Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_216.001 "Ich bin dein Vater Zephises und habe dir nichts zu pst_216.028 pst_216.029sagen als dieses", um sofort wieder zu verschwinden. Es kommt nichts pst_216.030 pst_216.001 «Ich bin dein Vater Zephises und habe dir nichts zu pst_216.028 pst_216.029sagen als dieses», um sofort wieder zu verschwinden. Es kommt nichts pst_216.030 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="216"/><lb n="pst_216.001"/> das ist die Rhythmik, in der sich unser Verständnis bewegt. <lb n="pst_216.002"/> Das Problem, das Pathos hebt sich immer wieder <lb n="pst_216.003"/> selber auf. Freilich kommt die Einheit des dramatischen <lb n="pst_216.004"/> Werks dabei in Gefahr. Die Zielstrebigkeit wird unterbrochen. <lb n="pst_216.005"/> Aristophanes fängt in den «Fröschen» gleich <lb n="pst_216.006"/> schon mit einem Lacheffekt an. Der Hörer erwartet eine <lb n="pst_216.007"/> Handlung und bereitet sich aufzupassen. Statt dessen <lb n="pst_216.008"/> erscheint Dionysos mit dem Sklaven Xanthias, der ihn <lb n="pst_216.009"/> fragt, ob er, nach der Gepflogenheit der Komödiendichter, <lb n="pst_216.010"/> etwas Unflätiges sagen solle. Dies rüpelhafte Reden <lb n="pst_216.011"/> und Tun macht gleich die Voraussicht überflüssig. Zudem <lb n="pst_216.012"/> enthält es eine Polemik gegen die Konkurrenten <lb n="pst_216.013"/> des Dichters. Er fällt aus dem Rahmen der Illusion, <lb n="pst_216.014"/> noch ehe sich dieser recht gebildet. Doch damit kommen <lb n="pst_216.015"/> wir nicht weiter. Wir sind auf ein Stumpengeleise geraten <lb n="pst_216.016"/> und müssen abermals in den Zusammenhang <lb n="pst_216.017"/> einer Handlung eingeführt werden. Und so geht es nun <lb n="pst_216.018"/> immer weiter im Antagonismus von dramatischer Spannung <lb n="pst_216.019"/> und komischer Entspannung. Auch neuere Komiker <lb n="pst_216.020"/> halten es so. Ich erinnere nur an die Szene in Raimunds <lb n="pst_216.021"/> «Diamant des Geisterkönigs». Eduard, der <lb n="pst_216.022"/> freundliche Held, ist bedrängt. Wir blicken auf eine <lb n="pst_216.023"/> Entscheidung, sei es zum Guten oder zum Schlimmen, <lb n="pst_216.024"/> hin. Schließlich wird unter großen Veranstaltungen der <lb n="pst_216.025"/> Geist seines Vaters beschworen. Der Geist erscheint und <lb n="pst_216.026"/> spricht die Worte:</p> <lb n="pst_216.027"/> <lg> <l>«Ich bin dein Vater Zephises und habe dir nichts zu</l> <lb n="pst_216.028"/> <l>sagen als dieses»,</l> </lg> <lb n="pst_216.029"/> <p>um sofort wieder zu verschwinden. Es kommt nichts <lb n="pst_216.030"/> dabei heraus, oder vielmehr, was herauskommt, ist ein </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0220]
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das ist die Rhythmik, in der sich unser Verständnis bewegt. pst_216.002
Das Problem, das Pathos hebt sich immer wieder pst_216.003
selber auf. Freilich kommt die Einheit des dramatischen pst_216.004
Werks dabei in Gefahr. Die Zielstrebigkeit wird unterbrochen. pst_216.005
Aristophanes fängt in den «Fröschen» gleich pst_216.006
schon mit einem Lacheffekt an. Der Hörer erwartet eine pst_216.007
Handlung und bereitet sich aufzupassen. Statt dessen pst_216.008
erscheint Dionysos mit dem Sklaven Xanthias, der ihn pst_216.009
fragt, ob er, nach der Gepflogenheit der Komödiendichter, pst_216.010
etwas Unflätiges sagen solle. Dies rüpelhafte Reden pst_216.011
und Tun macht gleich die Voraussicht überflüssig. Zudem pst_216.012
enthält es eine Polemik gegen die Konkurrenten pst_216.013
des Dichters. Er fällt aus dem Rahmen der Illusion, pst_216.014
noch ehe sich dieser recht gebildet. Doch damit kommen pst_216.015
wir nicht weiter. Wir sind auf ein Stumpengeleise geraten pst_216.016
und müssen abermals in den Zusammenhang pst_216.017
einer Handlung eingeführt werden. Und so geht es nun pst_216.018
immer weiter im Antagonismus von dramatischer Spannung pst_216.019
und komischer Entspannung. Auch neuere Komiker pst_216.020
halten es so. Ich erinnere nur an die Szene in Raimunds pst_216.021
«Diamant des Geisterkönigs». Eduard, der pst_216.022
freundliche Held, ist bedrängt. Wir blicken auf eine pst_216.023
Entscheidung, sei es zum Guten oder zum Schlimmen, pst_216.024
hin. Schließlich wird unter großen Veranstaltungen der pst_216.025
Geist seines Vaters beschworen. Der Geist erscheint und pst_216.026
spricht die Worte:
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«Ich bin dein Vater Zephises und habe dir nichts zu pst_216.028
sagen als dieses»,
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um sofort wieder zu verschwinden. Es kommt nichts pst_216.030
dabei heraus, oder vielmehr, was herauskommt, ist ein
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