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Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557.

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Warsagern geschenck/ welches sein flitschpfeile/ feddern/ din
ger die sie an die ohren hencken/ auff das ye seines Tammara
ka nicht vergessen werde. Wann sie dann alle bei eynander sein/
so nimpt er dann eyn yedern Tammaraka sonderlich/ vnd be
reuchert es mit kraude/ welchs sie Bittin nennen. Darnach
nimpt er die Rassel hart vor den mundt / vnd rasselt mit/ vnd
sagt zu jm: Nee Kora/ nun rede/ vnd laß dich hören/ bistu da
rinne. Dann redet er kleynlich/ vnd gerad eyn wort das man
nicht wol mercken kan. Ob es die rassel thu/ oder ob er es
thue/ Vnd das ander volck meynet/ die rassel thu es. Aber der
warsager thuts selbs/ so thut er mit allen rasseln/ eyner nach
der andern. Eyn yeder meynet dann/ das seine rassel grosse
maacht bei sich hab. Dann gebieten jnen die warsager / das
sie zu kriege ziehen/ feinde fangen/ dann die geyster so in dem
Tammaraka seien / gelüste schlauen fleysch zuessen/ demnach
ziehen sie zu kriege.

Wenn nun der warsager Paygi auß allen rasseln götter
gemacht hat/ so nimpt dann eyn yeder sein rasseln hin/ heysset
sie lieber sohn/ machet jr eyn eygen hüttlin/ da es inne stehet/
setzt jme essen vor/ begert von jme alles was jme von nöten
ist/ gleich wie wir den warhafftigen Gott bitten/ das sein nu
jre götter. Mit dem warhafftigen Gott der hymel vnd
erden gechaffen hat/ haben sie keyne bekümmernus mit/ hal-
tens für eyn alt herkommens/ das hymel vnd erden gewesen
sei. Wissen sonst nichts sonderlich von anfang der welt.

Dann sie sagen/ Es sei eyn mal eyn groß wasser gewesen/
hab alle jre vorvätter verseuffet/ vnd etliche seien inn eynem
nachen daruon kommen/ etliche auff hohen beumen. Welchs
ich achte/ es müsse die sündtflut gewesen sein.

Wie ich nu das erste mal vnter sie kam/ vnd sie mir daruon
sagten/ meynte ich es were ettwan eyn Teuffels gespenste /

Warſagern geſchenck/ welches ſein flitſchpfeile/ feddern/ din
ger die ſie an die ohꝛen hencken/ auff das ye ſeines Tammara
ka nicht vergeſſen werde. Wann ſie dañ alle bei eynander ſein/
ſo nimpt er dann eyn yedern Tammaraka ſonderlich/ vnd be
reuchert es mit kraude/ welchs ſie Bittin nennen. Darnach
nimpt er die Raſſel hart voꝛ den mundt / vnd raſſelt mit/ vnd
ſagt zů jm: Nee Koꝛa/ nun rede/ vnd laß dich hoͤꝛen/ biſtu da
rinne. Dann redet er kleynlich/ vnd gerad eyn woꝛt das man
nicht wol mercken kan. Ob es die raſſel thu/ oder ob er es
thue/ Vnd das ander volck meynet/ die raſſel thu es. Aber der
warſager thuts ſelbs/ ſo thut er mit allen raſſeln/ eyner nach
der andern. Eyn yeder meynet dann/ das ſeine raſſel groſſe
maacht bei ſich hab. Dann gebieten jnen die warſager / das
ſie zů kriege ziehen/ feinde fangen/ dann die geyſter ſo in dem
Tammaraka ſeien / geluͤſte ſchlauen fleyſch zueſſen/ demnach
ziehen ſie zů kriege.

Wenn nun der warſager Paygi auß allen raſſeln goͤtter
gemacht hat/ ſo nimpt dañ eyn yeder ſein raſſeln hin/ heyſſet
ſie lieber ſohn/ machet jr eyn eygen huͤttlin/ da es inne ſtehet/
setzt jme eſſen voꝛ/ begert von jme alles was jme von noͤten
iſt/ gleich wie wir den warhafftigen Gott bitten/ das ſein nu
jre goͤtter. Mit dem warhafftigen Gott der hymel vnd
erden gechaffen hat/ haben ſie keyne bekuͤmmernus mit/ hal-
tens fuͤr eyn alt herkommens/ das hymel vnd erden geweſen
ſei. Wiſſen ſonst nichts ſonderlich von anfang der welt.

Dann ſie ſagen/ Es ſei eyn mal eyn groß waſſer geweſen/
hab alle jre voꝛvaͤtter verſeuffet/ vnd etliche ſeien inn eynem
nachen daruon kommen/ etliche auff hohen beumen. Welchs
ich achte/ es muͤſſe die ſuͤndtflůt geweſen ſein.

Wie ich nu das erſte mal vnter ſie kam/ vnd ſie mir daruon
ſagten/ meynte ich es were ettwan eyn Teuffels geſpenſte /

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[0152] Warſagern geſchenck/ welches ſein flitſchpfeile/ feddern/ din ger die ſie an die ohꝛen hencken/ auff das ye ſeines Tammara ka nicht vergeſſen werde. Wann ſie dañ alle bei eynander ſein/ ſo nimpt er dann eyn yedern Tammaraka ſonderlich/ vnd be reuchert es mit kraude/ welchs ſie Bittin nennen. Darnach nimpt er die Raſſel hart voꝛ den mundt / vnd raſſelt mit/ vnd ſagt zů jm: Nee Koꝛa/ nun rede/ vnd laß dich hoͤꝛen/ biſtu da rinne. Dann redet er kleynlich/ vnd gerad eyn woꝛt das man nicht wol mercken kan. Ob es die raſſel thu/ oder ob er es thue/ Vnd das ander volck meynet/ die raſſel thu es. Aber der warſager thuts ſelbs/ ſo thut er mit allen raſſeln/ eyner nach der andern. Eyn yeder meynet dann/ das ſeine raſſel groſſe maacht bei ſich hab. Dann gebieten jnen die warſager / das ſie zů kriege ziehen/ feinde fangen/ dann die geyſter ſo in dem Tammaraka ſeien / geluͤſte ſchlauen fleyſch zueſſen/ demnach ziehen ſie zů kriege. Wenn nun der warſager Paygi auß allen raſſeln goͤtter gemacht hat/ ſo nimpt dañ eyn yeder ſein raſſeln hin/ heyſſet ſie lieber ſohn/ machet jr eyn eygen huͤttlin/ da es inne ſtehet/ setzt jme eſſen voꝛ/ begert von jme alles was jme von noͤten iſt/ gleich wie wir den warhafftigen Gott bitten/ das ſein nu jre goͤtter. Mit dem warhafftigen Gott der hymel vnd erden gechaffen hat/ haben ſie keyne bekuͤmmernus mit/ hal- tens fuͤr eyn alt herkommens/ das hymel vnd erden geweſen ſei. Wiſſen ſonst nichts ſonderlich von anfang der welt. Dann ſie ſagen/ Es ſei eyn mal eyn groß waſſer geweſen/ hab alle jre voꝛvaͤtter verſeuffet/ vnd etliche ſeien inn eynem nachen daruon kommen/ etliche auff hohen beumen. Welchs ich achte/ es muͤſſe die ſuͤndtflůt geweſen ſein. Wie ich nu das erſte mal vnter ſie kam/ vnd ſie mir daruon ſagten/ meynte ich es were ettwan eyn Teuffels geſpenſte /

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Zitationshilfe: Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/152>, abgerufen am 25.11.2024.