Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_156.001 pst_156.021 1. pst_156.022 Die Sprache des Pathos könnte leicht mit der lyrischen pst_156.023 pst_156.001 pst_156.021 1. pst_156.022 Die Sprache des Pathos könnte leicht mit der lyrischen pst_156.023 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="156"/><lb n="pst_156.001"/> dasselbe. Indes, es widerspräche aller überlieferten Terminologie, <lb n="pst_156.002"/> wenn man den engsten Zusammenhang der <lb n="pst_156.003"/> beiden Begriffe leugnen wollte. Wäre er etwa so zu finden, <lb n="pst_156.004"/> daß das Dramatische nicht vom Wesen der Bühne <lb n="pst_156.005"/> her verstanden wird, sondern umgekehrt die historische <lb n="pst_156.006"/> Einrichtung der Bühne aus dem Wesen des dramatischen <lb n="pst_156.007"/> Stils? Phänomenologische Betrachtung läßt nur <lb n="pst_156.008"/> diese Deutung zu. Aus dem Geist dramatischer Dichtung <lb n="pst_156.009"/> ist die Bühne erschaffen worden, als einzig gemäßes <lb n="pst_156.010"/> Instrument für eine neue Poesie. Dies Instrument <lb n="pst_156.011"/> aber, einmal vorhanden, steht nun auch für andere <lb n="pst_156.012"/> dichterische Intentionen zur Verfügung und wird <lb n="pst_156.013"/> im Lauf der Jahrhunderte aufs mannigfaltigste ausgewertet. <lb n="pst_156.014"/> Im Folgenden soll dies deutlicher werden. Hier <lb n="pst_156.015"/> stehe es nur als Erklärung, warum der Abschnitt nicht <lb n="pst_156.016"/> mit der Bühne beginnt, sondern sich zunächst, obzwar <lb n="pst_156.017"/> in ständiger Fühlung mit dem Drama, zwei Arten <lb n="pst_156.018"/> des spannenden Stils zuwendet, die auch außerhalb <lb n="pst_156.019"/> der Bühne möglich und berechtigt sind, dem Pathos <lb n="pst_156.020"/> nämlich und dem Problem.</p> <div n="2"> <lb n="pst_156.021"/> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head> <lb n="pst_156.022"/> <p> Die Sprache des Pathos könnte leicht mit der lyrischen <lb n="pst_156.023"/> Sprache verwechselt werden. Ähnlich wie der <lb n="pst_156.024"/> lyrisch Gestimmte steht auch der pathetisch Erregte <lb n="pst_156.025"/> manchmal als Einzelner da und gibt in unmittelbaren, <lb n="pst_156.026"/> oft nur gestammelten Worten seine Bewegung kund. <lb n="pst_156.027"/> Im Drama verwandelt sich der regelmäßige Vers des <lb n="pst_156.028"/> Dialogs auf Höhepunkten des Pathos nicht selten in <lb n="pst_156.029"/> kompliziertere Gebilde, die äußerlich von lyrischen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0160]
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dasselbe. Indes, es widerspräche aller überlieferten Terminologie, pst_156.002
wenn man den engsten Zusammenhang der pst_156.003
beiden Begriffe leugnen wollte. Wäre er etwa so zu finden, pst_156.004
daß das Dramatische nicht vom Wesen der Bühne pst_156.005
her verstanden wird, sondern umgekehrt die historische pst_156.006
Einrichtung der Bühne aus dem Wesen des dramatischen pst_156.007
Stils? Phänomenologische Betrachtung läßt nur pst_156.008
diese Deutung zu. Aus dem Geist dramatischer Dichtung pst_156.009
ist die Bühne erschaffen worden, als einzig gemäßes pst_156.010
Instrument für eine neue Poesie. Dies Instrument pst_156.011
aber, einmal vorhanden, steht nun auch für andere pst_156.012
dichterische Intentionen zur Verfügung und wird pst_156.013
im Lauf der Jahrhunderte aufs mannigfaltigste ausgewertet. pst_156.014
Im Folgenden soll dies deutlicher werden. Hier pst_156.015
stehe es nur als Erklärung, warum der Abschnitt nicht pst_156.016
mit der Bühne beginnt, sondern sich zunächst, obzwar pst_156.017
in ständiger Fühlung mit dem Drama, zwei Arten pst_156.018
des spannenden Stils zuwendet, die auch außerhalb pst_156.019
der Bühne möglich und berechtigt sind, dem Pathos pst_156.020
nämlich und dem Problem.
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Die Sprache des Pathos könnte leicht mit der lyrischen pst_156.023
Sprache verwechselt werden. Ähnlich wie der pst_156.024
lyrisch Gestimmte steht auch der pathetisch Erregte pst_156.025
manchmal als Einzelner da und gibt in unmittelbaren, pst_156.026
oft nur gestammelten Worten seine Bewegung kund. pst_156.027
Im Drama verwandelt sich der regelmäßige Vers des pst_156.028
Dialogs auf Höhepunkten des Pathos nicht selten in pst_156.029
kompliziertere Gebilde, die äußerlich von lyrischen
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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