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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.

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aufzuheben, erklärte sich uns aus der auseinandersetzenden pst_229.002
Kraft der ausgebildeten Sprache (Seite 82), pst_229.003
die niemals bloß musikalisch, sondern immer zugleich pst_229.004
intentional ist, das heißt, ein Gegenüber erzeugt. pst_229.005
Braucht aber Schiller nicht die Begriffe Geist und Seele pst_229.006
synonym? Das wäre ihm in einem so prägnanten Gedicht pst_229.007
kaum zuzutrauen. Nicht der Geist an sich, nur pst_229.008
der lebendige Geist kann dem Geist nicht erscheinen. pst_229.009
Das Leben aber spendet die Seele. Sie ist die Fülle des pst_229.010
Lebens selbst, seine unmittelbare Erschlossenheit, ein pst_229.011
Gnadenschatz, der nicht erworben, der als Geschenk aus pst_229.012
wesentlich unbekannter, mit keinem Wort der Sprache pst_229.013
zu nennender Hand empfangen wird. Aus dieser Fülle pst_229.014
des Lebens muß sich nun zwar der denkende Geist erheben pst_229.015
und über alles, was ihm geschenkt ist, seine pst_229.016
scharfe Helle verbreiten, wie Jupiter sich bei Hölderlin pst_229.017
über das dunkle Reich Saturns erhebt. Aber er "schäme pst_229.018
des Dankes sich nicht!" Wenn er sich eigenmächtig pst_229.019
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nichts Entworfenes birgt. Alsbald ist er auch dem Betrug pst_229.022
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in unserem Sinne gebraucht. Die Seele kann nicht irren, pst_229.026
weil sie ja selber keine Stellung bezieht, sondern eins ist pst_229.027
mit dem Strom des Geschehens. Der Geist kann irren, pst_229.028
weil er das Wahre vom Fühlen und vom Schauen löst pst_229.029
und in Zeichen, in Wörtern und in der Schrift bewahrt.

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Schelling, Werke, hg. von Manfred Schröter, IV. Hauptband, München pst_229.031
1927, S. 361.

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Gnadenschatz, der nicht erworben, der als Geschenk aus pst_229.012
wesentlich unbekannter, mit keinem Wort der Sprache pst_229.013
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des Dankes sich nicht!» Wenn er sich eigenmächtig pst_229.019
wähnt, wenn dann der strömende Quell versiegt, so pst_229.020
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Zitationshilfe: Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/233>, abgerufen am 24.11.2024.