Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.wehrend. Aber das Vorhaben saß fest in Heidi's Sinn, Am vierten Tag, als es draußen knisterte und knarrte wehrend. Aber das Vorhaben ſaß feſt in Heidi's Sinn, Am vierten Tag, als es draußen kniſterte und knarrte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="57"/> wehrend. Aber das Vorhaben ſaß feſt in Heidi's Sinn,<lb/> denn die Großmutter hatte es ja ſagen laſſen, ſo mußte es<lb/> ſein. So verging kein Tag mehr, an dem das Kind nicht<lb/> fünf und ſechs Mal ſagte: „Großvater, jetzt muß ich gewiß<lb/> gehn, die Großmutter wartet ja immer auf mich.“</p><lb/> <p>Am vierten Tag, als es draußen kniſterte und knarrte<lb/> vor Kälte bei jedem Schritt und die ganze große Schneedecke<lb/> ringsum hart gefroren war, aber eine ſchöne Sonne in's<lb/> Fenſter guckte gerade auf Heidi's hohen Stuhl hin, wo es<lb/> am Mittagsmahl ſaß, da begann es wieder ſein Sprüchlein:<lb/> „Heut' muß ich aber gewiß zur Großmutter gehn, es<lb/> währt ihr ſonſt zu lange.“ Da ſtand der Großvater auf<lb/> vom Mittagstiſch, ſtieg auf den Heuboden hinauf, brachte<lb/> den dicken Sack herunter, der Heidi's Bettdecke war und<lb/> ſagte: „So komm!“ In großer Freude hüpfte das Kind<lb/> ihm nach in die glitzernde Schneewelt hinaus. In den<lb/> alten Tannen war es nun ganz ſtill und auf allen Aeſten<lb/> lag der weiße Schnee und in dem Sonnenſchein ſchimmerte<lb/> und funkelte es überall von den Bäumen in ſolcher Pracht,<lb/> daß Heidi hoch aufſprang vor Entzücken und ein Mal über's<lb/> andere ausrief: „Komm' heraus, Großvater, komm' heraus!<lb/> Es iſt lauter Silber und Gold an den Tannen!“ Denn<lb/> der Großvater war in den Schopf hineingegangen und kam<lb/> nun heraus mit einem breiten Stoßſchlitten, da war vorn<lb/> eine Stange angebracht und von dem flachen Sitz konnte<lb/> man die Füße nach vorn hinunter halten und gegen den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
wehrend. Aber das Vorhaben ſaß feſt in Heidi's Sinn,
denn die Großmutter hatte es ja ſagen laſſen, ſo mußte es
ſein. So verging kein Tag mehr, an dem das Kind nicht
fünf und ſechs Mal ſagte: „Großvater, jetzt muß ich gewiß
gehn, die Großmutter wartet ja immer auf mich.“
Am vierten Tag, als es draußen kniſterte und knarrte
vor Kälte bei jedem Schritt und die ganze große Schneedecke
ringsum hart gefroren war, aber eine ſchöne Sonne in's
Fenſter guckte gerade auf Heidi's hohen Stuhl hin, wo es
am Mittagsmahl ſaß, da begann es wieder ſein Sprüchlein:
„Heut' muß ich aber gewiß zur Großmutter gehn, es
währt ihr ſonſt zu lange.“ Da ſtand der Großvater auf
vom Mittagstiſch, ſtieg auf den Heuboden hinauf, brachte
den dicken Sack herunter, der Heidi's Bettdecke war und
ſagte: „So komm!“ In großer Freude hüpfte das Kind
ihm nach in die glitzernde Schneewelt hinaus. In den
alten Tannen war es nun ganz ſtill und auf allen Aeſten
lag der weiße Schnee und in dem Sonnenſchein ſchimmerte
und funkelte es überall von den Bäumen in ſolcher Pracht,
daß Heidi hoch aufſprang vor Entzücken und ein Mal über's
andere ausrief: „Komm' heraus, Großvater, komm' heraus!
Es iſt lauter Silber und Gold an den Tannen!“ Denn
der Großvater war in den Schopf hineingegangen und kam
nun heraus mit einem breiten Stoßſchlitten, da war vorn
eine Stange angebracht und von dem flachen Sitz konnte
man die Füße nach vorn hinunter halten und gegen den
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