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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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meckerte voller Zorn und Ueberraschung, daß er so am
Bein festgehalten und am Fortsetzen seines fröhlichen Streif¬
zugs gehindert war, und strebte eigensinnig vorwärts. Der
Peter schrie nach Heidi, daß es ihm beistehe, denn er konnte
nicht aufstehen und riß dem Distelfink fast das Bein aus.
Heidi war schon da und erkannte gleich die schlimme Lage
der Beiden. Es riß schnell einige wohlduftende Kräuter
aus dem Boden und hielt sie dem Distelfink unter die Nase
und sagte begütigend: "Komm', komm', Distelfink, du mußt
auch vernünftig sein! Sieh', da kannst du hinabfallen und
ein Bein brechen, das thut dir furchtbar weh."

Das Gaißlein hatte sich schnell umgewandt und dem
Heidi vergnüglich die Kräuter aus der Hand gefressen. Der¬
weilen war der Peter auf seine Füße gekommen und hatte
den Distelfink an der Schnur erfaßt, an welcher sein Glöck¬
chen um den Hals gebunden war, und Heidi erfaßte diese
von der andern Seite und so führten die Beiden den Aus¬
reißer zu der friedlich weidenden Heerde zurück. Als ihn
aber Peter hier in Sicherheit hatte, erhob er seine Ruthe
und wollte ihn zur Strafe tüchtig durchprügeln, und der
Distelfink wich scheu zurück, denn er merkte, was begegnen
sollte. Aber Heidi schrie laut auf: "Nein, Peter, nein,
du mußt ihn nicht schlagen, sieh', wie er sich fürchtet."

"Er verdient's", schnurrte Peter und wollte zuschlagen.
Aber Heidi fiel ihm in den Arm und rief ganz entrüstet:
"Du darfst ihm Nichts thun, es thut ihm weh, laß ihn los."

meckerte voller Zorn und Ueberraſchung, daß er ſo am
Bein feſtgehalten und am Fortſetzen ſeines fröhlichen Streif¬
zugs gehindert war, und ſtrebte eigenſinnig vorwärts. Der
Peter ſchrie nach Heidi, daß es ihm beiſtehe, denn er konnte
nicht aufſtehen und riß dem Diſtelfink faſt das Bein aus.
Heidi war ſchon da und erkannte gleich die ſchlimme Lage
der Beiden. Es riß ſchnell einige wohlduftende Kräuter
aus dem Boden und hielt ſie dem Diſtelfink unter die Naſe
und ſagte begütigend: „Komm', komm', Diſtelfink, du mußt
auch vernünftig ſein! Sieh', da kannſt du hinabfallen und
ein Bein brechen, das thut dir furchtbar weh.“

Das Gaißlein hatte ſich ſchnell umgewandt und dem
Heidi vergnüglich die Kräuter aus der Hand gefreſſen. Der¬
weilen war der Peter auf ſeine Füße gekommen und hatte
den Diſtelfink an der Schnur erfaßt, an welcher ſein Glöck¬
chen um den Hals gebunden war, und Heidi erfaßte dieſe
von der andern Seite und ſo führten die Beiden den Aus¬
reißer zu der friedlich weidenden Heerde zurück. Als ihn
aber Peter hier in Sicherheit hatte, erhob er ſeine Ruthe
und wollte ihn zur Strafe tüchtig durchprügeln, und der
Diſtelfink wich ſcheu zurück, denn er merkte, was begegnen
ſollte. Aber Heidi ſchrie laut auf: „Nein, Peter, nein,
du mußt ihn nicht ſchlagen, ſieh', wie er ſich fürchtet.“

„Er verdient's“, ſchnurrte Peter und wollte zuſchlagen.
Aber Heidi fiel ihm in den Arm und rief ganz entrüſtet:
„Du darfſt ihm Nichts thun, es thut ihm weh, laß ihn los.“

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[44/0054] meckerte voller Zorn und Ueberraſchung, daß er ſo am Bein feſtgehalten und am Fortſetzen ſeines fröhlichen Streif¬ zugs gehindert war, und ſtrebte eigenſinnig vorwärts. Der Peter ſchrie nach Heidi, daß es ihm beiſtehe, denn er konnte nicht aufſtehen und riß dem Diſtelfink faſt das Bein aus. Heidi war ſchon da und erkannte gleich die ſchlimme Lage der Beiden. Es riß ſchnell einige wohlduftende Kräuter aus dem Boden und hielt ſie dem Diſtelfink unter die Naſe und ſagte begütigend: „Komm', komm', Diſtelfink, du mußt auch vernünftig ſein! Sieh', da kannſt du hinabfallen und ein Bein brechen, das thut dir furchtbar weh.“ Das Gaißlein hatte ſich ſchnell umgewandt und dem Heidi vergnüglich die Kräuter aus der Hand gefreſſen. Der¬ weilen war der Peter auf ſeine Füße gekommen und hatte den Diſtelfink an der Schnur erfaßt, an welcher ſein Glöck¬ chen um den Hals gebunden war, und Heidi erfaßte dieſe von der andern Seite und ſo führten die Beiden den Aus¬ reißer zu der friedlich weidenden Heerde zurück. Als ihn aber Peter hier in Sicherheit hatte, erhob er ſeine Ruthe und wollte ihn zur Strafe tüchtig durchprügeln, und der Diſtelfink wich ſcheu zurück, denn er merkte, was begegnen ſollte. Aber Heidi ſchrie laut auf: „Nein, Peter, nein, du mußt ihn nicht ſchlagen, ſieh', wie er ſich fürchtet.“ „Er verdient's“, ſchnurrte Peter und wollte zuſchlagen. Aber Heidi fiel ihm in den Arm und rief ganz entrüſtet: „Du darfſt ihm Nichts thun, es thut ihm weh, laß ihn los.“

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/54>, abgerufen am 27.11.2024.