pst_024.001 mag noch das Seine zu diesem Gefühl beitragen - auch pst_024.002 hier sind nur Andeutungen möglich; dann geht es gelassener pst_024.003 weiter; die Abwehr hat genügt; die Welt läßt pst_024.004 dieses Herz nun sein.
pst_024.005
Ganz anders klingt die dritte Strophe:
pst_024.006
"Oft bin ich mir kaum bewußt,pst_024.007 Und die helle Freude zücketpst_024.008 Durch die Schwere, so mich drücket,pst_024.009 Wonniglich in meiner Brust."
pst_024.010
Der metrische Rahmen bleibt sich gleich. Die Melodie pst_024.011 ist jetzt aber steigend. Die ersten Silben "oft" und pst_024.012 "durch" haben jedenfalls nicht den Nachdruck von pst_024.013 "laßt", "locket", "laßt". Dagegen gewinnt das Ende pst_024.014 der Verse. "Bewußt", "zücket", "drücket" ist betonter pst_024.015 als "sein", "haben" und als die beiden letzten Silben pst_024.016 von "Liebesgaben". Weil der Ton sich gegen das pst_024.017 Ende steigert, ist diese Strophe zart beschwingt, während pst_024.018 die erste mit ihrem sinkenden Ton gleichsam zurückweicht. pst_024.019 Hugo Wolf hat dies gewürdigt und die pst_024.020 dritte Strophe mit einer besonderen Melodie bedacht. pst_024.021 Seine Komposition enthüllt den Sinn der Verse so, daß pst_024.022 auch der empfindlichste Liebhaber nicht verstimmt ist.
pst_024.023
2.
pst_024.024
Gedichte wie "Wanderers Nachtlied", "Er ist's", pst_024.025 "In der Frühe" geben den reinsten Begriff von dem, pst_024.026 was Fr. Th. Vischer das "punktuelle Zünden der Welt pst_024.027 im lyrischen Subjekt" nennt1. Es sind Gedichte von
1pst_024.028 Ästhetik, 2. Aufl. München 1923, Bd. VI, S. 208.
pst_024.001 mag noch das Seine zu diesem Gefühl beitragen – auch pst_024.002 hier sind nur Andeutungen möglich; dann geht es gelassener pst_024.003 weiter; die Abwehr hat genügt; die Welt läßt pst_024.004 dieses Herz nun sein.
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Ganz anders klingt die dritte Strophe:
pst_024.006
«Oft bin ich mir kaum bewußt,pst_024.007 Und die helle Freude zücketpst_024.008 Durch die Schwere, so mich drücket,pst_024.009 Wonniglich in meiner Brust.»
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Der metrische Rahmen bleibt sich gleich. Die Melodie pst_024.011 ist jetzt aber steigend. Die ersten Silben «oft» und pst_024.012 «durch» haben jedenfalls nicht den Nachdruck von pst_024.013 «laßt», «locket», «laßt». Dagegen gewinnt das Ende pst_024.014 der Verse. «Bewußt», «zücket», «drücket» ist betonter pst_024.015 als «sein», «haben» und als die beiden letzten Silben pst_024.016 von «Liebesgaben». Weil der Ton sich gegen das pst_024.017 Ende steigert, ist diese Strophe zart beschwingt, während pst_024.018 die erste mit ihrem sinkenden Ton gleichsam zurückweicht. pst_024.019 Hugo Wolf hat dies gewürdigt und die pst_024.020 dritte Strophe mit einer besonderen Melodie bedacht. pst_024.021 Seine Komposition enthüllt den Sinn der Verse so, daß pst_024.022 auch der empfindlichste Liebhaber nicht verstimmt ist.
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Gedichte wie «Wanderers Nachtlied», «Er ist's», pst_024.025 «In der Frühe» geben den reinsten Begriff von dem, pst_024.026 was Fr. Th. Vischer das «punktuelle Zünden der Welt pst_024.027 im lyrischen Subjekt» nennt1. Es sind Gedichte von
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dritte Strophe mit einer besonderen Melodie bedacht. pst_024.021
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Gedichte wie «Wanderers Nachtlied», «Er ist's», pst_024.025
«In der Frühe» geben den reinsten Begriff von dem, pst_024.026
was Fr. Th. Vischer das «punktuelle Zünden der Welt pst_024.027
im lyrischen Subjekt» nennt 1. Es sind Gedichte von
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/28>, abgerufen am 16.07.2024.
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