strebte und sagte: "Die Großmutter hat gerufen, ich will zu ihr."
Aber das wollte die Base gerade nicht und beschwichtigte das Kind, es solle nur schnell kommen jetzt, daß sie nicht noch zu spät kommen, sondern, daß sie morgen weiter reisen können, es könne ja dann sehen, wie es ihm gefallen werde in Frank¬ furt, daß es gar nie mehr fort wolle dort, und wenn es doch heim wolle, so könne es ja gleich gehen und dann erst noch der Großmutter Etwas mit heimbringen, was sie freue. Das war eine Aussicht für Heidi, die ihm gefiel. Es fing an zu laufen ohne Widerstreben.
"Was kann ich der Großmutter heimbringen?" fragte es nach einer Weile.
"Etwas Gutes", sagte die Base, "so schöne, weiche Weißbrödchen, da wird sie Freud' haben daran, sie kann ja doch das harte, schwarze Brod fast nicht mehr essen."
"Ja, sie gibt es immer wieder dem Peter und sagt: ,Es ist mir zu hart'; das habe ich selbst gesehen", bestätigte das Heidi. "So wollen wir geschwind gehen, Base Dete; dann kommen wir vielleicht heut' noch nach Frankfurt, daß ich bald wieder da bin mit den Brödchen."
Heidi fing nun so zu rennen an, daß die Base mit ihrem Bündel auf dem Arm fast nicht mehr nachkam. Aber sie war sehr froh, daß es so rasch ging, denn nun kamen sie gleich zu den ersten Häusern vom Dörfli, und da konnte es wieder allerhand Reden und Fragen geben, die das Heidi
ſtrebte und ſagte: „Die Großmutter hat gerufen, ich will zu ihr.“
Aber das wollte die Baſe gerade nicht und beſchwichtigte das Kind, es ſolle nur ſchnell kommen jetzt, daß ſie nicht noch zu ſpät kommen, ſondern, daß ſie morgen weiter reiſen können, es könne ja dann ſehen, wie es ihm gefallen werde in Frank¬ furt, daß es gar nie mehr fort wolle dort, und wenn es doch heim wolle, ſo könne es ja gleich gehen und dann erſt noch der Großmutter Etwas mit heimbringen, was ſie freue. Das war eine Ausſicht für Heidi, die ihm gefiel. Es fing an zu laufen ohne Widerſtreben.
„Was kann ich der Großmutter heimbringen?“ fragte es nach einer Weile.
„Etwas Gutes“, ſagte die Baſe, „ſo ſchöne, weiche Weißbrödchen, da wird ſie Freud' haben daran, ſie kann ja doch das harte, ſchwarze Brod faſt nicht mehr eſſen.“
„Ja, ſie gibt es immer wieder dem Peter und ſagt: ,Es iſt mir zu hart'; das habe ich ſelbſt geſehen“, beſtätigte das Heidi. „So wollen wir geſchwind gehen, Baſe Dete; dann kommen wir vielleicht heut' noch nach Frankfurt, daß ich bald wieder da bin mit den Brödchen.“
Heidi fing nun ſo zu rennen an, daß die Baſe mit ihrem Bündel auf dem Arm faſt nicht mehr nachkam. Aber ſie war ſehr froh, daß es ſo raſch ging, denn nun kamen ſie gleich zu den erſten Häuſern vom Dörfli, und da konnte es wieder allerhand Reden und Fragen geben, die das Heidi
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ſtrebte und ſagte: „Die Großmutter hat gerufen, ich will
zu ihr.“
Aber das wollte die Baſe gerade nicht und beſchwichtigte
das Kind, es ſolle nur ſchnell kommen jetzt, daß ſie nicht noch
zu ſpät kommen, ſondern, daß ſie morgen weiter reiſen können,
es könne ja dann ſehen, wie es ihm gefallen werde in Frank¬
furt, daß es gar nie mehr fort wolle dort, und wenn es
doch heim wolle, ſo könne es ja gleich gehen und dann erſt
noch der Großmutter Etwas mit heimbringen, was ſie
freue. Das war eine Ausſicht für Heidi, die ihm gefiel.
Es fing an zu laufen ohne Widerſtreben.
„Was kann ich der Großmutter heimbringen?“ fragte
es nach einer Weile.
„Etwas Gutes“, ſagte die Baſe, „ſo ſchöne, weiche
Weißbrödchen, da wird ſie Freud' haben daran, ſie kann ja
doch das harte, ſchwarze Brod faſt nicht mehr eſſen.“
„Ja, ſie gibt es immer wieder dem Peter und ſagt:
,Es iſt mir zu hart'; das habe ich ſelbſt geſehen“, beſtätigte
das Heidi. „So wollen wir geſchwind gehen, Baſe Dete;
dann kommen wir vielleicht heut' noch nach Frankfurt, daß
ich bald wieder da bin mit den Brödchen.“
Heidi fing nun ſo zu rennen an, daß die Baſe mit
ihrem Bündel auf dem Arm faſt nicht mehr nachkam. Aber
ſie war ſehr froh, daß es ſo raſch ging, denn nun kamen
ſie gleich zu den erſten Häuſern vom Dörfli, und da konnte
es wieder allerhand Reden und Fragen geben, die das Heidi
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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/95>, abgerufen am 23.07.2024.
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