Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003 "Wanderers Nachtlied" von Goethe. Es ist schon oft beschrieben pst_013.004 worden, wie in den ersten beiden Versen
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"Über allen Gipfelnpst_013.006 Ist Ruh ..."
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in dem langen "u" und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008 Dämmerung hörbar wird, wie in den Zeilen
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"In allen Wipfelnpst_013.010 Spürest du ..."
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das Reimwort auf "Ruh" nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012 weil der Satz nicht schließt, die Stimme also gehoben pst_013.013 bleibt, und dies der angedeuteten letzten Regung pst_013.014 in den Bäumen entspricht; wie endlich die Pause nach
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"Warte nur, balde ..."
pst_013.016
gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers
pst_013.017
"Ruhest du auch ..."
pst_013.018
in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019 beruhigt, sogar das unruhigste Wesen, der Mensch.
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Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021 die Strophe Verlaines:
pst_013.001 LYRISCHER STIL: ERINNERUNG
1.
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Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003 «Wanderers Nachtlied» von Goethe. Es ist schon oft beschrieben pst_013.004 worden, wie in den ersten beiden Versen
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«Über allen Gipfelnpst_013.006 Ist Ruh ...»
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in dem langen «u» und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008 Dämmerung hörbar wird, wie in den Zeilen
pst_013.009
«In allen Wipfelnpst_013.010 Spürest du ...»
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das Reimwort auf «Ruh» nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012 weil der Satz nicht schließt, die Stimme also gehoben pst_013.013 bleibt, und dies der angedeuteten letzten Regung pst_013.014 in den Bäumen entspricht; wie endlich die Pause nach
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«Warte nur, balde ...»
pst_013.016
gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers
pst_013.017
«Ruhest du auch ...»
pst_013.018
in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019 beruhigt, sogar das unruhigste Wesen, der Mensch.
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Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021 die Strophe Verlaines:
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die Strophe Verlaines:</p></div></div></body></text></TEI>
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LYRISCHER STIL: ERINNERUNG1. pst_013.002
Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003
«Wanderers Nachtlied» von Goethe. Es ist schon oft beschrieben pst_013.004
worden, wie in den ersten beiden Versen
pst_013.005
«Über allen Gipfeln pst_013.006
Ist Ruh ...»
pst_013.007
in dem langen «u» und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008
Dämmerung hörbar wird, wie in den Zeilen
pst_013.009
«In allen Wipfeln pst_013.010
Spürest du ...»
pst_013.011
das Reimwort auf «Ruh» nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012
weil der Satz nicht schließt, die Stimme also gehoben pst_013.013
bleibt, und dies der angedeuteten letzten Regung pst_013.014
in den Bäumen entspricht; wie endlich die Pause nach
pst_013.015
«Warte nur, balde ...»
pst_013.016
gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers
pst_013.017
«Ruhest du auch ...»
pst_013.018
in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019
beruhigt, sogar das unruhigste Wesen, der Mensch.
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Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/17>, abgerufen am 16.02.2025.
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