 nur öde Pedanterie, sondern Stilwidrigkeit, in Eichendorffs pst_042.022 «Rückkehr» oder in Goethes «An den Mond» pst_042.023 nach dem Duden verfahren zu wollen. Der lyrische pst_042.024 Fluß geriete ins Stocken. Noch deutlicher wird der Unterschied, pst_042.025 wenn wir etwa die Prosa Eichendorffs mit pst_042.026 der Prosa Kleists oder Lessings vergleichen. Hier die pst_042.027 reichste Interpunktion, dort eine Scheu, schärfer trennende pst_042.028 Zeichen zu setzen, die an die Gepflogenheiten pst_042.029 im Briefstil von Frauen gemahnt. Es sind dieselben pst_042.030 «Frauenzimmer», die Goethe in den Gesprächen mit
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Ein einziger Nebensatz steht am Schluß. Gerade hier pst_042.002
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geht das Singen in Sprechen über. Ein solches «daß» pst_042.004
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Die Volkslieder schließen sich hier an, und aus der Antike pst_042.006
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der aus der Ferne von zweieinhalb Jahrtausenden als pst_042.008
vertrautes Geheimnis herübertönt:
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Δέδυκε μὲν ἀ σελάννα pst_042.010
καὶ πληίαδες· μέσαι δὲ pst_042.011
νύκτες ‚ παρὰ δ‘ἔρχετ' ὤρα· pst_042.012
ἔγω δὲ μόνα κατεύδω.
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Doch mit dem Begriff «parataktisch» ist lyrische pst_042.014
Sprache noch nicht genügend bestimmt. Denn auch die pst_042.015
epische ist parataktisch, so daß man ebenso sagen könnte: pst_042.016
je parataktischer, desto epischer (vergleiche Seite 120). pst_042.017
Im Epischen aber sind die Teile selbständig, im Lyrischen pst_042.018
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schon orthographisch, indem hier ganze Sätze oft pst_042.020
nur durch Komma abgetrennt werden. Es wäre nicht pst_042.021
nur öde Pedanterie, sondern Stilwidrigkeit, in Eichendorffs pst_042.022
«Rückkehr» oder in Goethes «An den Mond» pst_042.023
nach dem Duden verfahren zu wollen. Der lyrische pst_042.024
Fluß geriete ins Stocken. Noch deutlicher wird der Unterschied, pst_042.025
wenn wir etwa die Prosa Eichendorffs mit pst_042.026
der Prosa Kleists oder Lessings vergleichen. Hier die pst_042.027
reichste Interpunktion, dort eine Scheu, schärfer trennende pst_042.028
Zeichen zu setzen, die an die Gepflogenheiten pst_042.029
im Briefstil von Frauen gemahnt. Es sind dieselben pst_042.030
«Frauenzimmer», die Goethe in den Gesprächen mit
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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